US-Abgasskandal Ermittler nehmen Audi in den Fokus

Am Mittwochmorgen haben Staatsanwälte mehrere Büros bei Audi durchsucht, während nebenan Audi-Chef Stadler die Jahresbilanz vorstellte. Ermittler wollen wichtige Unterlagen im Fall des US-Abgasskandals sichern.

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Audi-Chef Rupert Stadler auf der Jahreskonferenz am Tag der Razzien. Quelle: REUTERS

Audi-Chef Rupert Stadler verzieht keine Miene. Auf seiner Stirn glänzt kein Tropfen Schweiß. Souverän gibt er mehreren TV-Teams Interviews - und tut so, als ob er alle Fragen beantwortet. Allein: Das macht er nicht. „Wir kooperieren vollumfänglich“, wiederholt er gebetsmühlenartig. Doch dieses „Business as usual“, das Stadler vorspielt, gibt es nicht mehr in der Audi-Welt.

Gegen sieben Uhr sind an diesem Morgen die Ermittler der Staatsanwaltschaft München II vorgefahren. Um viertel nach sieben dann, erzählt Stadler am Rande der Jahrespressekonferenz in kleiner Runde, sei er dann informiert worden. Da saß er noch im Auto, auf dem Weg ins Büro. Auch am Mittag weiß Stadler immer noch nichts Genaues. „Ich bin zwar multitaskingfähig, aber ich habe mich jetzt auf unsere Jahrespressekonferenz konzentriert“, sagt er. „Ich versuche mit diesen Dingen sehr, sehr rational umzugehen.“

Und obwohl auch private Wohnungen durchsucht worden sein sollen, habe er bis zu seiner Abfahrt keine Ermittler bei sich zuhause gesehen, sagt Stadler. Seine Frau habe ihn bislang auch noch nicht angerufen.

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Und so ist es kein Wunder, dass Stadler seine Jahrespressekonferenz am Mittwoch professionell über die Bühne gebracht hat. „Trotz der Tagesaktualität würde ich mir wünschen, dass wir auf das vergangene Geschäftsjahr schauen“, sagt Stadler zur Eröffnung der Bilanzpressekonferenz. Die Tagesaktualität, damit meint er die Razzien der Staatsanwaltschaften München und Stuttgart in den Audi-Standorten Ingolstadt und Neckarsulm und sieben weiteren Orten. In Ingolstadt wurde auch das Vorstandsgebäude von den Ermittlern durchsucht, auch in Wolfsburg gab es eine Durchsuchung.

Man „kooperiere vollumfänglich“ mit den Behörden, sagte ein Audi-Sprecher noch, „da wir selbst großes Interesse an der Aufklärung des Sachverhalts haben“. Danach versuchten sich die Ingolstädter im „Business as usual“ – und den Blick auf andere Themen zu lenken. „Das vergangenen Jahr war zweifelsfrei eines der herausforderndsten in der Geschichte von Audi“, begann Stadler seine Rede. „Denken Sie an das Thema Diesel, zum Teil turbulente Märkte und Währungen und die globalen politischen Rahmenbedingungen.“

Die unglückliche Terminkollision von Razzia und Jahrespressekonferenz soll von Seiten der Behörden nicht mehr vermeidbar gewesen sein, weil die Ermittler erst Anfang dieser Woche von dem Termin der Pressekonferenz erfahren haben sollen – die Planungen waren zu diesem Zeitpunkt schon zu weit fortgeschritten.

Stadler spricht über den Stand der Rückrufe bei Vier- und Sechszylinder-Dieseln, neue Compliance-Strukturen und Änderungen in der technischen Entwicklung. „Der Weg des Aufarbeitens ist noch lange nicht abgeschlossen“, so der Audi-Chef. „Wir bleiben dran, bis diese Arbeiten erledigt sind – mit der Hartnäckigkeit, die unser Unternehmen auszeichnet.“

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