Tencent Chinesen steigen bei Tesla ein

Mit der Ausgabe neuer Anleihen will Tesla-Gründer Elon Musk die Produktion des Model 3 finanzieren. Der chinesische Internetkonzern Tencent nutzt die Gunst der Stunde – und hält nun deutliche Anteile am Elektropionier.

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Tesla streicht das Einstiegsmodell

Der chinesische Internetkonzern Tencent hat aus seinen Ambitionen, den Markt für Elektroautos aufmischen zu wollen, bislang nie einen Hehl gemacht. Nun haben sich die Chinesen auch im großen Stil am kalifornischen Elektropionier Tesla beteiligt. In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC teilten die Chinesen am Dienstag mit, dass sie rund fünf Prozent an Tesla halten – Aktien im Wert von 1,8 Milliarden Dollar (rund 1,7 Milliarden Euro).

Tesla-Chef Elon Musk wollte mit der Geldspritze eigentlich den Produktionsanlauf des Model 3 finanzieren. Teslas erstes Modell für den Massenmarkt soll Mitte 2018 an die ersten Kunden ausgeliefert werden. Mit den neuen Anleihen wollte der chronisch defizitäre Elektropionier die Investition absichern. Doch gleichzeitig hat sich Musk damit auch einen chinesischen Investor an Bord geholt, der in den nächsten Jahren zum Konkurrenten werden könnte.

Zum Konglomerat von Tencent gehört unter anderem das Online-Netzwerk WeChat – die chinesische Antwort auf Whatsapp. Doch auch den Automarkt wollen die Chinesen in den kommenden Jahren aufmischen. Unter dem Dach der „Future Mobility Corporation“ entwickeln die Chinesen gemeinsam mit dem Apple-Zulieferer Foxconn eigene Elektroautos.

Als Elon Musk im vergangenen Jahr davon sprach, das Gehirn direkt an Computer anzuschließen, klang das ein wenig nach Fantastereien. Jetzt wird bekannt: Der Tesla-Chef arbeitet wirklich daran.

Schlagzeilen machte die Neugründung, als sie im vergangenen Jahr führende Entwickler der BMW-Elektroautosparte abwarb – unter anderem Carsten Breitfeld, der federführend für die Entwicklung des elektrischen Sportwagens i8 verantwortlich war. Im Januar hatte FMC angekündigt, für 1,7 Milliarden Dollar ein neues Werk in den USA zu bauen, in dem im Jahr 2020 das erste Serienfahrzeug vom Band laufen soll. In China baut FMC für umgerechnet 1,5 Milliarden Euro ein Werk, das 300.000 Fahrzeuge im Jahr produzieren soll.

Doch das ist nicht das einzige Elektro-Engagement: Vor wenigen Tagen stieg Tencent gemeinsam mit dem chinesischen Internetkonzern Baidu auch beim chinesischen Elektro-Start-up Nio ein. Auf der Internetkonferenz „South by Southwest“ im texanische Austin hatte Nio vor wenigen Wochen den elektrischen Sportwagen P9 präsentiert, der mit 1360 PS etwa doppelt so leistungsfähig ist wie ein Tesla und prompt auch bei einer Testfahrt auf dem Nürburgring alle Rekorde brach.

So will Tesla den Massenmarkt elektrisieren
Tesla-CEO Elon Musk stellt das Model 3 vor Quelle: AP
Das Model 3 feierte seine Premiere im Tesla Motors Design Studio im kalifornischen Hawthorne. Quelle: AP
Tesla Model 3 Quelle: PR
Tesla Model 3 Quelle: PR
Einige Kunden warteten schon einen Tag vor der Präsentation vor den firmeneigenen Shops: Quelle: dpa
Tesla Model 3 Quelle: PR
Elon Musk im Jahr 2010 anlässlich des Tesla-Börsengangs an die Nasdaq Quelle: AP

Entworfen wurde das Modell vom ehemaligen BMW-Chefdesigner Kris Tomasson. Es soll zunächst beweisen, wozu die Chinesen im Stande sind. Gerade einmal sechs Exemplare wurden für 1,2 Millionen Euro pro Stück für Sammler herstellt. Doch in den nächsten Jahren soll auch Nio den Massenmarkt erreichen. Zwei neue Modelle sollen bis 2020 auf den amerikanischen Markt kommen. Das haben die Chinesen bereits angekündigt. Damit wäre die Marke ebenfalls ein direkter Konkurrent für Tesla.

