Tesla Semi Truck Was Musk mit dem Elektro-Lkw erreichen will

Seite 2/2

Der Knackpunkt sind die Batteriekosten

Da die laufenden Energiekosten geringer ausfallen als bei einer Zugmaschine mit Verbrennungsmotor ist der entscheidende Punkt für die Wirtschaftlichkeit der Anschaffungspreis. Eine Diesel-Zugmaschine kostet in den USA etwa 120.000 Dollar. Laut den Batterie-Forschern Shashank Sripad und Venkat Viswanathan von der Carnegie Mellon University kosten alleine die Akkus für eine Reichweite von 200 bis 400 Meilen bei ähnlicher Nutzlast so viel wie ein ganzer Diesel-Truck.

Batteriegewicht und -eigenschaften würden elektrische Trucks auf rund 300 Meilen limitieren. Dass es in naher Zukunft einen elektrischen Langstrecken-Lkw mit einer deutlich höheren Reichweite geben wird, halten Forscher aus Kostengründen für unwahrscheinlich.

Einen „wirklichen Durchbruch“ der Stromer im Frachtgeschäft sieht Accenture-Manager Schmidt vorerst nicht. „Trotz der wirtschaftlichen Vorteile von Elektro-Lkw bleiben noch einige Fragen zu klären; allen voran die nach der Ladeinfrastruktur“, so Schmidt. „Auf einigen Mittel- und allen Langstrecken-Fahrten werden die E-Lkw Ladestopps benötigen. Das kostet Zeit und damit im Frachtgeschäft auch Geld.“

Die Tesla-Chronik

Schmidts Beispielrechnung: Die 100-Kilowattstunden-Batterie eines Tesla Model X braucht mit dem Supercharger etwa vierzig Minuten, um von null auf 80 Prozent Ladezustand zu kommen. Die Batterie des kürzlich vorgestellten Daimler-Elektrotruck e-Fuso fasst 300 kWh. Sofern die Ladesäule mitspielt, würde eine Ladung auf 80 Prozent (darüber wird die Schnellladeleistung zum Schutz der Batterie meistens abgeregelt) des E-Lkw zwei Stunden dauern – für etwa 350 bis 400 Kilometer Fahrt.

Auch andere Unternehmen entwickeln E-Antriebe

Dennoch mahnt Schmidt die Hersteller zur Vorsicht: „Wenn die bestehende Ladeinfrastruktur erweitert werden würde oder wenn schärfere Emissions-Vorschriften und innerstädtische Fahrverbote den Druck auf Diesel-Lkw weiter erhöhen. Lkw-Hersteller sollten den Markt also in jedem Fall beobachten, um nicht erneut derart überrascht zu werden, wie zuletzt von der Deutschen Post und deren StreetScooter.“

Doch es sind nicht nur die batterieelektrischen Lkw, die im Fokus der Hersteller stehen. Siemens etwa arbeitet in mehreren Feldversuchen an Oberleitungen über den Highways, um so die Elektromotoren der Zugmaschinen mit Strom zu versorgen. Die ersten Resultate seien positiv, sagte Siemens-Manager Andreas Thon jüngst dem Tech-Magazin „Wired“.

Ein anderer Ansatz für Langstrecken-Lkw mit Elektromotor ist die Brennstoffzelle. Toyota bastelt bereits länger an der Technologie. In ein Nutzfahrzeug will es aber zuerst ein US-Start-up bringen. Die Nikola Motor Company, nicht nur beim Namen an Tesla und dessen Namensgeber angelehnt, will 2021 das Modell „One“ mit einer Reichweite von 1300 bis 1900 Kilometer auf den Markt bringen. E-Motor, Teile der Brennstoffzelle und Leistungselektronik kommen von Bosch.

Das zeigt: Sowohl Start-ups als auch die etablierten Unternehmen in der Nutzfahrzeug-Branche glauben an den Elektromotor. Die Frage wird sein, wann welche Speichertechnologie für welchen Einsatzzweck zu welchem Preis auf den Markt kommt. Und im Falles des Tesla-Trucks lautet die Frage: Kann das Unternehmen neben der „Produktionshölle“ des Model 3 überhaupt noch ein weiteres Großprojekt stemmen?

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%