Tesla Warum der Rückzug von der Börse Sinn ergibt

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Hochfliegende Ambitionen zum Verändern der Welt

Tatsächlich wäre es für Musk wesentlich bequemer, Tesla aus dem Sperrfeuer der Wall Street zu nehmen. Vor allem, was ihn wahrscheinlich am meisten beflügelt, um Leerverkäufern eine Nase zu drehen. Und er müsste sich nicht von Analysten teeren und federn lassen, wenn er sein Versprechen kassiert, kein zusätzliches Kapital aufnehmen. Akkus sind der größte Engpass für die Expansion von Tesla, sowohl bei Autos als auch Solar-Energiespeichern. Seine Gigafactory in Nevada reicht nicht aus. Für das Errichten von zusätzlichen Produktionsstätten in China und Deutschland braucht Musk frische Gelder. Sie befeuern Wachstum und wären damit gut angelegt.

Tesla ist als Weltmarke bekannt genug, um sich aus anderen Quellen zu finanzieren. Die Zeiten, wo der Börsengang die Existenz des Silicon-Valley-Start-ups und den Produktionsbeginn des Tesla S sichern musste, sind vorbei. In den Zeiten der lockeren Finanzen und niedrigen Zinsen, das sieht Musk bei seinem Weltraumtransportunternehmen SpaceX, gibt es dank privatem Geld Alternativen zum Börsengang.

Finanzbeteiligungsunternehmen haben seit langem Probleme, ihr Kapital einigermaßen plausibel anzulegen. Davon profitiert Softbank-Chef Masayoshi Son, der sich für seine Abenteuer bei Uber, WeWork und dem Chiphersteller Nvidia über seinen Vision Fonds rund 100 Milliarden Dollar gesichert hat, viel davon aus der arabischen Welt. Darunter auch Gelder von Apple. Schließlich hat der iPhone-Gigant nach Schulden über 100 Milliarden Dollar auf der hohen Kante, mit dem er nichts anzufangen weiß.

Hohe Verluste, aber steigende Produktionszahlen und Nachfrage sowie bessere Liquidität im laufenden Quartal – die oft beschworene Pleite des Elektroautoherstellers bleibt weiter aus.
von Matthias Hohensee

Im Silicon Valley gibt es seit Jahren das Gerücht, dass Google-Gründer Larry Page seinem engen Freund Musk versprochen habe, ihm bei finanziellen Engpässen unter die Arme zu greifen. Fast zwei Milliarden Dollar hat SpaceX laut dem Analyseunternehmen PitchBook seit Gründung 2002 eingesammelt, darunter fast die Hälfte von Google. Die jüngste Finanzierungsrunde vom April bezifferte den Unternehmenswert auf 25 Milliarden Dollar vor dem Einstieg der Investoren.
Zudem gibt es jede Menge Tesla-Fans, die den Elektroauto-, Akku und Solarpanel-Hersteller nicht nur finanziell als lohnenswerte Investition sehen, sondern auch Musks Kampf gegen fossile Brennstoffe unterstützen. Seine aktuellen Aktionäre wolle er gern behalten, bekräftigt Musk. Wer wolle, könne verkaufen. Die anderen würden einfach vom Anleger zum Gesellschafter bei Tesla wechseln. Er sei den gegenwärtigen Aktionären so dankbar, dass er „ihre Prosperität in jedem Szenario sicherstellen“ werde.

Genau wie Softbank-Chef Son hat auch Musk hochfliegende Ambitionen zum Verändern der Welt. Als Chef von Tesla und Space X treibt er sie sogar höchstpersönlich voran. An Ideen hat es im Silicon Valley nie gemangelt. Doch wirklich selten sind ausführbare Ideen, die groß genug sind und sich weltweit skalieren lassen. Musk kontrolliert also eine rare Ressource.

Alles gute Gründe, die dafür sprechen, dass der Multi-Unternehmer sich die Einwilligung seiner Aktionäre sichern kann, obwohl er nur zwanzig Prozent der Stimmen kontrolliert. Seine Abenteuer mit den Aktienmärkten wären damit erstmal beendet, nachdem SolarCity von Tesla geschluckt wurde.
Obwohl ein erneuter Börsengang nicht ausgeschlossen wäre. Dell und seine Silicon Valley Partner vom Finanzbeteiligungsunternehmen Silverlake erwägen diesen gerade wieder. Allerdings nur, wenn sie den Konzern auch danach weiterhin beherrschen. Ob Musk ähnliches vorhat? Wahrscheinlich nur, wenn das Wetten auf fallende Aktienkurse verboten wird.

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