US-Automarkt Amerika hat Durst auf deutsche Autos

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VW gründet Taskforce für den US-Erfolg

Genau daran arbeitet der neue US-Chef Horn – in einem so zentral gesteuerten Konzern für einen Landeschef kein leichtes Unterfangen. Immerhin haben die Wolfsburger nun einen „Vorstandsauschuss USA“ gegründet, um das darbende US-Geschäft wieder auf Vordermann zu bringen. Dem Gremium sollen neben Winterkorn und Horn unter anderem Vertriebsvorstand Christian Klingler und Entwicklungschef Heinz-Jakob Neußer angehören.

Sechs Mal pro Jahr soll jeweils zwei Stunden getagt werden. Klingt nicht nach viel, dennoch ist die neue Taskforce eine deutliche Verbesserung: Aktuell durfte der US-Chef samt Entourage nur alle drei bis vier Monate für eine halbe Stunde beim Konzernboss vorsprechen.

Produktionskapazitäten deutscher Autobauer in Nordamerika 2000-2025

Erste Entscheidungen hat der neue Vorstandsausschuss offenbar bereits gefällt. Von der europäischen Denkweise eines siebenjährigen Modellzyklus‘ mit grundlegender Überarbeitung nach vier Jahren will sich Volkswagen laut einem Bericht der „Automobilwoche“ verabschieden. Die neuen Generationen der US-Modelle Jetta (ab 2017) und Passat (ab 2018) sind von Anfang an auf eine Laufzeit von nur fünf Jahren ausgelegt. Für den Nachfolger des Kompakt-SUV Tiguan (ab 2016) wird die verkürzte Laufzeit noch geprüft.

Mehrere, kleinere Updates

Bereits eingeplant in diese neuen Zyklen sind auch kleinere, aber häufigere Modell-Updates. „Amerikanische Kunden wollen öfter etwas Neues, das heißt für die Hersteller, dass sie ihre Fahrzeuge öfter überarbeiten müssen“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) an der Bergisch Gladbacher Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW). „Dafür müssen die Veränderungen nicht so groß sein, wie es europäische oder deutsche Kunden bei einer Modellüberarbeitung erwarten.“

Sprich: Statt aufwändiger Überarbeitung von Motor, Innenraum und Karosserie reicht ab und zu ein neu gestalteter Scheinwerfer oder Kühlergrill aus, damit US-Händler den Wagen als „neu“ bewerben. „Die Amerikaner legen weniger Wert auf eine hohe technologische Dichte in den Fahrzeugen, für sie müssen die Fahrzeuge vor allem robust sein und einen Getränkehalter besitzen“, so Bratzel.

Gerade mit fehlenden oder zu kleinen Getränkehaltern hatte VW den Zorn der US-Kunden auf sich gezogen. Zudem dauerte es bei einigen Modellen lange, bis dieses vermeintlich unwichtige Bauteil nachgerüstet war.

Auch wenn VW inzwischen schneller reagiert, schätzt Bratzel, dass die Marke noch zwei Jahre zu kämpfen haben wird: „Man hat den Markt komplett unterschätzt und nicht die Modelle angeboten, die der Markt nachfragt. Bei den SUV und Light-Trucks, die die Amerikaner sehr schätzen, gibt es schlicht kein Angebot von VW.“

Die Golf-Klasse hat großes Potenzial

Doch die großen Modelle sind nicht das Allheilmittel für einen steigenden Absatz, in anderen Fahrzeugklassen ist das Potenzial größer. „Das Segment der Crossover-Modelle wächst in den USA am stärksten, aber auch Klein- und Kompaktwagen legen ordentlich zu“, sagt PwC-Analyst Kuhnert. „Hier haben die deutschen Autobauer inzwischen gute Angebote, etablieren sich aber auch bei Vans und Crossovern.“

