Toyota Der japanische Piëch bläst zum Angriff

Nach vier Krisenjahren kommt Toyota mit Vollgas aus den Boxen. Das ist vor allem die Leistung von Gründerurenkel Akio Toyoda, der sich als ähnlich visionär, detailbesessen und tatkräftig erweist wie Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piëch. Vereitelt der Japaner seinem Wolfsburger Widersacher den Aufstieg zur Nummer eins?

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Akio Toyoda, Urenkel des Firmengründers Sakichi Toyoda, führte den japanischen Autoriesen aus der Krise und fährt in der Freizeit Autorennen. Quelle: REUTERS

Nur wenige Manager würden für den Arbeitgeber ihr Leben riskieren. Akio Toyoda ist einer davon. Ende Mai setzte sich der Präsident des japanischen Autokonzerns Toyota ans Steuer eines Lexus LFA Supercar und raste mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde durch die engen Schleifen des Nürburgrings.

Es war Toyodas dritte Teilnahme am 24-Stunden-Rennen in der Eifel. Dabei ist der Urenkel des Firmengründers Sakichi Toyoda schon 57 Jahre alt und hat das Rennhandwerk erst mit Mitte 40 gelernt. Für den Sprössling der größten Autodynastie Nippons ist die Teilnahme an dem PS-Zirkus aber kein exklusives Hobby. Für ihn steht der praktische Nutzen im Vordergrund. "Dieses Rennen hat mein Gefühl dafür geschärft, dass wir immer bessere Autos bauen müssen", schrieb Toyoda später in seinem Blog im Internet, den er unter dem Pseudonym der grünen, pelzigen Comic-Gestalt "Morizo" pflegt.

Die erfolgreichsten Autobauer der Welt
Wer ist Verkaufs-, Gewinn- und Flexibilitäts-Champion?Erst vor wenigen Wochen präsentierten die Autobauer auf der 83. Internationalen Automobilsalon in Genf ihre Innovationen und legten damit den Grundstein für neue Erfolge. Wie erfolgreich die größten Automobilhersteller der Welt sind und wer die Nummer eins unter den neun absatzstärksten Autobauern ist, damit hat sich das CAR-Center Automotive Research unter Leitung von Ferdinand Dudenhöffer auseinandergesetzt. Als Kriterien für den Erfolg haben die Experten drei Kategorien definiert: Verkaufserfolg (Absatzentwicklung), Gewinnmargen sowie Flexibilität & Effizienz. Als Maßstab hierfür gilt der Umsatz pro Mitarbeiter. Hat ein Konzern einen geringen Umsatz pro Mitarbeiter - also eine geringe Arbeitsproduktivität - ist seine Effizienz verbesserbar. Quelle: dpa
Peugeot-CitroenFahrzeugabsatz: 2,95 Millionen Gewinnmarge 2012: -3,9 % Umsatz pro Mitarbeiter: 187.000Gewinn pro Fahrzeug: - 510 Euro Der französische Autobauer kränkelt, zu viele Mitarbeiter erzeugen Verluste. Das Problem mit den Überkapazitäten kommt beim niedrigen Umsatz pro Mitarbeiter zum Vorschein. Hier bildet Peugeot-Citroen das Schlusslicht. Dudenhöffer: "Schwierig stellt sich die Lage bei den Automarken dar, die überwiegend in Europa agieren. So hat Peugeot-Citroen 510 Euro Verlust pro verkauftem Fahrzeug erwirtschaftet" Quelle: dpa
HondaFahrzeugabsatz: 3,96 Millionen Gewinnmarge 2012: 5,5 % (1,8 in der Autosparte) Umsatz pro Mitarbeiter: 490.000 Gewinn pro Fahrzeug: 319 Euro Die hohe Gewinnmarge kann trügen - beim japanischen Hersteller hat die Automobilsparte nur 1,8 Prozent Gewinn erwirtschaftet. Autoexperte Dudenhöffer: "Honda hat im Automotive-Geschäft die Nachwirkungen der Naturkatastrophen des Jahres 2011 noch zu verdauen. Dies zeigt, wie wichtig für Honda Power-Tools und Motorräder als wichtige Konzernsparten sind". Quelle: REUTERS
Fiat-ChryslerFahrzeugabsatz: 4,29 Millionen Gewinnmarge 2012: 4,5 % Umsatz pro Mitarbeiter: 391.000Gewinn pro Fahrzeug: 1579 Euro Chrysler hat den im Jahr 2012 den größten Gewinn pro Fahrzeug eingefahren und erreicht damit Platz eins vor allen anderen Autobauern im Nicht-Premium-Bereich. Dudenhöffer: "Die Überraschung ist sicher Fiat-Chrysler. Für beide Unternehmen wurde noch vor ein paar Jahren keine Zukunft mehr vorausgesagt. Mittlerweile ist Fiat-Chrylser profitabler als der VW-Konzern ohne Audi. Dabei enthält VW ohne Audi noch Porsche, Bentley, Lamborghini, Bugatti – ist also durchaus vergleichbar mit Fiat-Chrylser, die Ferrari und Maserati halten. Fiat-Chrysler-Chef Marchionne hat also deutlich besser abgeschnitten als vielfach vermutet. Allerdings hat sich Fiat-Chrysler durch hohe Einsparungen bei Produktinvestitionen sein Ergebnis 'verdient'. Langfristig hat Fiat-Chrylser damit ein höheres Risiko". Quelle: REUTERS
FordFahrzeugabsatz: 5,67 Millionen Absatzwachstum 2008-2012: 2 %Gewinnmarge 2012: 5,9 % Umsatz pro Mitarbeiter: 586.000 Euro Gewinn pro Fahrzeug: + 890 Euro Ford Auto; - 967 Ford Europe Ford liegt beim Umsatz pro Mitarbeiter auf Platz zwei, und kann auch eine erstaunlich hohe Ebit-Marge ausweisen. Dudenhöffer: "Überraschend ist die hohe Profitabilität von Ford trotz hoher Verluste im Europageschäft. Ähnliches gilt auch für GM mit den Europaverlusten und Fiat-Chrysler." Beim Absatz und Absatzwachstum belegt Ford allerdings den letzten Platz. Quelle: AP
Renault-NissanFahrzeugabsatz: 7,60 Millionen Absatzwachstum 2008-2012: 25 % Gewinnmarge 2012: 3,5 % Umsatz pro Mitarbeiter: 353.000 Euro Gewinn pro Fahrzeug: - 241 Euro Renault ; + 890 Euro Nissan Den Absatz konnte Renault-Nissan in den vergangenen fünf Jahren zwar ordentlich steigern - vergleichsweise stärker als Toyota oder GM - doch in den anderen Kategorien sieht es mau aus. Die Ebit-Marge ist mit 3,5 Prozent die geringste unter den Big Six (Toyota, Ford, Hyundai-Kia, GM, Renault Nissan, VW). Mit einem Verlust von 241 Euro pro verkauftem Neuwagen hat Renault massiv unter den Krise in seinem Kernmarkt Europa gelitten. Quelle: REUTERS
General MotorsFahrzeugabsatz: 9,29 Millionen Absatzwachstum 2010-2012: 11 % Gewinnmarge 2012: 5,2 % Umsatz pro Mitarbeiter: 534.000 Euro Gewinn pro Fahrzeug: 635 Euro Die US-Mutter des deutschen Autobauers Opel liegt in allen Kategorien im Mittelfeld. Beim Absatz weltweit die Nummer drei, reicht es bei den restlichen Kennzahlen nur für den vierten Platz. Beim Gewinn pro Fahrzeug ergeben sich je nach Marke im GM-Konzern große Unterschiede. So fuhr Opel-Vauxhall im vergangenen Jahr pro Fahrzeug einen Verlust von 834 Euro ein, im Gesamtkonzernschnitt reicht es dank der starken US-Marken wie Chevrolet und Buick für 635 Euro - ein Platz im hinteren Mittelfeld. Skoda liegt etwa mit einem Wert von 758 Euro deutlich vor GM. Quelle: dpa

