Verkäufe in der EU brechen ein Automarkt: Das schlimmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen

Weltweit hat der Coronavirus für schleppenden Neuwagen-Absatz gesorgt Quelle: Volkswagen

In Deutschland brachen die Autoverkäufe im Jahresvergleich um knapp ein Fünftel ein. Doch nicht nur der deutsche Markt ist durch Corona geschrumpft. In anderen Teilen der Welt war das Minus sogar noch stärker.

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Die Coronapandemie hat den europäischen Neuwagenmarkt 2020 einbrechen lassen: In der EU wurden im vergangenen Jahr fast ein Viertel weniger neue Autos verkauft als im Vorjahr. Die Absatzzahl sank um 23,7 Prozent oder 3,1 Millionen auf 9,9 Millionen Fahrzeuge, wie der Branchenverband ACEA am Dienstag mitteilte. Dies sei der tiefste Einbruch seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1990, schrieb der Verband. Die zwei Corona-Wellen mit Lockdown-Phasen und Produktionsstopps im abgelaufenen Jahr haben starke Bremsspuren in der Statistik hinterlassen. Zudem sorgte die große Verunsicherung der Kunden durch die schweren wirtschaftlichen Folgen für eine klare Kaufzurückhaltung. Das habe einen „noch nie da gewesenen Einfluss auf Autoverkäufe in ganz Europa“ gehabt.

Auf allen großen Märkten lagen die Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich: 32,3 Prozent in Spanien, knapp 28 Prozent in Italien und 25,5 Prozent in Frankreich. In Deutschland fiel das Minus mit gut 19 Prozent moderater aus.

Der Dezember verlief aus Sicht der Hersteller besser als das Gesamtjahr: EU-weit waren die Verkäufe 3,3 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. In Frankreich und Italien waren die Rückgänge zweistellig. In Deutschland gab es hier eine Gegenbewegung mit einem Plus von fast zehn Prozent.

Der große deutsche Autokonzern Daimler musste im Dezember bei den Neuzulassungen in der Europäischen Union ein Minus von knapp 15 Prozent hinnehmen, womit die Stuttgarter unter den deutschen Autobauern am schlechtesten dastanden. Bei BMW waren es minus 6,2 Prozent. Die Volkswagen Gruppe konnte dagegen mit einem Plus glänzen – sie brachten fast zehn Prozent mehr Autos auf die Straße. Die Opel-Mutter PSA legte um knapp drei Prozent zu, Renault verzeichnete ein Minus von 13 Prozent.

Der Blick aufs Jahr zeigt: Einzig im September wurde ein Zulassungsplus verzeichnet, in allen anderen Monaten des Jahres waren die Zahlen teils erheblich rückläufig. Den Negativrekord stellte der Lockdown-Monat April mit einem Einbruch der Neuzulassungen um 76,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf.

In den USA schloss der Markt mit knapp 14,5 Millionen verkauften Autos ab, was einem Rückgang um 15 Prozent entspricht, wie der Branchenverband VDA mitteilt. Erstmals seit 2012 überschritt der US-Markt damit nicht mehr die 15-Millionen-Marke.

China hat die Coronapandemie und deren Folgen für den Automobilabsatz weitestgehend hinter sich gelassen. Dank einer raschen Erholung hat sich das Minus im Gesamtjahr auf sechs Prozent reduziert, 19,8 Millionen neue Pkw rollten auf die Straßen. Im Dezember gab es zum achten Mal in Folge einen monatlichen Anstieg der Zulassungszahlen.

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In Japan blieb die Neuwagennachfrage 2020 mit 3,8 Millionen Fahrzeugen um elf Prozent unter Vorjahresniveau, in Russland ging sie um neun Prozent auf 1,6 Millionen Einheiten zurück. Der indische Pkw-Markt gab mit insgesamt 2,4 Millionen Neufahrzeugen um 18 Prozent nach und fiel auf ein Zehn-Jahres-Tief. Brasilien verbuchte nach mehreren Jahren des Wachstums ein deutliches Minus von 27 Prozent auf 2,0 Millionen Einheiten.

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