US-Behörde untersucht Dodge wegen Wegrollgefahr
Behörde untersucht weitere Fiat-Chrysler-Wagen Quelle: AP
BMW ruft Autos zurück Quelle: dpa
Toyota - Millionen fehlerhafter AirbagsToyota ruft weltweit weitere 5,8 Millionen Fahrzeuge wegen möglicher Probleme mit Airbags des Zulieferers Takata zurück. In Europa müssten 1,47 Millionen Autos zurück in die Werkstätten, teilte der japanische Konzern am Mittwoch mit. Allein in Deutschland seien knapp 118.000 Fahrzeuge betroffen. Dabei geht es unter anderem um die Modelle Corolla und Yaris, vorwiegend älterer Baujahre, sagte ein Sprecher. In Japan sollen die Besitzer von rund 1,15 Millionen Fahrzeugen in Werkstätten vorstellig werden. Weltweit haben Autohersteller bereits mehr als 100 Millionen Autos zurückgerufen, um die fehlerhaften Airbags auszutauschen. Quelle: dpa
VW und Audi rufen wegen Feuergefahr 281.000 Autos in USA zurück Volkswagen ruft 281.500 Fahrzeuge in den USA wegen möglicher Brandgefahr zurück. Es geht Fahrzeuge der Marken VW und Audi, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens an die Börsenaufsicht vom 7. Oktober hervorgeht. Bei den Fahrzeugen könne in Folge von Lecks Benzin austreten und Feuer ausbrechen. Allerdings seien entsprechende Vorfälle noch nicht berichtet worden. Auch habe es keine Verletzten gegeben. Quelle: dpa
Fiat Chrysler ruft fast zwei Millionen Fahrzeuge zurück Quelle: dpa
General Motors ruft über 4 Millionen Fahrzeuge zurückGeneral Motors ruft wegen eines Defekts an der Airbag-Software weltweit mehr als vier Millionen Fahrzeuge zurück. In seltenen Fällen könne der Bordcomputer in den Testmodus umschalten, erklärte der US-Autobauer am Freitag in Detroit. Die vorderen Airbags würden dann im Fall eines Unfalls nicht auslösen. Auch die Sitzgurte funktionierten möglicherweise nicht. Der Fehler werde mit mindestens einem Todesfall und drei Verletzten in Verbindung gebracht. GM werde die betroffenen Kunden informieren und die Software kostenfrei aktualisieren, teilte das Unternehmen mit. Der Rückruf der 4,28 Millionen betrifft unter anderem bestimmte Modelle von Buick, Chevrolet und Cadillac der Modelljahre 2014-2017, allein 3,6 Millionen davon in den USA. Quelle: dpa
Mazda ruft 2,2 Millionen Fahrzeuge zurück Mazda ruft wegen Problemen mit der Heckklappe weltweit 2,2 Millionen Fahrzeuge zurück. Die Rostschutzlackierung der Heckklappenaufhängung sei nicht ausreichend, erklärte der japanische Autohersteller am Donnerstag. Im Laufe der Zeit könne daher mit Streusalz vermischtes Wasser dazu führen, dass die Aufhängung bricht und die Heckklappe abfällt. Berichte über Unfälle oder Verletzte lägen jedoch nicht vor. Der Rückruf betrifft bestimmte Modelle des Kompaktwagens Mazda 3 der Jahrgänge 2010 bis 2013 sowie Vans des Typs Mazda 5 von 2012 bis 2015. Ebenfalls betroffen sind bestimmte Modelle des CX-5 von 2013 bis 2016 und des SUVs CX-3 von 2016. Händler tauschten beide Aufhängungen aus, erklärte Mazda. Kunden erhielten noch im September oder im Oktober nähere Informationen. Quelle: dapd

Mario Franjičević von IHS sieht vor allem im C-Segment, also Autos von der Größe eines Golfs, A-Klasse und 1er-BMW großes Potenzial. „Während Wachstumsmärkte vom B- in das C-Segment aufsteigen, tendieren die gesättigten Märkte dazu, sich wegen der Urbanisierung, kleineren Familien oder dem Kraftstoffverbrauch vom D- in das C-Segment nach unten zu orientieren“, sagt Franjičević. Da die amerikanischen Hersteller etwas Rückstand hätten, sei die Chance für ausländische Autobauer in diesem Marktsegment groß.

Um den wachsenden Bedarf an für US-Verhältnisse kleinen Autos decken zu können, investieren die Hersteller derzeit kräftig in ihre Werke – aber vor allem in Mexiko. In dem südlichen Nachbarland der USA sollen ab 2016 150.000 Audi Q5 pro Jahr vom Band laufen, ab 2019 will BMW ein Werk mit einer Kapazität von ebenfalls 150.000 Fahrzeugen eröffnen. Daimler arbeitet zusammen mit Nissan an einer Fertigungsstätte, in der Kompaktmodelle von Mercedes und der Nissan-Tochter Infiniti auf einer gemeinsamen Basis montiert werden.

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