Ferdinand Piëch, aufgepasst! "Morizo" ist kein verspieltes Söhnchen reicher Eltern. Seit seinem Amtsantritt vor vier Jahren entpuppt sich Toyoda als ein Manager, der dem VW-Patron ähnlicher ist, als diesem recht sein kann. Akio Toyoda steht dem Visionär Piëch ("Ich denke gern voraus"), der seine Strategien bei Audi und Volkswagen auf Jahrzehnte angelegt hat, in nichts nach. Der Hobbyrennfahrer unterzieht den größten Autohersteller der Welt einer Neuausrichtung, die der Konzern noch nicht erlebt hat. Selbst durch schlimmste Katastrophen wie den Tsunami von 2011 lässt sich Toyoda nicht beirren. Piëch, der VW und Porsche nah an der Pleite erlebte und den VW-Skandal um gekaufte Betriebsräte überstehen musste, wird das mit Respekt beobachten.

Immer nur lächeln

Wie Piëch entstammt auch Toyoda der Gründerfamilie. Er predigt, ebenfalls ganz Piëch, die "Liebe zum Detail" und teilt sich mit dem mächtigen Alten aus Salzburg die Begeisterung für schnelle, emotionale Autos sowie für den Rennsport. Und genau wie der VW-Aufsichtsratschef ist der umtriebige Toyota-Chef keine charismatische Verkäufernatur. Oft wirkt er hölzern bei seinen öffentlichen Auftritten.

Nur in einem kleinen, für VW aber umso wichtigeren Punkt unterscheidet sich der japanische Piëch von seinem Wolfsburger Pendant: Dieser ist 76 Jahre alt und hat bereits seine Nachfolge geregelt. Die Ära Akio Toyoda dagegen hat erst begonnen.

