Tesla Dagobert Musk

Tesla-Chef Elon Musk Quelle: dpa

Doppelt so wertvoll wie Apple, sprudelnd vor Geld, immun gegen Rezession – Tesla-Chef Elon Musk brilliert als Meister-Verkäufer. Tatsächlich wird er bei den Barmitteln bald Mercedes überholen. Doch die Börse nimmt ihm den Optimismus derzeit nicht ab.

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Elon Musk übt sich am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen des dritten Quartals in ungewohnter Bescheidenheit. „Ich bin kein Investor. Ich bin Ingenieur, ich entwickle Produkte“, spielt er seine Rolle herunter. Verkäufer hat er allerdings in der Aufzählung vergessen. Denn Musk weiß wie kaum ein anderer wie man Erwartungen schürt und auf der Klaviatur der Gefühle von Investoren spielt. Tesla, so behauptet er, habe das Potential, „wertvoller als Apple und Saudi Aramco zu werden“. Wahrscheinlich doppelt so viel, legt er später nach. Apple ist derzeit 2,3 Billionen Dollar wert. Aramco, die größte Erdölfördergesellschaft der Welt, immerhin 2 Billionen Dollar. Tesla ist derzeit knapp 700 Milliarden Dollar wert. Kann Tesla tatsächlich die 4 Billionen Dollar Marke reißen, also seinen Wert mehr als verfünffachen? Oder wird der Börsenwert von Apple und Aramco in den nächsten Jahren sinken und Tesla stattdessen weiter steigen? Musk nennt keinen Zeithorizont und baut schon mal vor. „Ich sage nicht, dass es geschehen wird, aber es ist möglich.“

Geschickt bringt er dann noch Aktienrückkäufe ins Spiel, die Tesla bislang vermieden hat. Laut Musk hat man das bereits im Verwaltungsrat diskutiert, fünf bis zehn Milliarden Dollar könnte man dafür schon aufwenden. Denn selbst in einer Rezession würde Tesla genügend Cash produzieren. „Wir können in so viel investieren wie wir wollen und würden immer noch Geld übrighaben“, behauptet er. Und sein Finanzchef Zach Kirkhorn stimmt ein: „Selbst in einer brutalen Rezession werden wir eine Menge Geld hereinholen.“

Tatsächlich sieht die Bilanz von Tesla derzeit gut aus. Über 21 Milliarden Dollar liquide Mittel verfügt der texanische Konzern. Zum Vergleich: BMW hat ungefähr 28 Milliarden Dollar, Mercedes rund 23 Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Tesla könnte also zumindest Mercedes im nächsten Quartal überholen. Und dann auch bald an BMW vorbeiziehen. Denn die beiden deutschen Premiummarken müssen in den nächsten Jahren Milliarden von Dollar in neue Elektroauto -und Batteriefabriken investieren. Mehr jedenfalls als Tesla. Vorbei sind die Zeiten, wo Musk nicht wusste, ob er überhaupt die Gehälter seiner Mitarbeiter noch zahlen würde können.

Aber auch beim Aktienrückkauf bleibt Musk im Ungewissen. Ob der nächstes Jahr kommt, ist nicht sicher.

Klar ist, dass die Tesla-Aktie Aufwind vertragen kann. Seit Jahresfang hat sie 35 Prozent nachgegeben. Und im nachbörslichen Handel knickt sie am Mittwoch um bis zu sechs Prozent ein. Zwar hat der Autokonzern im dritten Quartal wieder Rekorde beim Verkauf seiner Elektroautos gesetzt und mit ihnen sowie Solaranlagen und Speichern einen Umsatz von 21,4 Milliarden Dollar erzielt, bei einem Gewinn von 3,3 Milliarden Dollar. Doch die Analysten hatten 600 Millionen Dollar mehr Umsatz erwartet und 300 Millionen Dollar mehr beim Gewinn.

Über allem hängt zudem die Frage, wieviel Tesla-Aktien Musk verkaufen muss, um den Kauf von Twitter zu finanzieren.

Dass Tesla im dritten Quartal Fahrzeuge für acht Verkaufsstage auf Lager hatte, klingt zwar niedrig. Doch im Quartal zuvor, war es nur die Hälfte. Lässt die Nachfrage nach Teslas also nach oder liegt es nur daran, dass das Unternehmen nicht genug Lieferkapazitäten hat, um diese schnell auszuliefern?