Was wollen die Chinesen mit Tesla?

Welche Strategie die Chinesen mit dem Einstieg beim kalifornischen Elektropionier verfolgen, ist noch nicht klar. Um operativ eingreifen zu können, ist ihr Anteil zu klein. Doch schon in der Vergangenheit hatte Tesla mitunter technische Kooperationen mit seinen Investoren aus der Autobranche geschlossen. Vor dem Verkauf der Anteile gehörte Daimler zu den Partnern von Tesla, die Kalifornier lieferten unter anderem die Antriebs- und Batterietechnologie für die elektrische Mercedes B-Klasse.

Tesla baut weiter an seiner Batteriefabrik
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Im Juli 2016 hatte Tesla zur offiziellen Eröffnung erstmals Presse-Fotografen auf das Gelände gelassen. Die bezeichnend "Gigafactory" genannte Anlage gehört sogar zu den größten Produktionsstätten überhaupt. Hier sollen Akkus für Elektroautos und Heimspeicher vom Band laufen – mehr als alle Hersteller der Welt heute zusammen produzieren. (Stand: Juli 2016) Quelle: AP
Im Juli waren erst 14 Prozent der Anlage in Betrieb. Dennoch hatte Tesla-Gründer Elon Musk Ende Juli zur Eröffnungsfeier geladen – einige Tage vorher durften sich bereits Journalisten und Fotografen auf dem Fabrikgelände umsehen. Voll in Betrieb soll die Anlage erst 2018 sein. Bis dahin wird an allen Ecken und Enden gebaut. Quelle: REUTERS
Auch wenn es noch nicht so aussieht: Diese Halle ist einer der Grundpfeiler der Strategie von Elon Musk, mit der er Tesla von einem Nischen- zu einem Massenhersteller machen und ganz nebenbei dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen will. Quelle: REUTERS
Die eigenen Batterien sind unerlässlich, wenn Tesla mit dem Model 3 (im Bild ein ausgestellter Prototyp) ab dem kommenden Jahr die Massen mobilisieren soll. Zum einen, weil momentan gar nicht genügen Akkus für die angepeilten Stückzahlen des Model 3 zugekauft werden könnten. Zum anderen, weil sie schlichtweg zu teuer wären. Der angekündigte Preis von 35.000 Dollar für den Wagen wäre nicht zu halten. Quelle: REUTERS

In der Vergangenheit hatte Elon Musk immer wieder vor den Ambitionen der Chinesen im Elektroautobereich gewarnt und Chancengleichheit eingefordert. Bislang fehlt Tesla eine lokale Produktion in der Volksrepublik. Die Modelle der Kalifornier werden darum mit hohen Importzöllen belegt. Mitte 2016 hatte Musk daher angekündigt, innerhalb der nächsten drei Jahre eine lokale Fertigung in China aufbauen zu wollen.

Während der neue US-Präsident Donald Trump bisher wenig zur Förderung der Elektromobilität tut, hat sich die chinesische Regierung auf die Fahnen geschrieben, das Land zum führenden Elektrostandort zu machen – und den Anteil von E-Autos deutlich zu steigern.

Der Autobauer Tesla hat einen Großauftrag beim schwäbischen Auto-Zulieferer SHW storniert. Dies hat Tesla der WirtschaftsWoche exklusiv bestätigt. Tesla bestreitet einen Zusammenhang zur neuen Industriepolitik Trumps.
von Stefan Hajek

Damit könnte Tencent sich auf einen starken Heimatmarkt verlassen. Schon heute ist China nach Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey einer der wichtigsten Produzenten von Elektroautos. Von den rund 870.000 weltweit verkauften E-Fahrzeugen kommen 43 Prozent aus China, die USA und Deutschland landen deutlich dahinter. Und auch bei den Batteriezellen, die den Großteil der Kosten eines Elektroautos ausmachen, wollen die Chinesen in den kommenden Jahren aufholen.

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