Taxi, Polizei, Rettungswagen & Co. Was Sonderfahrzeuge für Autobauer bedeuten

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Bratzel: Wenig Umsatz, viel Prestige

Bei den Absatzzahlen für ihre Sonderfahrzeuge schweigen sich die meisten Hersteller aus. Einzig BMW spricht von 2100 Fahrzeugen für 2013. Davon gingen 70 Prozent an die Polizei. Bundesweit sehen sich die Münchner dort bei einem Marktanteil von rund zehn Prozent. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) schlüsselt unterschiedliche Segmente wie Polizei oder Rettungskräfte nicht getrennt voneinander auf. Klar ist aber dennoch: Es geht um einige Tausend Neuzulassungen pro Jahr.

Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen lieferte Volkswagen-Pkw 2013 sogar mehr als 25.000 Autos in Deutschland aus und damit ein Viertel mehr als 2012, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Seit kurzem gebe es auch den neuen Golf-Variant direkt ab Werk mit Fahrhilfen.

Volkswagen schaffte jüngst neue Voraussetzungen für die Nische. In Sachsen beginnt der Konzern am neuen Standort St. Egidien derzeit den Bau von Sonderfahrzeugen auf Basis des neuen Golf-Kombi, dessen angepasste Varianten an Behörden, Polizei und Fahrschulen gehen.

Die Signalwirkung solcher Sonderfahrzeuge ist nicht ohne. „Das ist schon ein interessanter Imageaspekt“, sagt Autoprofessor Stefan Bratzel. „Der Prestigewert macht sich mit Sicherheit bemerkbar, auch wenn Umsatz und Ergebnis natürlich vergleichsweise winzig sind.“ Den Werbewert der Automarken etwa bei den Sympathieträgern Polizei oder Feuerwehr dürfe man nicht zu gering einschätzen, die Mühe lohne dort.

Und mitunter geht es auch um dicke Aufträge. So orderte etwa Nordrhein-Westfalens Polizei vor zwei Jahren 2000 neue Streifenwagen bei VW. Die Anschaffung schlug mit 67 Millionen Euro zu Buche, 33.500 Euro pro Streifenwagen. Damals gab es auch Kritik, dass NRW nicht die am Ort verwurzelten Hersteller Opel oder Ford stütze. Dem Geschäft ging jedoch eine europaweite Ausschreibung voran. Branchenexperte Bratzel gibt zu bedenken, dass die öffentliche Hand - soweit möglich - schon ein Stück weit darauf achten müsse, die eigene Wirtschaft zu stützen.

Und ganz offensichtlich funktioniert das Prinzip, dass beispielsweise die Polizei im Daimler-Land Baden-Württemberg eher Mercedes fährt als Wagen der bayerischen Konkurrenz BMW. Andersherum natürlich genauso. „Ich vermute: Da kommen sich beide Seiten entgegen“, sagt Bratzel.

Kein Wunder also, dass 1996 der einmillionste Porsche im damals noch grün-weißen Anstrich an Baden-Württembergs Autobahnpolizei ging. Auch die Eskorte des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer im legendären Mercedes 300 waren Porsches, weiß Dieter Landenberger aus dem Porsche-Archiv. „Die mussten doch mithalten, da blieb nichts anderes übrig.“

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