Tesla-Klausel bei E-Auto-Prämie Wie Tesla auf die Kaufprämie schimpft

E-Auto-Pionier Tesla ist enttäuscht über den „Umweltbonus“, den die Große Koalition in der vergangenen Woche im Kabinett beschlossen hat. Von der Kaufprämie fühlt sich der Elektroauto-Vorreiter bewusst ausgegrenzt.

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Tesla Model 3 Quelle: REUTERS

Die gerade beschlossene Kaufprämie für Elektroautos sorgt ausgerechnet beim E-Auto-Pionier Tesla für mächtig Unmut. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley fühlt sich benachteiligt bei der gerade von der Bundesregierung beschlossenen Subvention.

„Grundsätzlich begrüßen wir den Schritt mit der Kaufprämie für E-Autos“, sagte Georg Bauer, Tesla-Manager in Deutschland der WirtschaftsWoche. Schließlich habe man in anderen Ländern gesehen, dass derlei Förderungen den Markt für Stromer ankurbeln könnten. „Aber wir sind auch enttäuscht. Tesla ist der Pionier bei der Elektromobilität und wird bei der jetzigen Förderung durch eine nicht nachvollziehbare Preisgrenze außen vor gelassen“, so Bauer weiter.

Teslas Reichweite schlägt die Konkurrenz

Tatsächlich gilt Tesla als Vorreiter bei der umweltschonenden Technologie. Es hat mit dem Model S einen Wagen im Angebot, der mehrere hundert Kilometer Reichweite hat und damit viele Konkurrenten um Längen übertrifft. Zudem hat Tesla, anders als die deutschen Hersteller, ein eigenes Netz von Ladesäulen in ganz Europa und den USA installiert: Vom Nordkap bis an die Südspitze Spaniens, wirbt man gern, seien die Kunden damit rein elektrisch unterwegs. Das zieht offensichtlich: 1.582 Model S, Stückpreis 88.000 Euro, konnte man 2015 in Deutschland absetzen. Das ist Rekord in der E-Luxusklasse.

Für die nun beschlossene staatliche Förderung aber ist das Model S viel zu teuer. Die Spitzen der Großen Koalition einigten sich nämlich nicht nur darauf, reine Elektromobile mit 4000 Euro und Plug-in-Hybridfahrzeuge mit 3000 Euro zu bezuschussen. Sie setzten auch eine Preisobergrenze für die zu fördernden Modelle fest. Laut Wirtschaftsministerium liegt diese bei 60.000 Euro Netto-Listenpreis, also knapp 72.000 Euro brutto. Der günstigste Tesla aber kostet derzeit mehr als 15.000 Euro mehr.

Erst im Frühjahr 2018 wird das Model 3 der Kalifornier erwartet, das für umgerechnet 31.000 Euro zu haben sein soll. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt aber schmilzt die E-Auto-Prämie ab. So haben es Regierung und deutsche Autobosse vereinbart. Ohnehin ist der Fördertopf auf 1,2 Milliarden Euro gedeckelt, verteilt nach dem Windhund-Prinzip: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Für diese Autos gibt es die Elektro-Kaufprämie
Der kompakte Nissan Leaf profitiert nach der Ankündigung der staatlichen E-Auto-Prämie von einer Aktion Quelle: Presse
Der Kleinwagen Renault Zoe ist der aktuelle E-Auto-Bestseller in Europa.Hierzulande steht der Franzose für mindestens 21.500 Euro in der Preisliste, hinzu kommt eine monatliche Batteriemiete von mindestens 49 Euro. Renault hat angekündigt, zusätzlich zum Herstelleranteil weitere 1.000 Euro vom Preis nachzulassen, der Kunde zahlt also insgesamt 5.000 Euro weniger. Der Elektromotor leistet maximal 65 kW/88 PS. Damit kommt der Renault Zoe in 13,5 Sekunden bis auf Tempo 100, maximal bei 135 km/h. Als Reichweite gibt Renault 210 Kilometer an. Je nach Methode dauert das Aufladen der Akkus zwischen 30 Minuten und 9 Stunden. Quelle: Presse
Der kompakte Nissan Leaf profitiert nach der Ankündigung der staatlichen E-Auto-Prämie von einer Aktion:Der japanische Hersteller hat angekündigt, nicht nur den geforderten Industrieanteil von 50 Prozent zu zahlen, sondern mit dem Preis seiner E-Autos um weitere 1.000 Euro runterzugehen. Der regulär ab 23.365 Euro erhältliche Kompaktwagen wird somit 5.000 Euro günstiger. Hinzu kommt die Batteriemiete von 79 Euro pro Monat. Den 80 kW/109 PS starken Stromer gibt es in zwei Varianten: mit einer 24 kWh oder 30 kWh großen Batterie. Mit dem stärkeren Akku steigt die Reichweite des Kompakten auf 250 Kilometer. Quelle: Presse
Die baugleichen Elektro-Kleinstwagen Citroen C-Zero, Mitsubishi Electric Vehicle (Foto) und Peugeot Ion stellen eine Leistung von 49 kW/67 PS bereit Quelle: Presse
Peugeot IonDer Franzose ist Teil eines Trios, denn er ist baugleich mit den Elektro-Kleinstwagen Citroen C-Zero und Mitsubishi Electric Vehicle. Mit 49 kW bzw. 67 PS beschleunigen alle drei von 0 auf 100 km/h in 15,9 Sekunden und erreichen eine Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h. Rund 150 Kilometer reicht der Akku, die Ladezeit liegt zwischen 30 Minuten (80 Prozent) und neun Stunden. Die Preise für den C-Zero und den Ion starten bei 19.390 Euro. Das dritte Modell im Trio, das Mitsubishi Electric Vehicle, kostet ab 23.790 Euro. Quelle: Presse
Die Elektro-Version des Kleinstwagens VW Up kommt inklusive Batterie und kostet 26.900 Euro Quelle: Presse
Smart for two electric drive (bis 2015)Der Smart Fortwo Electric Drive  befindet sich gerade im Wechsel der Modellgenerationen. Die alte mindestens 23.680 Euro (inkl. Akku) teure Generation mit 55 kW/75 PS starkem Elektromotor wird nicht mehr produziert, bei einigen Händler sind aber noch vorkonfigurierte Neufahrzeuge erhältlich. Das auf der aktuellen Generation Smart basierende neue E-Auto kommt Ende des Jahres auf den Markt. Neben dem zweisitzigen Smart Fortwo und seinem Cabrio-Ableger wird erstmals den viersitzige Smart Forfour mit E-Motor geben. Der 65 kW/88 PS starke Antrieb stammt vom Zoe des Kooperationspartners Renault. Quelle: Presse

