Verbrenner mit E-Antrieb Zwei von drei Plug-in-Hybriden haben mehr als 200 PS

Der Porsche Cayenne S E-Hybrid bringt es zwar auf eindrucksvolle 416 PS, schafft aber gerade einmal 36 Kilometer elektrisch. Quelle: Presse

Aktuelle Verkaufsstatistiken belegen, dass die Autobauer durch Plug-in-Technologie vor allem den Absatz von Fahrzeugen mit leistungsstarken Verbrennungsmotoren ankurbeln. Dabei sind die Hybriden nicht besonders sparsam.

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Neueste Zahlen des Neuwagenportals CarWow stützen den Verdacht, dass Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge für die Autobauer in Deutschland vor allem eines sind: grüne Feigenblätter, um den Absatz jener PS-starken Autos nach oben zu treiben, die wegen ihrer Verbräuche eine besonders negative Umweltbilanz hätten. Im ersten Quartal dieses Jahres verkauften die Anbieter demnach auffallend viele extrem leistungsstarke Autos mit der Option, sie einige Kilometer elektrisch bewegen zu können. 

Zwei Drittel der über das Portal abgesetzten Plug-in-Hybrid-Autos hatten mehr als 200 Pferdestärken (PS). Immerhin 17 Prozent brachten es sogar auf mehr als 300 PS. Im sparsamen Kleinwagensegment unter 100 PS dagegen verkauften die Hersteller laut CarWow keine Plug-in-Hybrid-Neufahrzeuge.

Ein Vergleich mit konventionellen Autos macht noch deutlicher, dass die Plug-in-Hybride vor allem das Gewissen derer beruhigen, die gerne ordentlich Gas geben: Denn CarWow zufolge haben lediglich neun Prozent aller mit einem reinem Verbrennungsmotor verkauften Fahrzeuge mehr als 200 PS. Und nur zwei Prozent mehr als 300 PS.

Die steckdosentauglichen Autos, bei denen neben einem Verbrennungsmotor noch ein Elektromotor samt Akku eingebaut ist, stehen zunehmend in der Kritik. Experten zufolge laden deren Besitzer sie nur selten mit Strom auf und lassen lieber die spritfressenden Diesel- oder Benzinmotoren arbeiten. Während die Hersteller die Wagen also als umweltfreundlich anpreisen und damit ihre Flottenemissionen schönrechnen können, sind die Fahrzeuge in der Realität oft Umweltsünder.

Das dürfte auch daran liegen, dass die Autos allein mit den Akkus nicht allzu weit kommen. Der Porsche Cayenne S E-Hybrid etwa bringt es zwar auf eindrucksvolle 416 PS, schafft aber gerade einmal 36 Kilometer elektrisch. Beim Mercedes E 300 Hybrid sind es gar nur 31 Kilometer.

Dennoch können die Käufer von Plug-in-Hybrid-Autos unter bestimmten Bedingungen eine Umweltprämie und ein sogenanntes E-Kennzeichen – das steht für Elektroantrieb und erlaubt es dem Besitzer, in einigen Kommunen kostenlos zu parken. Im Vergleich zum Vorquartal stieg der Absatz von Plug-in-Hybrid-Wagen laut CarWow wohl auch wegen solcher Vorteile um satte 43 Prozent. Besonders viele dieser Modelle wurden im Januar verkauft. Hier lag der Absatz mehr als doppelt so hoch wie im Oktober zuvor.

von Thomas Stölzel, Martin Seiwert, Stefan Hajek

Bei den reinen E-Autos stieg der Absatz zwar ebenfalls, aber weniger deutlich. Im Vergleich zum Vorquartal waren es hier nur 34 Prozent mehr verkaufte Wagen. Deutlich bescheidener wirken die E-Flitzer auch beim Blick auf die Leistung. Hier sind laut CarWow 55 Prozent der im ersten Quartal verkauften Wagen mit weniger als 200 PS unterwegs. 14 Prozent sogar mit weniger als 100 PS.

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol, hatte vor wenigen Tagen gefordert, reine Elektrofahrzeuge noch sehr viel stärker zu fördern, als Plug-in-Hybrid-Autos. Bisher bekommen Käufer eines reinen E-Autos nur 1000 Euro mehr Förderung als ein Hybrid-Kunde. Insgesamt gibt es für viele Plug-in-Hybrid-Wagen zurzeit 3000 Euro Zuschuss vom Staat. 

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