Die Marschrichtung, die Toyoda dem Unternehmen verordnet, lässt sich auf einen Satz verdichten: Toyota soll nicht mehr allein mit den bekannten, rationalen Eigenschaften Verlässlichkeit und Sparsamkeit punkten, sondern mit besserem Design und Handling die Kunden auch emotional ansprechen. "Wir wollen unsere Kunden zum Lächeln bringen", sagt Toyoda. Damit meint er das Lächeln, das er auf den Lippen trägt, wenn er neue Modelle bei Testfahrten auf Schotter- und Schneepisten wieder und wieder um die eigene Achse wirbelt - das Lächeln des echten Autobegeisterten, des Car Guys, als der er sich gerne ausgibt.

Der Frühling ausgebrochen

US-Behörde untersucht Dodge wegen Wegrollgefahr
Behörde untersucht weitere Fiat-Chrysler-Wagen Quelle: AP
BMW ruft Autos zurück Quelle: dpa
Toyota - Millionen fehlerhafter AirbagsToyota ruft weltweit weitere 5,8 Millionen Fahrzeuge wegen möglicher Probleme mit Airbags des Zulieferers Takata zurück. In Europa müssten 1,47 Millionen Autos zurück in die Werkstätten, teilte der japanische Konzern am Mittwoch mit. Allein in Deutschland seien knapp 118.000 Fahrzeuge betroffen. Dabei geht es unter anderem um die Modelle Corolla und Yaris, vorwiegend älterer Baujahre, sagte ein Sprecher. In Japan sollen die Besitzer von rund 1,15 Millionen Fahrzeugen in Werkstätten vorstellig werden. Weltweit haben Autohersteller bereits mehr als 100 Millionen Autos zurückgerufen, um die fehlerhaften Airbags auszutauschen. Quelle: dpa
VW und Audi rufen wegen Feuergefahr 281.000 Autos in USA zurück Volkswagen ruft 281.500 Fahrzeuge in den USA wegen möglicher Brandgefahr zurück. Es geht Fahrzeuge der Marken VW und Audi, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens an die Börsenaufsicht vom 7. Oktober hervorgeht. Bei den Fahrzeugen könne in Folge von Lecks Benzin austreten und Feuer ausbrechen. Allerdings seien entsprechende Vorfälle noch nicht berichtet worden. Auch habe es keine Verletzten gegeben. Quelle: dpa
Fiat Chrysler ruft fast zwei Millionen Fahrzeuge zurück Quelle: dpa
General Motors ruft über 4 Millionen Fahrzeuge zurückGeneral Motors ruft wegen eines Defekts an der Airbag-Software weltweit mehr als vier Millionen Fahrzeuge zurück. In seltenen Fällen könne der Bordcomputer in den Testmodus umschalten, erklärte der US-Autobauer am Freitag in Detroit. Die vorderen Airbags würden dann im Fall eines Unfalls nicht auslösen. Auch die Sitzgurte funktionierten möglicherweise nicht. Der Fehler werde mit mindestens einem Todesfall und drei Verletzten in Verbindung gebracht. GM werde die betroffenen Kunden informieren und die Software kostenfrei aktualisieren, teilte das Unternehmen mit. Der Rückruf der 4,28 Millionen betrifft unter anderem bestimmte Modelle von Buick, Chevrolet und Cadillac der Modelljahre 2014-2017, allein 3,6 Millionen davon in den USA. Quelle: dpa
Mazda ruft 2,2 Millionen Fahrzeuge zurück Mazda ruft wegen Problemen mit der Heckklappe weltweit 2,2 Millionen Fahrzeuge zurück. Die Rostschutzlackierung der Heckklappenaufhängung sei nicht ausreichend, erklärte der japanische Autohersteller am Donnerstag. Im Laufe der Zeit könne daher mit Streusalz vermischtes Wasser dazu führen, dass die Aufhängung bricht und die Heckklappe abfällt. Berichte über Unfälle oder Verletzte lägen jedoch nicht vor. Der Rückruf betrifft bestimmte Modelle des Kompaktwagens Mazda 3 der Jahrgänge 2010 bis 2013 sowie Vans des Typs Mazda 5 von 2012 bis 2015. Ebenfalls betroffen sind bestimmte Modelle des CX-5 von 2013 bis 2016 und des SUVs CX-3 von 2016. Händler tauschten beide Aufhängungen aus, erklärte Mazda. Kunden erhielten noch im September oder im Oktober nähere Informationen. Quelle: dapd

Der Sinn der ganzen Veranstaltung ist Experten klar: Akio Toyoda ist angetreten, den von VW-Chef Martin Winterkorn erklärten Angriff zu parieren. 2018, so hatte Piëchs Statthalter in Wolfsburg 2007 erklärt, solle der Volkswagen-Konzern mit seinen zwölf Marken von Skoda bis Lamborghini den Branchenprimus Toyota überholen und weltgrößter Autobauer werden.