Es ist daher gut möglich, dass Tesla-Kunden überhaupt nicht in den Genuss der staatlichen Subvention kommen. Intern spricht man daher schon von einer „Tesla-Klausel“, wähnt eine Verschwörung der deutschen Industrie gegen sich. Die Obergrenze im Förderprogramm habe das Unternehmen „aus heiterem Himmel“ getroffen, sagte Bauer der WirtschaftsWoche. Zwar habe es im vergangenen Herbst ein Gespräch zwischen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Tesla-Chef Elon Musk gegeben. „In die dann folgenden Gespräche die zum Beschluss der Bundesregierung geführt haben, wurden wir aber nicht einbezogen“, sagt Bauer.

Tesla: „Unsere Vorreiterrolle wird von der Bundesregierung nicht gewürdigt.“

Die deutschen Autobosse hingegen wurden gleich mehrmals eingeladen und angehört – sorgten sogar hinter den Kulissen maßgeblich dafür, dass die Kaufprämie auch tatsächlich kommt. BMW-Chef Krüger etwa machte sich nicht nur bei Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) für die Prämie stark, sondern forderte sie auch gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU), wie die WirtschaftsWoche in ihrer aktuellen Titelgeschichte aufzeigt.

BMW hofft, durch die Kaufprämie den schwachen Absatz seines Elektromobils i3 anzukurbeln. Nicht mal 3000 Stück davon konnten die Bayern im vergangenen Jahr in Deutschland verkaufen. Vielleicht wichtiger aber noch ist für den Münchner Autobauer, dass auch hochpreisige Plugin-Hybride wie der BMW X5 noch mit Steuergeld bezuschusst werden. Durch ihren eingebauten Elektromotor sind ihre Verbrauchs- und CO2-Angaben niedriger. So hoffen die Konzerne, die strengen CO2-Vorgaben der EU, die ab 2020 für ihre Flotte gelten, besser einhalten zu können.

Die Tesla-Chronik

Derlei Probleme hat Elektroautobauer Tesla nicht. Allerdings wäre es wohl tatsächlich schwer zu vermitteln gewesen, warum der Staat mit Steuergeldern eben jene Käufer belohnt, die fast 90.000 Euro für einen Tesla ausgeben wollen – auch wenn Tesla argumentiert, jedes verkaufte Model S ersetze doch schließlich eine Luxuslimousine, die traditionell den höchsten CO2-Ausstoß habe. Zumal dann auch Luxus-Hybride wie ein Porsche Cayenne hätten gefördert werden müssen.

Geholfen hat es am Ende nichts. „Der Anschub, den wir geleistet haben, wird nicht wahrgenommen“, sagt Bauer. „Unsere Vorreiterrolle wird von der Bundesregierung nicht gewürdigt.“ Deshalb hat sich das Unternehmen nun ein eigenes Programm ausgedacht, um den Absatz anzukurbeln und die Leasingrate für sein Model S gesenkt. Statt 527 müssen Kunden künftig nur noch 495 Euro im Monat zahlen, kündigte das Unternehmen an. Immer noch kein Schnäppchen. Aber vielleicht ein Anfang.

Die Kaufprämie für Elektroautos spaltet die Nation: Ist sie teures Wunschdenken der Politik auf Kosten der Steuerzahler oder sinnvolle Anschubfinanzierung? Das Wichtigste im Überblick.

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