




Mehr als 453.000 Autofahrer waren im vergangenen Jahr mindestens einmal mit einem Carsharing-Fahrzeug unterwegs. Den Wagen mit anderen zu teilen - dieser Gedanke lockte damit knapp 200.000 Neukunden, wie der Bundesverband Carsharing mitteilt - in ihm sind mehr als 100 Carsharing-Anbietern organisiert. Nach seiner Beobachtung können die Autohersteller auf dem Markt zunehmend Fuß fassen: Ihre Angebote mit stationsunabhängigen Autos zogen etwa drei Viertel der Neukunden an.
Inzwischen können Teilungswillige zwischen rund 140 Anbietern in Deutschland wählen - der erste startete 1988 in Berlin. Doch die Bundeshauptstadt ist nicht wie man meinen könnte auch die Hochburg der Carsharer. In einer Erhebung vom September vergangenen Jahres ermittelte der Verband die Carsharing-Auto-Quote pro 1000 Einwohnern. Danach findet sich die beste Abdeckung in Karlsruhe (1), Düsseldorf (2), München (3) und Stuttgart (4). Berlin hat zwar absolut betrachtet die meisten Carsharing-Anbieter, landet im Verhältnis zur Einwohnerzahl aber auf Platz 5 von 37 gelisteten Städten über 200.000 Einwohner.
Es fällt auf, dass die klassischen Anbieter (besonders in den Städten Karlsruhe, Stuttgart und Freiburg) oft ein wesentlich höheres Angebot pro 1.000 Einwohner haben als die Angebote der Autohersteller. Willi Loose, Geschäftsführer vom Bundesverband Carsharing: "In der Öffentlichkeit wird der Eindruck erweckt, dass die neuen Anbieter aus der Autoindustrie von vornherein ein sehr viel umfangreicheres Carsharing-Angebot auf die Beine stellen. Dabei wird übersehen, dass in vielen Städten abseits der aktuellen Wahrnehmung im Laufe der Jahre nicht nur ein hervorragendes, kundennahes Angebot entwickelt wurde, sondern auch ein wesentlich dichteres. In sechs von zehn erstplatzierten Carsharing-Städten sind die neuen Anbieter nicht vertreten.“
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Autohersteller wie Daimler, BMW und Citroën sind vor ein paar Monaten mit einem neuen Konzept ins Carsharing eingestiegen: Ihre Kunden in Berlin, Hamburg und Köln dürfen die Autos überall im Stadtgebiet abstellen. Die neuen One-Way-Systeme wie Daimlers Car2Go und DriveNow von BMW verzichten auf Monatsgebühren, verlangen dafür höhere Minuten- und Kilometerpauschalen. Bei der Großstadtklientel kommt das gut an. Und das Potenzial für den Markt ist noch enorm. Gab es Ende 2011 in Europa 700.000 Carsharing-Kunden, werden es nach einer Prognose der Beratung Frost & Sullivan 2020 nahezu 15 Millionen Nutzer sein.
Gerade für Städter, die meist den öffentlichen Nahverkehr nutzen und nur selten ein eigenes Auto brauchen, kann Carsharing deutlich günstiger sein als einen eigenen Pkw zu unterhalten. So errechnete die Stiftung Warentest im Februar 2012 bei einer Jahreskilometerleistung von 5000 km monatliche Carsharing-Kosten von von 138 Euro pro Monat, der eigene Wagen hätte dagegen 206 Euro gekostet.
Das wachsende Interesse am Carsharing hält der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, für ein Indiz, dass das eigene Auto immer weniger ein Statussymbol sei. „Es ist gut, dass mit Carsharing eine undogmatische Alternative besteht.“ Das sieht man bei Carsharing-Verband natürlich ähnlich: "Die Einstellung junger urbaner Menschen ändert sich. Ihre Statussymbole sind eher moderne Kommunikationsmittel, nicht mehr das eigene Fahrzeug", mein Loose. Derzeit wächst die Zahl der Nutzer um jährlich rund 20 Prozent. Die 145 stationären Anbieter sind in 343 Städten und Gemeinden präsent. Bei gut 43 Millionen Autos auf deutschen Straßen fallen die gut 12.000 Fahrzeuge in den Carsharing-Fuhrparks bisher aber noch kaum ins Gewicht. Der Bundesverband hofft, dass sich 2020 zwei Millionen Menschen in Deutschland das Auto mit anderen teilen.
Um das Angebot noch attraktiver zu machen, würden die Carsharing-Anbieter gerne mehr Elektrofahrzeuge in ihre Flotten aufnehmen, so der Carsharing-Verband. Doch noch seien diese zu teuer, um sie in die regulären Tarife zu integrieren. Frost & Sullivan gehen davon aus, dass bis 2020 europaweit rund 240.000 Carsharing-Fahrzeuge unterwegs sind - darunter auch viele Elektroautos.
Mit Material von dpa