2013 liefen in China bereits knapp 3,5 Millionen Autos deutscher Hersteller vom Band – seit 2005 wuchs die Zahl jährlich um 30 Prozent. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Autos, die aus Deutschland ins Reich der Mitte verschifft werden ab. Die Werke in China nähren den eigenen Markt.
Auf einen großen Nachfrageschub aus den westeuropäischen Märkten darf kein Automanager mehr hoffen. Eine Erholung nach der Krise, leichtes Wachstum im einstelligen Prozentbereich, mehr ist nicht drin.
Was also soll die deutschen Fabriken in zehn, 15, 20 Jahren am Laufen halten? Was spricht noch für Deutschland? Bei aller Liebe zum Standort: Nirgends sind Arbeitskosten so hoch wie hier. In der Slowakei oder Tschechien liegen sie bei einem Viertel bis einem Fünftel des deutschen Niveaus, selbst in den USA bei nur gut 50 Prozent.
Doch im Vergleich zu China etwa wachsen die Löhne in Deutschland nur moderat und die Branche ist findig, was Arbeitszeitmodelle und Flexibilisierung angeht. Der Standort ist hochproduktiv, betont Eric Heymann, Autor der Studie „Zukunft des Automobilstandorts Deutschland“ von Deutsche Bank Research und wirft ein: „Man darf nicht allein den Output vergleichen. Das qualitative Wachstum der deutschen Autobranche sei nämlich deutlich höher als im Ausland. Die hier gebauten Autos sind als viel schneller viel besser geworden als etwa in Frankreich oder Italien. Neue Sicherheitssysteme, mehr Komfort und höhere Motorisierung hat Klein-, Mittel- und Oberklasse-Wagen noch hochwertiger gemacht. Beim reinen Stückzahlenvergleich gehe das unter. Am Grundproblem der geringen Wachstumsaussichten ändert es aber nichts.
Welche Perspektive bleibt für Deutschland?
CAM-Leiter Bratzel: „Das Positivste was passieren könnte, ist dass die Produktionshöhe in Deutschland durch die Internationalisierung stabil gehalten wird, und dass die Hersteller die Innovations-Wertschöpfung in Deutschland erhalten.“ Dann hätte auch der Mittelstand langfristig Sicherheit.
Ohne weitere Automatisierung in den Fabriken werden die Hersteller die Produktivität aber kaum erhöhen können. Die Rechnung ist einfach: mehr Maschinen – weniger Angestellte. Eric Heymann hat in seiner Studie drei mögliche Szenarien für die Autobranche 2025 entworfen. Nummer eins speist sich aus der Idee, dass neue Technologien im Bereich Prozessautomation Bahn brechen. Stichwort: Industrie 4.0. Sie könnten für einen ungeahnten Produktivitätsschub in deutschen Fabriken sorgen. Wie realistisch dieses Szenario ist?
Heymann selbst misst ihm nur eine geringe Wahrscheinlichkeit bei. Industrie 4.0 das ist nicht mehr als eine Vision. Konkrete Beispiele sind rar, das Internet der Dinge existiert bisher nur in den Köpfen der Programmierer und Ingenieure.
Szenario Nummer zwei könnte schon eher Realität werden: Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland nimmt demnach bis 2025 weiter ab. Etwa weil erfolgreiche Reformen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts oder zur Verbesserung der Erwerbstätigkeit älterer Menschen wieder rückgängig gemacht oder eingeschränkt wurden.