Tesla verfehlt Rekordmarke nur knapp Und was ist Ihr Ziel für 2021, Herr Musk?

Das selbstgesteckte Ziel für 2020 hat Tesla knapp verfehlt: Welches Ziel kann Elon Musk also für 2021 ausrufen? Quelle: REUTERS

Eine halbe Million ausgelieferte Teslas hatte Elon Musk für 2020 angepeilt und war trotz Corona dabeigeblieben. Nun gab es fast eine Punktlandung.

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Eine halbe Million Fahrzeuge hatte Teslas-Chef Elon Musk als Auslieferungsziel für 2020 gesetzt. Und zwar noch bevor Covid 19 die Werke des US-Elektroautoherstellers in Shanghai und im Silicon Valley für mehrere Wochen lahmlegte. Wie in jedem Quartal machte der Workaholic bei seinen Mitarbeitern Druck, das Auslieferungsziel zu erreichen, diesmal mit besonderer Vehemenz. Denn es wäre nicht nur eine runde Zahl, sondern auch eine historische Leistung. „All die Kritiker, von denen einige noch vor zwei Jahren sagten, dass wir nicht überleben würden, nannten unser Ziel von einer halben Million Fahrzeuge in 2020 „unerreichbar“. Zum Teufel mit ihnen, wir schaffen es“, hatte Musk zuvor seine Leute per email angefeuert.

Am Samstag vermeldete Tesla nun die frohe Kunde. Trotz heftigem Gegenwind ist die Zielmarke nur um 450 Fahrzeuge verfehlt worden. Bei der Fertigung wurde sie mit 509.737 Teslas klar übertroffen. Und es kann gut sein, dass auch bei der Auslieferung das Ziel doch erreicht wurde. Tesla geht bei der Statistik von einer Fehlertoleranz von 0.5 Prozent aus – sowohl nach oben als auch nach unten. Den Löwenanteil machen das Model 3 und Model Y mit 442.511 Stück aus.

Die Auslieferungszahlen bedeuten nicht nur, dass Tesla seine Auslieferung kontinuierlich steigern kann. 2019 waren es 367.500 Fahrzeuge, im Jahr zuvor 245.240. Sondern vor allem, dass das Angebot auf Nachfrage trifft, was von einigen Analysten lange bezweifelt wurde. Der geringe Puffer zwischen produzierten und ausgelieferten Teslas zeigt auch, dass das Unternehmen Angebot und Nachfrage recht gut ausbalancieren kann, also nicht auf Halde produzieren muss.



Corona scheint hier ironischerweise als Katalysator gewirkt zu haben. Denn nachdem die Absatzzahlen der Autobranche im Frühjahr einbrachen, erholten sie sich über den Sommer und Herbst beträchtlich. Das lag auch an der zumindest subjektiv empfundenen hohen Ansteckungszahl in öffentlichen Verkehrsmitteln, was den Besitz eines eigenen fahrbaren Untersatzes attraktiver gemacht hat. Befeuert wird Tesla zudem vom Absatz in China. Dort zieht die Wirtschaft wieder an. Zwar weist Tesla keine Absatzzahlen für seine Geographien aus, doch Beobachter gehen davon aus, dass der Zuwachs derzeit nicht mehr vom Kernmarkt Nordamerika, sondern aus dem Reich der Mitte kommt.

Es wird interessant, wie sich die Rekord-Auslieferungszahl am Montag im Tesla Börsenkurs niederschlägt. Optimistische Anleger hatten die Tesla-Aktie am Silvestertag auf 705 Dollar hochgeboten. Ebenfalls ein neuer Rekord, der einem Börsenwert von 669 Milliarden Dollar entspricht. Toyota, dessen Chef gerade den praktischen Nutzen von Elektroautos anzweifelte, um von seiner eigenen Regierung widersprochen zu werden, folgt mit 215 Milliarden Dollar. Volkswagen liegt auf Rang 3 mit 103 Milliarden Dollar. Tesla ist also an der Börse doppelt soviel Wert wie seine beiden Verfolger, immerhin zwei der bekanntesten und traditionsreichsten Fahrzeughersteller. Selbst wenn man die Inflation der Börsenwerte mit einkalkuliert, ist das eine schwindelerregende Summe. Die Tesla nur halten kann, wenn es seine Autoproduktion maßgeblich erweitert und gleichzeitig die Geschäftsfelder Solaranlagen, Batteriespeicher, Versicherung und autonomes Fahren inklusive Robotaxis ausbaut.

Welches Ziel kann Musk also für 2021 ausrufen? Geht es in dem Tempo weiter, kann sein Unternehmen in diesem Jahr auf 750.000 Fahrzeuge kommen. Eher 850.000, denn die Produktion in China wird erweitert und in diesem Jahr soll auch Grünheide bei Berlin die Fertigung starten und auch die neue Fabrik in Austin, Texas. Tesla hätte dann vier Werke. Es wird interessant, welche Fabrik als erste eröffnet - zieht Texas trotz späterem Baubeginn an Berlin vorbei? Zuletzt hatte es immer wieder Verzögerungen beim deutschen Werk gegeben.

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Wobei die Gigafactory in Berlin, wie Musk jüngst anmerkte, noch einige Zeit brauchen wird, um volle Kapazität zu erreichen. Ganz zu schweigen von der in Austin. Die Fabrik in Texas wird sich zunächst auf den Cybertruck und den Semi-Sattelzug fokussieren. Der Cybertruck, in der besonders in den USA populären Pickup Truck Kategorie, könnte schon Ende des Jahres vom Band laufen. Für ihn gibt es laut Tesla inzwischen mindestens 250.000 Vorbestellungen.

Welches Produktionsziel wird Musk also für 2021 ausrufen? Der er stets nach den Sternen greift, könnte er durchaus die eine Million Marke anpeilen. Ob er die erreicht, hängt vor allem davon ab, ob Tesla bei seiner eigenen Akku-Produktion und denen seiner Partner Schritt halten kann. Mit dem Wahlsieg von Joe Biden und der EU-Wirtschaftspolitik für mehr „grüne Energie“ wird es auch von der Politik mehr Rückenwind geben und noch mehr finanzielle Anreize für elektrische Autos und Ladestationen.

Klar ist bislang das Ziel für 2030. Dann will Tesla eine Jahresproduktion von 20 Millionen Fahrzeugen erreichen. Volkswagen, Absatz-Weltmarktführer, schaffte im vergangenen Jahr rund 11 Millionen Fahrzeuge.

Allerdings macht inzwischen die Konkurrenz ernst, vor allem der Volkswagenkonzern. In Norwegen, dem Musterländle für Elektroautos, läuft Volkswagen Tesla den Rang ab. Volkswagen mangelt es zwar noch immer an Expertise bei der Fahrzeugsoftware – vom autonomen Fahren ganz zu schweigen – andererseits hat der Konzern viel Erfahrung in der Massenproduktion und vor allem bei konstanter Fahrzeugqualität. Letztere hat bei Tesla in den vergangenen Monaten schwer gelitten. Besonders beim SUV Model Y wurde geschludert. Tesla hat den besonderen Fan-Bonus, wie ihn Apple lange genoss. Noch kann Musk darauf bauen.

Mehr zum Thema: Japan will in rund 15 Jahren Neuwagen mit Verbrennungsmotoren verbieten. Der Toyota-Chef warnt vor einem schnellen Aus für Verbrennungsmotoren.

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