Tesla-Quartalszahlen Elon Musk: „Das ist eine Geschäftsidee so gut wie Geld drucken“

Tesla setzt in diesem Quartal neue Rekorde. Quelle: imago images

Tesla fährt neue Rekorde ein. Sein Chef Elon Musk verspricht derweil, dass ein neues Produkt das Fahrzeuggeschäft in den Schatten stellen werde. Und er hat eine Geschäftsidee für angehende Gründer. 

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Elon Musk hat eine Geschäftsidee für Gründer. „Steigt in die Lithium-Branche ein, da gibt es Gewinnmargen von bis zu neunzig Prozent, ähnlich wie die Softwarebranche, das ist wie Geld drucken“, lockte der Tesla-Chef am Mittwoch bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen seines Unternehmens. Ein Rat nicht ohne Eigennutz: Der größte Engpass für die Elektroautobranche und einer der wichtigsten Kostentreiber sind die Materialien für Akkus. Ob Tesla selbst in den Abbau und die Verarbeitung von Lithium einsteigen wird, wie Musk früher mal andeutete, ließ er offen. 

Tesla druckt zwar kein Geld. Doch die Zahlen vom ersten Quartal setzen erneut Rekorde: Ein Umsatz von 18,7 Milliarden Dollar, 8,5 Milliarden Dollar mehr als im ersten Quartal 2021. Der Gewinn zog gar um sagenhafte 658 Prozent von 438 Millionen Dollar im Frühjahr 2021 auf nunmehr 3,3 Milliarden Dollar an.  

Tesla ist nicht nur quasi schuldenfrei, sondern hat trotz milliardenschwerer Investitionen in neue Werke 17,5 Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass die Zahlen noch weit besser ausgefallen wären, würde es nicht weiterhin an Komponenten mangeln. Die Tesla-Fabriken laufen derzeit alle unter Kapazität. Entweder wegen fehlender Teile oder aber behördlich verordnet: Im Werk in Shanghai musste die Tesla-Produktion wegen Corona gestoppt werden, soll jetzt jedoch wieder anlaufen. Berlin und Austin, wo die Produktion gerade gestartet ist, können das nicht ausgleichen, weil die Fertigung gerade erst beim Hochfahren ist. Bei Model S und Model X, die im Stammwerk in Fremont produziert werden, gäbe es Wartezeiten von über einem Jahr, räumte Musk ein. „Wir haben kein Nachfrageproblem, ganz im Gegenteil.“

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Trotzdem hält er an seinem Ziel fest, die Auslieferung jedes Jahr um 50 Prozent zu steigern. Shanghai, so erwartet Musk, werde in den nächsten Quartalen mächtig anziehen. Und die Produktion in Berlin und Austin schneller hochfahren, da man über so viel Erfahrung aus den bestehenden Werken verfüge. „Ich denke, dass wir dieses Jahr auf über 1,5 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge kommen.“ Man stehe damit immer noch ganz am Anfang, mit dem Ziel bis 2030 rund zwanzig Millionen Fahrzeuge zu verkaufen. 

Einen Schub soll dabei ein Robotaxi geben, ganz ohne Steuer und Pedale, das Tesla gerade entwickelt. Es soll laut Musk bereits 2024 in die Serienproduktion gehen und „wird unser Wachstum massiv treiben.“ Ob Tesla die Flotte allein betreiben oder die Taxis auch an andere verkaufen wird, ließ er am Mittwoch offen. Er wollte der Ankündigung nicht vorgreifen. Nur so viel: Die Betriebskosten pro Kilometer werden so günstig sein, dass kein öffentliches Transportmittel mithalten könnte, „selbst mit Subventionen.“ 

Vom einstigen Musk Versprechen, dass Model 3 Besitzer ihre Fahrzeuge als Robotaxis ab Ende 2020 laufen lassen und dabei ein nettes Zubrot verdienen, ist derzeit keine Rede mehr. Zwar beteuerte Musk am Mittwoch, dass er weiterhin daran glaube, dass autonomes Fahren nur mit Kameras lösbar sei. Doch das eigene Robotaxi könnte das Eingeständnis sein, dass man ohne zusätzliche Sensoren wie Lidar wahrscheinlich keine Zulassung von den Behörden bekommt. Dass ein Robotaxi funktioniert, demonstrieren Waymo und Cruise bereits in San Francisco und Phoenix. 

Dass Tesla so gut verdient, liegt auch daran, dass das Unternehmen die Preise mehrfach um mehrere Tausend Dollar erhöht hat. Was Musk Mission widerspricht, so schnell wie möglich Elektroautos erschwinglich zu machen. Ein Model, das unter 25.000 Dollar kosten sollte, liegt derzeit auf Eis. Tesla braucht die dafür nötigen Akkus in seinen höherpreisigen Modellen. 

Musk verteidigt sich damit, dass man wegen der unvorhersehbaren Preissteigerungen bei Rohmaterial und Komponenten zu Preiserhöhungen gezwungen sei. Wegen der langen Zeiten für das Abarbeiten der Bestellungen müsse man quasi vorhersagen, wie sich die Preise für Komponenten über die nächsten sechs bis zwölf Monate entwickeln. „Unsere Zulieferer stehen extrem unter Kostendruck, einige haben die Preise um mehr als zwanzig Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht.“ Eine Entspannung bei der Inflation sieht der Tesla-Chef nicht. Was dazu führen könnte, dass die Preise für Elektroautos noch stärker zulegen. 

Klar ist: Die Zeiten des „Tesla Killer“ Slogans sind vorbei. Zwar steigen mittlerweile alle Autohersteller auf elektrisch um, aber die Nachfrage bei Tesla hat das nicht getrübt, ganz im Gegenteil. Eher könnte Tesla nun den Killer-Begriff gegen den Wettbewerb verwenden, als „BMW Killer“ oder „Renault Killer“ auftrumpfen. 

Die Gefahr ist, ob Musk sich selbst im Weg steht, mit seinen vielfältigen unternehmerischen Aktivitäten, nicht zuletzt der Übernahme von Twitter. „Der Markt fragt sich, ob der überall hoch involvierte Tesla-Chef sein Firmenkonglomerat erfolgreich leiten kann, während seiner ständigen Eskapaden mit Twitter. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Musk weiterhin glaubwürdig das Vertrauen vermitteln kann, dass er das Steuer in der Hand hat und das komplexe Geschäft von Tesla in die richtige Richtung lenkt“, sagt Alyssa Altman, Analystin beim Beratungshaus Publicis Sapient. Von den Analysten traute sich am Mittwoch keiner, den Twitter Elefanten im Raum anzusprechen. Nur einer fragte keck nach, ob ein weiterer großer Entlohnungsplan für Musk geplant sei. „Darüber reden wir derzeit nicht“, knurrte dieser nur.  

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Anleger, die an der ein Billionen Dollar Bewertung zweifeln, lockte Musk am Mittwoch mit einer besonderen Karotte. Der humanoide Optimus Roboter, an dem man gerade arbeite, „wird wertvoller sein als das gesamte Fahrzeuggeschäft, da glaube ich fest daran.“ 

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