
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen Volkswagen-Chef Matthias Müller, VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sowie den ehemaligen VW-Chef Martin Winterkorn wegen des Verdachts auf Marktmanipulation. Das berichtet die WirtschaftsWoche in ihrer am Freitag erscheinenden Ausgabe.
Die Ermittlungen gehen auf eine Anzeige der Finanzaufsicht BaFin zurück. Eine Sprecherin der BaFin bestätigte der WirtschaftsWoche, dass die Behörde im Sommer 2016 Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart „wegen des Verdachts der informationsgestützten Marktmanipulation in Aktien der Porsche Automobil Holding SE im Zusammenhang mit der Dieselthematik erstattet“ habe.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte der WirtschaftsWoche Strafanzeigen gegen den damaligen Porsche-Vorstand – namentlich bestätigte die Behörde Anzeigen gegen Müller, Pötsch, Winterkorn sowie den Porsche-Manager Philipp von Hagen. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile Verfahren gegen Müller, Pötsch und Winterkorn wegen des Verdachts auf Marktmanipulation eröffnet. Die Staatsanwaltschaft wollte sich dazu nicht äußern.
Wer 2015 im Vorstand der Porsche SE saß
Der heutige Aufsichtsratsvorsitzende von VW ist auch Vorstandsvorsitzender der Porsche SE und auch Finanzvorstand der Holding.
Matthias Müller (bis zum September 2015 Porsche-Chef, danach VW-Chef) war im Jahr 2015 auch Mitglied des Vorstands der Porsche SE – verantwortlich für Strategie und Unternehmensentwicklung.
Philipp von Hagen war 2015 Vorstandsmitglied für das Beteiligungsmanagment der Porsche SE.
Der damalige VW-Chef Martin Winterkorn war bis zum 31.10.2015 Vorstandsmitglied der Porsche SE. Auf ihn folgte Manfred Döss als Vorstand für Recht und Compliance – allerdings erst mit Wirkung zum 1. Januar 2016.
Müller war damals im Vorstand der Porsche SE zuständig für Strategie und Unternehmensentwicklung. Die für Müller und Pötsch zuständigen VW-Sprecher wollten sich nicht zu den Ermittlungen äußern und verwiesen auf die Zuständigkeit von Porsche. Porsche sagt, die BaFin habe Porsche im Oktober 2015 ein Auskunfts- und Vorlageersuchen geschickt. Porsche habe daraufhin Stellung genommen und bis heute keine Antwort erhalten. Der Strafverteidiger von Winterkorn war kurzfristig nicht zu erreichen.
Die Anzeige der BaFin geht auf eine von der Aufsicht geführte Ad-hoc-Untersuchung zurück. Unternehmen müssen Nachrichten, die den Kurs ihrer Aktie stark bewegen können, sofort („ad hoc“) veröffentlichen. Tun sie das nicht, kann sich der Vorstand wegen Marktmanipulation strafbar machen. Konkret geht es um die Meldung zum Dieselskandal, die zu spät gekommen sein könnte.
Karriere im VW-Konzern: Die Stationen von Matthias Müller
Matthias Müller leitet das Produktmanagement von Audi sowie von Seat und Lamborghini.
Als Generalbevollmächtigter von Volkswagen leitet Müller die Produktstrategie des gesamten Konzerns.
Müller ist als Chef der Marke Porsche für deren Produktstrategie verantwortlich.
Wegen des Dieselskandals geht VW-Chef Martin Winterkorn. Müller rückt nach und ist seither für die Skandalaufarbeitung zuständig.
Die BaFin hatte deswegen bereits die damaligen Vorstände von Volkswagen bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig angezeigt, nicht gegen alle wird aber heute offiziell ermittelt.