Und tatsächlich scheint es Toyoda zu gelingen, dem größten europäischen Autobauer die Aufholjagd mindestens zu erschweren. Nach einer Verdreifachung des Nettogewinns im abgelaufenen Geschäftsjahr will der japanische Riese mit seinen Marken Toyota, Lexus, Daihatsu, Hino und Scion in diesem Jahr den Gewinn um weitere 40 Prozent steigern. Der Umsatz soll um 6,5 Prozent zulegen. Da wird VW kaum mithalten können. Die Wolfsburger wollen 2013 den Umsatz zwar steigern, bleiben aber eine genaue Prognose schuldig. Und der Gewinn werde auf dem Niveau des Vorjahres stagnieren, musste VW-Chef Winterkorn zuletzt eingestehen.

Jubiläum - Toyota wird 75

Wichtigster Grund für Toyodas Optimismus ist die lockere Geldpolitik in Japan. Peter Fuß, Partner bei der Unternehmensberatung Ernst & Young: "Der schwache Yen stärkt die stark exportabhängige Automobilindustrie." Doch die japanischen Autokonzerne hätten auch ihre Hausaufgaben gemacht: "Hohe Qualitätsvorgaben, Effizienzoffensiven und eine intelligente Preispolitik zeigen nun Erfolge."

Zweiter Frühling

Das erste Quartal 2013 zeigt, wie sich die Schere zwischen Toyota und Volkswagen öffnen könnte: Bei Toyota stieg der Gewinn um 111 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, in Wolfsburg dagegen brach er um 26 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro ein. VW rangiert mit einer Umsatzrendite von fünf Prozent nur noch im Mittelfeld der Branche, Toyota muss sich mit 8,6 Prozent dagegen nur BMW und Hyundai geschlagen geben.

Dabei schien es eine Weile so, als hätte Toyota dem Generalangriff aus Wolfsburg nur wenig entgegenzusetzen. Millionenfache Rückrufe in den USA, zusammengebrochene Lieferketten infolge der Naturkatastrophen in Japan und Thailand, die enorme Aufwertung der Landeswährung Yen sowie anti-japanische Unruhen in China spielten VW eine gewisse Zeit in die Hände. Doch die Japaner steckten die Tiefschläge weg, und der leidgeprüfte Konzernchef sieht nun die Zeit gekommen, ungehindert zum Gegenangriff blasen zu können. "Nach vier Jahren Winter ist endlich der Frühling ausgebrochen", sagt Toyoda.

Der Mann auf der Poleposition des weltweiten Autogeschäfts hat Toyota bereits gründlich umgekrempelt. Die Fertigung wurde weiter verschlankt, die Arbeit am Hybrid, dem kombinierten Antrieb aus Elektro- und Verbrennungsmotor, intensiviert, die Fahrzeugarchitektur standardisiert und das Management internationalisiert. Das Unternehmen sucht schneller die Nähe zum Kunden und braucht weniger Zeit für Entscheidungen. Vor allem aber sorgt Toyoda dafür, dass sich der Familienkonzern wieder auf sein Kerngeschäft fokussiert, gute Autos zu bauen.

Die Krise als Katalysator

Die Autobauer mit den innovativsten Antriebstechnologien
A Lexus hybrid engine Quelle: dpa
A model's leg hangs out of a Fiat Oubo at the Paris Motor Show Quelle: dpa
People visit the Renault showcase on media day at the Paris Mondial de l'Automobile Quelle: REUTERS
Minister for Industrial Recovery Arnaud Montebourg (C) and Chief Executive of French carmaker PSA Peugeot Citroen Philippe Varin (R), visit "La Francaise de Mecanique" Quelle: REUTERS
A worker cleans a Toyota Yaris car at the Wuhan Motor Show, Hubei province, Quelle: REUTERS
A Hyundai logo is seen on a Hyundai BlueOn electric car Quelle: REUTERS
The 2012 Ford Escape Quelle: dapd

"Finanzhaie hatten Toyota gekapert", sagt Jim Press, langjähriger Toyota-Chef in den USA. Absatzzahlen und Profite wurden zum neuen Credo, Toyota galt als Bank mit angeschlossenem Autohaus. Das alte Motto "der Kunde zuerst" geriet in Vergessenheit, die einst radikale Orientierung auf Qualität wurde dem schnellen Geld geopfert. Dann aber kam 2007 die Finanzkrise, und der Umsatz brach um ein Fünftel ein. Toyota war träge geworden, konnte auf den Einbruch nicht schnell genug reagieren. Auf 22,7 Milliarden Dollar Gewinn im Jahr 2008 folgte 2009 ein Minus von 4,7 Milliarden Dollar - die ersten roten Zahlen seit 1950.

Schon vor diesem Desaster hatte die Konzernspitze die Entscheidung getroffen, Akio Toyoda zum jüngsten Toyota-Chef aller Zeiten zu machen. Formal hätte seine Familie mit ihren 0,8 Prozent Firmenanteilen keinen Anspruch auf die Konzernführung. Toyoda selbst hält nur 4,5 Millionen Aktien, die aktuell 208 Millionen Euro wert sind. Aber den Aufstieg hatte sich der studierte Jurist und Manager innerhalb wie außerhalb des Konzerns verdient. Er entwickelte - angeblich mit eigenem Geld - in den Neunzigern die bis heute populäre Online-Einkaufsmeile "Gazoo" mit Informationen über gebrauchte Toyotas. Zugleich trieb er die Produktion von Sportwagen voran. Das Amerika-Geschäft lernte er in den USA als Vertriebsmann und als Vize-Chef einer Fabrik von der Pike auf kennen. Später kurbelte er den Absatz in China an.

