Übernahme von TRW Die Herkulesaufgabe für ZF Friedrichshafen

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Integration könnte das Management für Jahre beschäftigen

Bei grenzüberschreitenden Fusionen dieser Größenordnung ist das Risiko besonders groß. Häufig gehen die Übernahmen schief und bringen nur selten die erhofften Ergebnisse. Abschreckende Beispiele gibt es reichlich: Die als „Hochzeit im Himmel“ gepriesene Daimler-Chrysler-Fusion scheiterte krachend.

Stärken und Schwächen der drei weltgrößten Autozulieferer

Erschwerend kommt hinzu: Bei ZF und TRW prallen völlig unterschiedlich geprägte Managementkulturen aufeinander. ZF mit der Stiftung im Hintergrund ist ein sehr deutscher und traditionell langfristig orientierter Konzern, TRW ein durch und durch amerikanisches Unternehmen, das bisher an der Börse notiert war. Auch wenn es vermutlich einfacher ist, TRW in ZF zu integrieren als umgekehrt, „prallen da zwei Kulturen aufeinander“, sagt Experte Bratzel, „da kann es schon mal knirschen“.

Übernahme in gegenseitigen Einvernehmen

Einen Vorteil, etwa im Gegensatz zur Conti-Übernahme durch Schaeffler, sieht er zwar darin, dass die Fusion bei ZF und TRW im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt. Dennoch werde die Integration ein Großteil des Managements noch lange beschäftigen – im schlimmsten Fall für Jahre. Etliche Top-Leute dürften einen Großteil ihrer Zeit im Jet zwischen Friedrichshafen und Livonia verbringen. Entscheidungen darüber, wie die zukünftige Geschäftsführung sich zusammensetzt und die Zuständigkeiten zwischen der Zentrale in Deutschland und der Divisionsleitung in den USA aufgeteilt werden, sind noch nicht gefallen. Fest steht nur, dass der Hauptsitz am Bodensee bleibt.

Sommers Argument, ZF habe Erfahrung mit der Integration aufgekaufter Unternehmen, kann dabei auch nicht recht überzeugen: Die beiden letzten Übernahmen des Getriebebauers waren deutlich kleiner. Der Schweinfurter Fahrwerkskomponentenhersteller Mannesmann Sachs, den ZF 2001 kaufte, hatte damals rund zwei Milliarden Euro Umsatz und 16.500 Mitarbeiter, der belgische Windkraftausrüster Hansen Transmissions zählte gerade mal knapp 400 Millionen Euro Umsatz und rund 1500 Beschäftigte.

Bei der Integration unterschiedlicher Kulturen ist einer der wichtigsten Faktoren die Kommunikationsfähigkeit der Leute an der Spitze. Sommer hat da womöglich Nachholbedarf: Nachdem Mitte Juli erste Gerüchte über die TRW-Übernahme die Runde machten, ging der ZF-Chef erst mal für ein paar Wochen auf mediale Tauchstation.

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