Teslas Quartalszahlen Der Anführer des Kults

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Totgesagte leben länger

Die Tesla-Aktie ist im Mai auf neue Höchststände geklettert, ist mit rund 51 Milliarden Dollar Börsenwert etwa 300 Millionen Dollar mehr wert als General Motors, immerhin größter amerikanischer Autohersteller. Völlig verrückt, findet der Hedgefond-Spekulant David Einhorn: "Momentan sind die Leute von Teslas CEO hypnotisiert“, soll der Multimilliardär laut der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg gegenüber seinen Geldgebern gelästert haben.

Ist Tesla also in einer gigantischen Blase, die zum Platzen verurteilt ist, weil die historisch eher überschaubaren Gewinnmargen im Massengeschäft niemals den heftigen Börsenwert tragen können?

Andererseits wird Tesla seit seiner Gründung vor vierzehn Jahren der baldige Exitus vorausgesagt. Bisher ist das Unternehmen nicht nur regelmäßig dem Tod von der Schippe gesprungen, wobei auch Daimler mit seinem vorübergehenden Einstieg half, sondern hat auch die etablierten Autohersteller in Angst und Schrecken versetzt. Seit dem Börsengang im Juli 2010 ist die Tesla-Aktie von 17 auf nunmehr 313 Dollar geklettert.

Tesla baut weiter an seiner Batteriefabrik
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Im Juli 2016 hatte Tesla zur offiziellen Eröffnung erstmals Presse-Fotografen auf das Gelände gelassen. Die bezeichnend "Gigafactory" genannte Anlage gehört sogar zu den größten Produktionsstätten überhaupt. Hier sollen Akkus für Elektroautos und Heimspeicher vom Band laufen – mehr als alle Hersteller der Welt heute zusammen produzieren. (Stand: Juli 2016) Quelle: AP
Im Juli waren erst 14 Prozent der Anlage in Betrieb. Dennoch hatte Tesla-Gründer Elon Musk Ende Juli zur Eröffnungsfeier geladen – einige Tage vorher durften sich bereits Journalisten und Fotografen auf dem Fabrikgelände umsehen. Voll in Betrieb soll die Anlage erst 2018 sein. Bis dahin wird an allen Ecken und Enden gebaut. Quelle: REUTERS
Auch wenn es noch nicht so aussieht: Diese Halle ist einer der Grundpfeiler der Strategie von Elon Musk, mit der er Tesla von einem Nischen- zu einem Massenhersteller machen und ganz nebenbei dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen will. Quelle: REUTERS
Die eigenen Batterien sind unerlässlich, wenn Tesla mit dem Model 3 (im Bild ein ausgestellter Prototyp) ab dem kommenden Jahr die Massen mobilisieren soll. Zum einen, weil momentan gar nicht genügen Akkus für die angepeilten Stückzahlen des Model 3 zugekauft werden könnten. Zum anderen, weil sie schlichtweg zu teuer wären. Der angekündigte Preis von 35.000 Dollar für den Wagen wäre nicht zu halten. Quelle: REUTERS

Tesla ist kein normales Unternehmen, sondern ein Kult, so wie einst Apple. Viele seiner in Klubs organisierten Tesla-Fahrer sind überzeugt, dass Musk einen Dienstleistungskonzern baut, der sowohl den Besitz und Gebrauch von Fahrzeugen radikal verändern wird, als auch die Erzeugung und Speicherung von Energie. Allerdings gibt es auch Kritik und Klagen von Tesla-Eigentümern, die den Autopiloten für unsicher und seine Fähigkeiten für überverkauft halten.

Musk hatte vor ein paar Jahren darüber philosophiert, dass Tesla einmal mehr als Apple wert sein könnte, also mehr als 700 Milliarden Dollar Börsenwert. Dazu steht er immer noch. “Es ist nicht illusorisch, ich sehe einen klaren Weg dorthin.” Im übrigen sei es an der Zeit, einfach mal anzuerkennen, was Tesla bereits geleistet habe. Von den 17 Millionen Fahrzeugen, die in den USA verkauft werden, seien nur 100.000 Stück Premium-Fahrzeuge. “Und wir haben bereits ein Drittel davon.”

Was Teslas Elektro-SUV im Alltag kann
Tesla Model X Quelle: Tesla
Tesla Model X Quelle: Tesla
Tesla Model X Quelle: Tesla
Tesla Model X Quelle: Tesla
Tesla Model X Quelle: Tesla
Tesla Model X Quelle: Tesla
Tesla Model X Quelle: Tesla

Als Tesla gegründet wurde, kämpfte der Online-Händler Amazon ums Überleben, wurde von Analysten totgesagt. Sein Gründer Jeff Bezos hat seitdem aus einem Buchversender einen Technologiekonzern geformt, der an der Börse mit 450 Milliarden Dollar bewertet wird, ebenfalls ein Rekordwert. Amazon stand in seinen düstersten Zeiten im September 2001 bei sechs Dollar, momentan nähert sich der Wert der 1000 Dollar Marke.

Die Frage, ob Tesla die größte Blase aller Zeiten war, wird erst in der nächsten Dekade beantwortet. Sicher sind nur zwei Dinge: Egal wie das Schicksal von Tesla dann aussieht, es wird immer Leute geben, die das schon immer gewusst haben.

Und dass der Besitz von Tesla-Aktien nichts für schwache Nerven ist. Seit September 2013 gleicht ihr Kurs einem Jojo, allerdings auf einer Hochebene, deren Spitzen immer höher werden. Eins ist tröstlich: Selbst wenn Musks Abenteuer schief gehen sollte, hat er wenigsten Dynamik in eine etablierte Branche gebracht und Leidenschaft geweckt. Das können nicht alle Silicon-Valley-Tycoone von sich behaupten.

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