Toyota in der Poleposition

Krise als Katalysator

Als Board-Mitglied von Toyota seit 2000 hatte der älteste Sohn des 88-jährigen Toyota-Ehrenvorsitzenden Shoichiro Toyoda den Angriff auf den einstigen Branchenprimus General Motors mit beschlossen und die Verkaufszahlen nach oben getrieben. Aber schon vor Ausbruch der Finanzkrise besann er sich: Toyoda schmeckte der Jubel über die hohen Absatz- und Gewinnzahlen nicht mehr. Er wollte lieber "aufregendere" Autos bauen und drängte auf eine beschleunigte Dezentralisierung des Konzerns mit seinen weltweit 320.000 Mitarbeitern, davon über drei Viertel im Ausland. Den millionenfachen Rückrufen wenige Monate nach seinem Amtsantritt konnte Toyoda deshalb sogar etwas Positives abgewinnen. "Er hat die Krise als Katalysator benutzt, um den Konzern wachzurütteln und nach seinen Wünschen zu gestalten", meint Toyota-Kenner Jeffrey Liker (siehe Interview Seite 52).

Doch es brauchte Zeit, bis alle im Management begannen, Toyodas Forderung zu leben, nämlich „immer bessere“ Autos zu bauen. Und das, obwohl die Vorgabe die Firmenphilosophie des Kaizen, der stetigen Verbesserung, widerspiegelt. Mit kleinen Änderungen leitete Toyoda die Neubesinnung ein. Er bedruckt seine Visitenkarten heute mit den englischen Slogans „Reborn“, „Fun to Drive, Again“ und „I love cars“. Im Foyer der Tokioter Konzernzentrale ließ er erstmals Toyota-Fahrzeuge aufstellen. Zuvor sah es dort aus wie im Hauptsitz eines Finanzkonzerns.

"Ich bin Geschäftsmann, kein Ingenieur"

Die meistverkauften Autos aller Zeiten
Toyota CorollaDurch seine hohe Zuverlässigkeit und ein weltweit akzeptiertes Design wurde der Golf-Konkurrent, der heute in Europa Auris heißt, 37 Millionen Mal verkauft. Quelle: Toyota
Ford F-ModellAus deutscher Sicht überraschend: Der meist in den USA abgesetzte Pritschenwagen ist mit 35 Millionen Stück das zweiterfolgreichste Auto der Welt. Quelle: Ford
VW GolfSeit 2002 ist der Golf der Champion im VW-Konzern. Damals überholte er den VW Käfer. Bis heute lief er in zehn Werken rund 29 Millionen Mal vom Band. Quelle: Pressebild VW
VW KäferWas 1937 als KdF-Wagen begann, wurde mit über 21 Millionen verkauften Autos zum Inbegriff des aufstrebenden und friedlichen Nachkriegsdeutschland. Quelle: Pressebild VW
Ford EscortAuch in der Golf-Klasse mischt Ford oben mit - der Escort und sein Nachfolger Focus wurden 20 Millionen Mal produziert. Den Focus gibt es schon als E-Auto. Quelle: Ford
Ein neuer Verkaufsschlager aus dem Hause VW?Nach bereits sechs Generationen des VW Golf geht die siebte Auflage an den Markt. Der Wagen ist 4,26 Meter lang und verfügt über ein Gewicht von 1150 Kilogramm (Basisversion). Mit einer Leistung von 85 - 290 PS beschleunigt er innerhalb von 6 - 13,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Verbrauch liegt beim Benziner bei 4,8 Liter. Kosten wird der Neuwagen voraussichtlich 16 500 Euro. Quelle: dapd

Seit Akio Toyoda den Konzern lenkt, stimmen die 67.000 Mitarbeiter in Japan über ihr Toyota-Modell des Jahres ab. Dadurch beschäftigen sie sich mehr mit den eigenen Produkten. Mit seinem "Morizo-Preis" für besondere Leistungen setzt Akio Toyoda einen persönlichen Akzent. Zur Verblüffung der Belegschaft zeichnete er die Neuauflage des "Crown Comfort" aus. Das Standardmodell für Taxen und Fahrschulen in Japan symbolisiere Qualität, Langlebigkeit und Verlässlichkeit, begründete Toyoda seine Wahl. "Man nimmt es kaum wahr, aber ohne dieses Fahrzeug kann die Gesellschaft nicht leben."

