Uwe Hück "Wer illegale Werkverträge anwendet, wird auf die Schnauze fallen"

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"Keine Billigkonkurrenz im eigenen Unternehmen"

Wie?

Aktuell verhandeln wir mit dem Arbeitgeber eine neue Standortsicherung für Porsche Leipzig. Wir überlegen, die Porsche Leipzig GmbH in die AG zu holen. Unabhängig davon wollen wir auch am Standort Leipzig die sachbezogene Mitbestimmung einführen. Die neuen Bundesländer dürfen nicht länger ein Versuchslabor für die Umgehung von Tarifstandards sein. Wir dürfen uns keine Billigkonkurrenz im eigenen Unternehmen machen. Ein Anfang ist gemacht: Inzwischen haben so gut wie alle Dienstleister auf dem Werksgelände und darüber hinaus in Leipzig einen Tarifvertrag mit der IG Metall.

Rund der Hälfte der Leipziger Werkvertragskräfte nutzt aber weder dieser Tarifvertrag noch die sachbezogene Mitbestimmung. Denn ihre Betriebe liegen außerhalb des Werkszauns und damit außerhalb der Einflusszone des Betriebsrats.

Das sind die besten Arbeitgeber Baden-Württembergs
3. Platz in der Kategorie Unternehmen bis 50 Mitarbeiter: Kanzlei Meier + Kröhnke
2. Platz: Living Business Quelle: Presse
1. Platz: Tempus Quelle: Presse
7. Platz in der Kategorie Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern: FreiLacke Quelle: Presse
6. und 5. Platz: Waldburg-Zeil Kliniken Quelle: Presse
4 Platz: myonic Quelle: Presse
3. Platz: de'ignis-Fachklinik Quelle: Presse

Es gilt das Territorialprinzip. Wir haben deshalb viele Dienstleister im Umfeld von Porsche mit guten Tarifverträgen ausgestattet. Als Betriebsrat versuchen wir, auch faire Dienstleistungs- und Werkverträge zu realisieren, wenn die Firmen nicht auf unserem Betriebsgelände tätig sind. So sind in den Ausschreibungen des Einkaufs Mindestbedingungen wie Bezahlung, Mindeststundensatz, Arbeitszeit, Arbeitssicherheit, Vorhandensein einer Arbeitnehmervertretung et cetera festgeschrieben. Ein Dienstleister erhält nur dann den Auftrag von Porsche, wenn er nachweist, dass er diese Bedingungen erfüllt. Die Arbeitnehmervertretung in Leipzig kämpft zudem dafür, extern vergebene Dienstleistungen wieder zurück zu Porsche zu holen.

Mit Erfolg?

Ja. Porsche Leipzig macht beispielsweise die Instandhaltung, die vorher komplett von Voith Industrial Services geleistet wurde, nun zum Teil in Eigenleistung. In diesem Bereich wurden Einstellungen vorgenommen. Die Porsche AG erbringt den Werksschutz in Eigenleistung und erwägt, auch die Feuerwehr inzusourcen. Und wir holen auch an anderen Standorten Leute rein. Ein Ingenieur, der in der Entwicklung in Weissach arbeitet, darf maximal zwei Jahre per Werkvertrag beauftragt werden. Wenn er sich danach auf eine offene Planstelle bei Porsche bewirbt, wird er bei gleicher Qualifikation bevorzugt und hat einen Rechtsanspruch vor anderen externen Bewerbern.

Warum regeln Sie Werkverträge - anstatt den Verzicht auf das von den Gewerkschaften bekämpfte Instrument zu fordern?

Man soll Werk- und Dienstleistungsverträge nicht verteufeln. Das macht übrigens auch die IG Metall nicht. Wir sind nicht grundsätzlich gegen Werkverträge. Aber wir wehren uns gegen das Aushebeln von Tarifstandards und Billiglöhnen. Wenn wir Werkverträge anständig praktizieren, sind sie nicht schlimm. Ich bin ein Fan des Werk- und Dienstleistungsvertrags. Unternehmen können ja nicht alles selber machen, sondern müssen sich auf Ihre Kernkompetenz konzentrieren. In Bereichen wie IT und Entwicklung etwa sind Dienstleister nötig. Und wenn Bosch für uns Teile eines Motors entwickelt hat, müssen die Bosch-Leute auch ins Werk kommen. Der Umgang mit Werkverträgen muss aber anständig, offen und transparent sein und mit Beteiligung der Betriebsräte stattfinden. Wir haben bei Porsche dieses Flexibilitäts-Instrument aus der dunklen Ecke herausgeholt. Arbeitgeber aber, die noch in illegaler und missbräuchlicher Weise Werkverträge anwenden, werden auf die Schnauze fallen.

Und dass der Leiharbeiter-Anteil an der Porsche-Belegschaft im Leipziger Werk bei 18 Prozent liegt, nehmen Sie hin?

Die Porsche AG beschäftigt in der Produktion – in Zuffenhausen haben wir rund 9000 Arbeitnehmer, davon knapp 5000 in der Produktion – so gut wie keine Leiharbeiter, weil das dort verboten ist. Dort sind nur befristet Beschäftigte tätig, die für Flexibilität sorgen. Auch bei der Porsche Leipzig GmbH verfolgen wir das Ziel, keine Leiharbeiter mehr in der Produktion zu haben. In Zuffenhausen gibt es auch keine einzige Ansiedlung von beauftragten Unternehmen auf oder vor dem Werksgelände. Das sollte auch für Leipzig unser Langfristziel sein. Letztlich wollen wir in Leipzig dieselben Standards wie in Zuffenhausen.

Bis es so weit ist, verbessern wir im Werk Leipzig die Konditionen der Leiharbeiter in der Produktion. Im Januar haben wir ihre Leistungsprämie von 5 auf 15 Prozent des Grundeinkommens erhöht und damit dem Niveau der Stammkräfte angeglichen.

Damit sind die Leipziger Leiharbeiter den Stamm-Arbeitskräften gleich gestellt?

Fast. Unser Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ wird nun nicht nur auf den Grundlohn angewendet, sondern auch auf das Leistungsentgelt. Festangestellte bekommen allerdings – wenn die Arbeitsqualität stimmt – am Quartalsende weitere 10 Prozent als Quartalsbonus.

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