
Nun ist es wohl geschafft. Zwei der namhaftesten deutschen Unternehmen, Volkswagen und Porsche, werden voraussichtlich am 1. August unter einem Dach vereinigt. Der Sportwagenbauer hat drei Jahre nach seiner selbst verschuldeten Beinahe-Insolvenz – Grund war ein Schuldenberg von rund 11 Milliarden Euro durch die missglückte Übernahme von Volkswagen – eine neue Heimat gefunden.
Das ist gut für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Noch besser ist es für die Porsche-Eigentümer, die Familien Porsche und Piech, die 90 Prozent des Unternehmens besitzen. VW hat ihnen zuverlässig aus der Patsche geholfen: Mit einem Notkredit von 700 Millionen Euro, als der klamme Sportwagenbauer bei allen Banken abblitzte, mit dem Kauf ihres Autohandelsunternehmens für 3,3 Milliarden Euro und nun mit dem hübschen Kaufpreis von insgesamt 8,4 Milliarden Euro für das operative Geschäft von Porsche, die Porsche AG.
Porsche ist massiv von VW abhängig, weil der kleine Sportwagenbauer die Technologie des Riesenkonzerns braucht. VW dagegen könnte auch ohne Porsche sehr gut leben. Im Kaufpreis hat sich dieses Kräfteverhältnis nicht niedergeschlagen. Auch die Chance, Porsche in die Insolvenz gehen zu lassen um das Unternehmen dann deutlich günstiger zu erwerben, wurde von VW nicht genutzt. Warum auch? Der Aufsichtsratschef von Volkswagen ist zugleich der mächtigste Miteigentümer von Porsche: Ferdinand Piech. Praktische Sache, wenn man sich am Verhandlungstisch selbst gegenüber sitzt.
Lektionen aus der Übernahmeschlacht
Nun also ist der fragwürdige Deal besiegelt und man darf eine erste Bilanz wagen. Was bleibt von der spektakulärsten deutschen Übernahmeschlacht in diesem noch jungen Jahrhundert?
Lektion 1: Es geht nichts über gute Connections. Piechs Doppelfunktion – aus Sicht der Corporate Governance höchst fragwürdig – hat sich am Ende für die Porsche-Eigentümer voll ausgezahlt.
Lektion 2: Auch für Stars der deutschen Wirtschaft gilt: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Als sich der verdiente Automanager und damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Zuge des Angriffs auf VW als Hedgefonds-Manager versuchte, verhedderte er sich hoffnungslos im Dickicht wilder Optionsstrategien, häufte Milliardenschulden auf und wurde schließlich von den Porsche-Eigentümern vom Hof gejagt. Wäre Wiedeking einfach beim Autobauen geblieben, wäre er bis heute wohl einer der gefragtesten Manager der Branche. Stattdessen schlägt er sich seit Jahren mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und Schadenersatzklagen in Milliardenhöhe herum.
Das schlimmste daran ist, dass Wiedeking sehenden Auges in die Katastrophe steuerte. 2008, mitten in der Übernahmeschlacht, prangerte er in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeinen Zeitung ausgerechnet die „Gier“ von Hegefonds an. Zu diesem Zeitpunkt war Porsche aufgrund gigantischer Aktienoptionspositionen nichts anderes als ein Hedgefonds mit angeschlossener Autoproduktion. „Der Kapitalismus sei nicht schuld am schlechten Charakter des Menschen“ philosophierte der Porsche-Mann. Schuld seien „verdorbenen Charaktere“ wie etwa gierige Hedgefonds-Manager, „die ihre Freiheit missbrauchen und den Kapitalismus in Verruf bringen.“