Die Ingenieure bei Toyota haben inzwischen gelernt, dass der Konzernchef sich persönlich in die Entwicklung der Autos einmischt. "Ich bin Geschäftsmann, kein Ingenieur", macht sich Toyoda gerne klein. Dann folgt der Zusatz: "Aber ich liebe Autos." Wie einst Steve Jobs bei Apple verlangt er Perfektion, um die Fahrfreude zu erhöhen. So war ihm der Entwurf für eine Auffrischung des Lexus GS zu langweilig. "Beweist mir, dass wir dieses Modell überhaupt brauchen", verlangte er von seinen Technikern, sonst müssten sie es streichen. Darauf kreierten die Designer den trapezförmigen Diabolo-Kühlergrill, der zum neuen Kennzeichen der Luxusmarke wurde.

Techniksieger Toyota: Toyota-Hybrid schlägt Diesel von VW (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Presse

Mit seiner Liebe zum Detail hatte Toyoda zuerst die Ingenieure beim Supersportwagen LFA gequält, der in einer eigenen Manufaktur und einer limitierten Auflage von 500 Stück produziert wurde. Mit der gleichen Leidenschaft kümmerte er sich um den Sportwagen GT 86. Nach einer Testfahrt meinte Toyoda, der auch lizenzierter Testfahrer ist, der Prototyp "spricht nicht mit mir". Toyoda war das Fahrgefühl zu steril, zu stark von der Elektronik reguliert. "Er ist ziemlich direkt und kritisch", staunte Chefingenieur Tetsuya Tada, der die Fahreigenschaften so lange korrigierte, bis Toyoda zufrieden lächelte.

200 Testfahrten pro Jahr

Natürlich sieht sich der notorische Einmischer auch als Chefdesigner. Seine Vorgaben für künftige Modelle sind konkret: Die Motorhaube flacher, der Schwerpunkt niedriger, die Karosserie steifer - das macht die Autos schicker und das Fahrgefühl sportlicher. "Pro Jahr möchte ich über 200 Prototypen persönlich testen", sagt Akio Toyoda.

Öffentliche Auftritte dagegen sind nicht sein Ding. Da macht er auch im vierten Jahr nach dem Amtsantritt noch einen steifen Eindruck. Spontane Äußerungen sind ihm nur schwer zu entlocken. Diese Neigung wirkte sich im Winter 2009/10, als Toyota wegen angeblicher Probleme mit dem Gaspedal rund fünf Millionen Fahrzeuge in die Werkstatt zurückrufen musste, fatal aus. Statt zügig auf den Vorwurf zu reagieren, Toyota habe den Tod von Autofahrern zu verantworten, kam vom Konzernchef zunächst nichts. Erst nachdem eine Welle der öffentlichen Empörung über Toyota hereingebrochen war, meldete er sich zu Wort.

Obwohl sich später herausstellte, dass es kein Qualitätsproblem bei Toyota gab, verteidigte sich der Konzernchef in der Öffentlichkeit nicht: "Unsere Autos tragen alle meinen Namen. Wenn sie beschädigt werden, dann ist das so, als ob auch ich beschädigt werde", erklärte Toyoda demütig und versprach mit tiefer Verbeugung, persönlich dafür zu sorgen, dass die Kunden sich wieder sicher fühlen können.

