Tier- und Menschenversuche Angela Merkel verurteilt Schadstofftests

Angela Merkel Quelle: REUTERS

Angela Merkel hat die umstrittenen Schadstofftests für Autoabgase scharf verurteilt. Die Kanzlerin fordert Aufklärung – doch laut einem Medienbericht wusste die Bundesregierung schon seit 2016 über Tierversuche Bescheid.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die umstrittenen Diesel-Schadstofftests scharf verurteilt und Aufklärung eingefordert. „Diese Tests an Affen oder sogar Menschen sind ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. „Die Empörung vieler Menschen ist absolut verständlich.“

Den Aufsichtsräten der Auftraggeber der Tests komme nun eine besondere Verantwortung zu, kritische Fragen auch zur Zielsetzung der Tests zu beantworten. Die Autokonzerne hätten Schadstoffemissionen zu begrenzen und Grenzwerte einzuhalten und nicht die vermeintliche Unschädlichkeit von Abgasen zu beweisen.

Der geschäftsführende Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (CSU) kritisierte die Tests ebenfalls scharf, die ausschließlich PR-Zwecken dienten, wie ein Sprecher sagte. Die Untersuchungskommission des Ministeriums zum Abgasskandal solle in einer Sondersitzung prüfen, ob es weitere Fälle gibt. Die Autokonzerne seien aufgefordert worden, umgehend und detailliert Stellung zu nehmen.

Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ gibt es jedoch Hinweise, dass die Politik informiert war. Das Onlineportal berichtet am Montagmittag unter Berufung auf Sitzungsprotokolle, die der Zeitung vorliegen, dass zumindest die Tierversuche dem Untersuchungsausschuss seit eineinhalb Jahren bekannt gewesen seien. Auf einer Sitzung Anfang September 2016 soll ein Toxikologe berichtet haben, dass es entsprechende Tests an Tieren gab, berichtet die Zeitung. Dem Ausschuss gehörten vier Politiker der CDU/CSU-Fraktion an, darunter deren verkehrspolitischer Sprecher Ulrich Lange, berichtet das „Handelsblatt“ weiter. Die SPD entsandte demnach ihre Verkehrsexpertin Kirsten Lühmann, für die Grünen saß der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer im Ausschuss. Den Vorsitz des Gremiums hatte der Linken-Politiker Herbert Behrens. Keiner der Politiker habe damals zum Thema Tierversuche Nachfragen gestellt.

Die EUGT („Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor“) – eine von VW, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative – hatte die Studien in Auftrag gegeben. Allerdings unterscheiden sich die Versuche mit Affen und menschlichen Probanden sowohl in der Methodik als auch im Zeitpunkt, zu denen sie durchgeführt wurden. Was darüber bekannt ist, lesen Sie hier.

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