Musk jedenfalls verstreut Zuversicht. „Wir erwarten für die absehbare Zukunft, jedes Fahrzeug zu verkaufen“, sagt er. Und geizt nicht mit Superlativen. Das vierte Quartal, prophezeit Musk, werde „episch.“ Das muss es auch werden. Denn um das Ziel von 50 Prozent jährlichen Wachstum bei ausgelieferten Fahrzeugen zu erreichen, muss Tesla in diesem Jahr rund 1,4 Millionen Fahrzeuge an den Käufer bringen. Bis Ende September waren es 908.573. Tesla muss also noch knapp eine halbe Million Fahrzeuge bis Silvester absetzen. Das wird ein Kraftakt.

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Während in den vergangenen zwölf Monaten die Preise für Rohmaterial und Transport durch die Decke geschossen sind, lassen sie nun laut Musk langsam nach. Zwar werde man das in den Kosten im vierten Quartal noch nicht sehen, wirft Finanzchef Kirkhorn eilig ein. Aber Musk erwartet nächstes Jahr geringere Kosten. Die Notenbank Fed sehe zu viel in den Rückspiegel. Laut Musk ist das große Thema nicht Inflation, sondern die drohende Deflation. Und ab nächstes Jahr bekommt Tesla in den USA wieder eine kräftige Bundes-Förderung von mindestens 7500 Dollar bei den Einstiegsversionen von Model 3 und Model Y. Dank US-Präsident Bidens sogenanntem „Inflation Reduction Act“, kurz IRA, der die Elektroautoförderung auch für Hersteller wieder einführt, die in der Vergangenheit die Kappungsgrenzen überschritten hatten. Dafür müssen die Hersteller ihre Fahrzeuge und Akkus in den USA produzieren. Das ist der Grund, warum Volkswagen, Mercedes und BMW nun Milliarden von Dollar in ihre US-Autofabriken investieren, samt eigener Akkufertigung.

Musk ist sich sicher, dass man die strengen Vorgaben, auch beim Einkauf der Rohstoffe für Akkus, erreichen wird und den IRA voll ausschöpfen kann.

So vage Musk beim Zeithorizont für Aktienrückkauf und Aufstieg zum wertvollsten Unternehmen der Welt bleibt, umso klarer bekennt er sich bei einem brisanten Thema, dem autonomen Fahren. Dort macht sich im Markt Ernüchterung breit. Nicht jedoch bei Musk. Wer von den Tesla-Eigentümern die Option für autonomes Fahren erworben habe und sie bislang nicht nutzen konnte, werde das in den nächsten vier Wochen tun können. Wer heute einen Tesla mit Selbstfahroption kauft, kriegt die Beta gleich freigeschaltet. Das gilt für US-Kunden. Aber auch nach Europa will Musk damit nächstes Jahr.

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Autonomes Fahren definiert Musk so, dass man sich zu seinem Fahrziel vom Auto chauffieren lassen kann, ohne eingreifen zu müssen. Schon heute, behauptet er, sei das bei der Beta sicherer als normales Fahren. Und im nächsten Jahr werde man genug Daten haben, um auch bei den Aufsichtsbehörden nachweisen zu können, dass dies der Fall sei. Es scheint aber so zu sein, dass der Fahrer bei Tesla weiterhin die Verantwortung trägt. Anders als der Rest der Branche, der autonomes Fahren anders definiert.
Bei Mercedes Drive Pilot übernimmt im sogenannten Level 3 der Konzern die Veranwortung, dass keine Unfälle passieren. BMW wird das im nächsten Jahr offerieren.

Ist das autonome Fahren bei Tesla eine gut vermarktete Mogelpackung, nur ein Fahrassistenzsystem? Oder setzt der Rest der Branche zu hohe Maßstäbe an? Klar ist, dass hier der Regulierer das letzte Wort sprechen wird.

Die Beziehung zur Straßenverkehrsbehörde der USA ist jedenfalls nicht die Beste. Sie durchleuchtet immer noch Unfälle mit Teslas.

Optimistisch ist Musk auch, was Stromausfälle in Deutschland angeht. Ein mögliches Zurückfahren der Produktion bei seiner Fabrik in Brandenburg sieht er nicht. „Ich mache mir da keine großen Sorgen“, sagt der Tesla-Chef.

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„Der Wettbewerb wird härter, und Tesla wird sich anstrengen müssen, um seine Aura zu bewahren“, meint Autoexpertin Alyssa Altman vom Beratungsunternehmen Publicis Sapient. Dennoch, so Altman, werden kurzfristige Verluste aufgrund von Marktkräften und Lieferkettenrealitäten Tesla nicht davon abhalten, weiterhin der führende Wettbewerber auf dem Markt für Elektrofahrzeuge zu sein.

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