So nahe am Kunden wie kein anderer Hersteller

Welche Autos ihre Fahrer glücklich machen
Premiummarken bekommen von ihren Kunden Bestnoten bei der Zufriedenheit mit dem Auto. Das ist das Ergebnis des ADAC-Kundenbarometers 2012, einer Online-Umfrage unter 20.000 Personen. Abgefragt wurden unter anderem Fahreigenschaften, Verarbeitung, Preis-Leistungs-Verhältnis sowie die Servicequalität. Auch „Markentreue“ war Gegenstand der Untersuchung. Ergebnis: Mercedes-Fahrer wechseln ihre Marke am seltensten (62% Markentreue). Ähnlich treue Fahrer haben VW (55%) und Suzuki (49%). Die beste Bewertung insgesamt erhielt aber BMW. Dahinter rangiert Audi. Es folgen Mini, Mercedes-Benz und Volvo. Schlusslicht ist Chevrolet. Die Ergebnisse im Detail, nach Fahrzeugsegmenten gestaffelt. Wir beginnen mit den Kleinstwagen ... Quelle: PR
ADAC-Sieger in Sachen Kundenzufriedenheit bei den Neuwagen 2012Kategorie Kleinstwagen, die Plätze 1 bis 6:Platz 1: Smart fortwo, Punkte: 69,8 Platz 2: Toyota Aygo, Punkte: 68,9 Platz 3: Fiat 500, Punkte: 68,0 Platz 4: Renault Twingo, Punkte: 66,4 Platz 5: Hyundai i10, Punkte: 65,5 Platz 6: Citroen C1, Punkte: 65,0 Quelle: PR
ADAC-Sieger in Sachen Kundenzufriedenheit bei den Neuwagen 2012Kategorie Kleinstwagen, die Plätze 7 bis 12:Platz 7: Kia Picanto, Punkte: 64,3 Platz 8: Ford Ka, 63,2 Platz 9: Fiat Panda, Punkte: 61,8 Platz 10: Chevrolet Spark, Punkte: 61,5 Platz 11: Suzuki Alto, Punkte: 59,5 Platz 12: Chevrolet Matiz, Punkte: 51,8 Quelle: PR
ADAC-Sieger in Sachen Kundenzufriedenheit bei den Neuwagen 2012Kategorie Kleinwagen, die Plätze 1 bis 7:Platz 1: Audi A1, Punkte: 78,2 Das gute Markenimage strahlt auch auf die kleinen Premiumautos ab. Die Kunden vergeben erneut Top-Noten für einen Ingolstädter. Platz 2: Mini, Punkte: 78,1 Platz 3: VW Polo, Punkte: 75,3 Platz 4: Honda Jazz, Punkte: 73,4 Platz 5: Toyota Yaris, Punkte: 72,7 Platz 6: Mazda2, Punkte: 71,3 Platz 7: Skoda Fabia, Punkte: 70,9 Quelle: PR
ADAC-Sieger in Sachen Kundenzufriedenheit bei den Neuwagen 2012Kategorie Kleinwagen, die Plätze 8 bis 14:Platz 8: Ford Fiesta, Punkte: 69,5 Platz 9: Dacia Sandero, Punkte: 69,4 Platz 10: Seat Ibiza, Punkte: 68,8 Platz 10: Nissan Micra, Punkte: 68,8 Platz 12: Hyundai i20, Punkte: 68,3 Platz 13: Suzuki Swift, Punkte: 67,3 Platz 14: Peugeot 207, Punkte: 66,8 Quelle: PR
ADAC-Sieger in Sachen Kundenzufriedenheit bei den Neuwagen 2012Kategorie Kleinwagen, die Plätze 15 bis 21:Platz 15: Mitsubishi Colt, Punkte: 66,3 Platz 16: Opel Corsa, Punkte: 64,2 Platz 17: Citroen C3, Punkte: 64,1 Platz 18: Renault Clio, Punkte: 63,9 Platz 19: Peugeot 206+, Punkte: 62,8 Platz 20: Fiat Punto / Grande Punto, Punkte: 60,4 Platz 21: Chevrolet Aveo, Punkte: 59,3 Quelle: PR
ADAC-Sieger in Sachen Kundenzufriedenheit bei den Neuwagen 2012Kategorie Untere Mittelklasse, die Plätze 1 bis 8:Platz 1: Audi A3, Punkte: 79,6 Nur der hohe Kaufpreis schmerzt die Käufer des Audi A3. Ansonsten sind die befragten ADAC-Mitglieder, von denen 2012 rund 20.000 bei der Studie ihre Stimme abgaben, rundum zufrieden. Platz 2: VW Scirocco, Punkte: 79,2 Platz 3: BMW 1er-Reihe, Punkte: 77,0 Platz 4: VW Golf, Punkte: 75,4 Platz 5: Mercedes A-Klasse, Punkte: 75,1 Platz 6: VW Eos, Punkte: 74,7 Platz 7: Mazda3, Punkte: 74,5 Platz 8: Toyota Auris, Punkte: 73,0 Quelle: PR

Aus den Rückrufen lernte das Unternehmen, dass Kunden bestimmte Funktionen ihres Autos missverstehen. Statt jedoch die Kunden zu belehren, reorganisierte Toyota die Kundenkommunikation. Die Meldekette zwischen einem Kunden mit einem Problem bis zur verantwortlichen Abteilung wurde verkürzt, indem die Vertriebsregionen größere Kompetenzen erhielten. Außerdem gibt es heute in jedem großen Verkaufsgebiet in der Welt einen Qualitätsmanager.

Zudem wurden "Qualitätsoffiziere" geschult, wie dies in Japan heißt, die jeden Toyota-Fahrer aufsuchen, der ein Problem meldet. Dadurch haben die Manager heute das Ohr so nahe am Kunden wie kaum ein anderer Hersteller. Wenn der Verdacht aufkommt, dass aufgrund technischer Mängel Sicherheitsrisiken bestehen, wird schneller denn je reagiert, und die betroffenen Autos müssen zurück in die Werkstatt - so in der vergangenen Woche, als Toyota weltweit 242.000 Fahrzeuge wegen möglicher Bremsprobleme zurückrief.

Aktien-Info Toyota (zum Vergrößern bitte anklicken)

Gewonnen wird der Kampf um die Weltmacht jedoch nicht bei den Kunden nur im Showroom, sondern auch in der Fabrik. Toyoda muss deshalb beweisen, dass er in der Lage ist, den Vorsprung wettzumachen, den VW sich gerade durch den Umbau des gesamten Konzerns nach dem Baukastenprinzip erarbeitet. Die Wolfsburger wollen sämtliche Autos mit gleicher Produktionstechnik und aus möglichst viel gleichen Komponenten zusammenbauen und dadurch eine zweistellige Milliardensumme pro Jahr an Kosten sparen.

Toyoda ist es inzwischen gelungen, die Fertigung so zu verschlanken, dass die Werke schon bei einer Auslastung von 70 Prozent profitabel arbeiten. Das Muster lieferte die vor zwei Jahren eingeweihte Fabrik in Miyagi im Nordosten Japans. Das Werk kommt mit deutlich weniger Platz, Maschinen und Energie als früher aus. Dadurch wurden die Fixkosten in vier Jahren um insgesamt elf Milliarden Euro pro Jahr gesenkt, jedoch ohne einen einzigen festen Mitarbeiter zu entlassen und ohne die Ausgaben für Forschung und Entwicklung herunterzufahren.

Rückstand auf Volkswagen

Ähnlich wie bei VW sollen nun auch bei Toyota die Autos gruppenweise nach einem Baukastensystem entworfen werden. Das System heißt "New Global Architecture" und soll Entwicklungszeit und -kosten um rund 30 Prozent senken. Die notwendige Standardisierung geschieht über drei Modellplattformen mit zunächst 20 bis 30 Prozent gleichen Teilen. Später soll der Anteil auf 70 bis 80 Prozent steigen. "Wir liegen zeitlich zurück", gesteht Chefentwickler Mitsuhisa Kato mit Blick auf VW.

Um seinen Einfluss zu sichern, hat Toyoda besonders loyale Manager um sich geschart. Neuer Vize-Verwaltungsratschef ist der Vater des Hybridautos Prius, Takeshi Uchiyamada, dem der Konzern den Verkauf von mittlerweile mehr als fünf Millionen der Zwitterfahrzeuge seit 1997 verdankt. In Japan fahren inzwischen die meisten der neu verkauften Toyota-Fahrzeuge sowohl mit Verbrennungs- als auch mit Elektromotor.

70-mal mehr Hybridautos als VW

Die reichsten Unternehmen der Welt
Oracle Quelle: REUTERS
General Motors Quelle: dpa
Ford Quelle: dpa
Toyota Quelle: dapd
Cisco Quelle: REUTERS
Google Quelle: dpa
 China Mobile Quelle: REUTERS

Den neuen Entwicklungsvorstand Mitsuhisa Kato hatte Toyoda auf dem Höhepunkt der Rückrufkrise berufen. Kato hatte früh gewarnt, die schnelle Expansion überfordere die Ingenieure. "Wir durften nicht versagen und konnten uns daher professionell nicht entwickeln", meint er rückblickend. Der Querdenker war 2008 zur Motorsport-Tochter Toyota Technocraft abgeschoben worden. Dort lernte der bekennende Bleifuß Akio Toyoda bei den Vorbereitungen zu den Rennen auf dem Nürburgring kennen. Kato soll das von ihm erdachte Baukastensystem durchsetzen und Ingenieuren mehr Freiraum für Innovationen verschaffen.

Mit Mark Templin leitet seit April erstmals ein Ausländer eine Toyota-Abteilung in Japan, nämlich das globale Marketing für Lexus. Der US-Autoingenieur hatte für General Motors (GM) gearbeitet, bevor er 1990 zu Toyota stieß. Für die Märkte Nord- und Lateinamerika, Europa und Afrika sind künftig Nicht-Japaner verantwortlich. Eine Premiere sind auch Nicht-Japaner im Verwaltungsrat. Darunter ist der frühere GM-Vize-Präsident Mark Hogan, den Toyoda aus seiner Zeit in den USA kennt.

Drama in Deutschland

Mit der veränderten Konzernstruktur und dem Personaltableau will Toyoda das typisch japanische Gruppendenken und die Überzentralisierung von Entscheidungen überwinden. Der Neuanfang tut vor allem in Europa not, dem Heimatmarkt des Erzrivalen VW. Auf gerade mal vier Prozent Marktanteil kommt Toyota derzeit in Westeuropa, Tendenz fallend. Volkswagen dagegen wächst seit Jahren und kam Ende April auf 12,5 Prozent.

In Deutschland, wo der Anteil von Toyota am gesamten Neuwagenabsatz in den vergangenen sechs Jahren von 4,3 auf 2,7 Prozent zusammenschmolz, rebellieren inzwischen die Händler. Das Verkaufsnetz sei auf den Absatz von 120 000 Fahrzeugen pro Jahr ausgelegt, verkauft würden derzeit aber nur 80.000 Autos, schimpft der Chef des Toyota-Händlerverbandes, Michael Martin.

Ein Problem, das die deutschen Toyota-Händler haben, hat seine Ursache in einer Stärke des Konzerns: der Hybridtechnik. Die Nachfrage nach diesem Antrieb beim Kleinwagen Yaris und beim Golf-Konkurrenten Auris ist so groß, dass Toyota mit der Produktion nicht hinterherkommt.

2012 verkaufte Toyota rund 70-mal mehr Hybridautos als Volkswagen. Ferdinand Piëch, der die Technologie zur maßgeblichen Brücke ins Elektroautozeitalter erklärt hat, dürfte dieser Erfolg der Japaner übel aufstoßen. Und er muss sich auf weitere schmerzhafte Attacken einstellen.

Immerhin könnte Toyoda noch locker acht Jahre Präsident bleiben und dann noch zehn Jahre als Chairman weiterregieren.

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