Vinfast? Der Name sagt selbst ausgemachten Autofans hierzulande nicht viel. Der vietnamesische Autobauer ist in Europa noch weitgehend unbekannt. Doch in seinem asiatischen Heimatstaat hat sich der automobile Arm der mächtigen Vingroup innerhalb kürzester Zeit einen guten Namen gemacht.
Vinfast ist der erste echte Autobauer in Vietnam, einem 100-Millionen-Einwohner-Staat, in dem auf 1000 Menschen derzeit kaum mehr als 20 Autos kommen. Im nahegelegenen Thailand ist die Fahrzeugdichte bereits rund zehnmal so groß, in den USA sind rund 35 Mal so viele Fahrzeuge auf der Straße. Doch Vietnam hat sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Die Wirtschaftszahlen zeigen nach oben und das Pro-Kopf-BIP hat sich in den vergangenen Jahren um knapp sieben Prozent erhöht.
So scheint es nur noch eine Frage der Zeit, wann die jährliche Zahl von Neuverkäufen bei Fahrzeugen steil ansteigt. Sind es aktuell nur rund 300.000 Autos, die pro Jahr neu zugelassen werden, soll sich die Zahl bis Mitte der Zweitausendzwanzigerjahre verdreifachen.
Auf diesen Trend will die Vingroup mit ihren über 55.000 Beschäftigen aufspringen. Im Jahr 2017 erzielte der Konzern einen Jahresumsatz von 3,9 Milliarden US-Dollar. Die Unternehmensgruppe, die in diesem Jahr ihr 25. Jubiläum feiert, ist in Vietnam im Bau- und Immobiliensektor führend und hat zudem wesentliche Marktanteile in den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Landwirtschaft, Tourismus und Einzelhandel.
Konzernchef Pham Nhat Vuong will die Autosparte Vinfast dabei nicht nur zum ersten heimischen Autoproduzenten machen, sondern auch zügig in die asiatischen Nachbarländer exportieren. Späterer Eintritt in andere – auch europäische – Märkte nicht ausgeschlossen. Der erste offizielle Auftritt auf dem Automobilsalon in Paris Anfang Oktober unterstreicht, dass nicht allein der Heimatmarkt in Angriff genommen werden soll.
Starten will die Marke mit dem markigen VF-Logo im Kühlergrill bereits Mitte kommenden Jahres. Möglich machen soll das nicht nur ein Team, das die Autobranche wie aus dem Effeff kennt, sondern auch geballte Kompetenz von Marken wie BMW und General Motors. Ein Großteil des Führungsteams stammt von dem Autobauer aus Detroit.

Eine zentrale Bedeutung kommt James DeLuca zu, der auf verschiedensten Positionen fast vier Jahrzehnte bei General Motors arbeitete und sich zuletzt um die Koordination der rund 170 Produktionsanlagen in 31 Ländern kümmerte. Der Vertrieb der jungen Marke liegt in den Händen von Lê Thanh Hải, die bisher Vertrieb und Marketing bei GM in Vietnam verantwortete. Ergänzt wird das Führungsteam von weiteren ehemaligen GM-Kräften wie David Lyon (Designchef), Shaun Calvert (Produktion) und Kevin Fisher (Konstruktion). „Unsere Partnerschaftsstrategie ermöglicht uns, zwei entscheidende Gebote in der Fahrzeugkonstruktion einhalten zu können: Qualität und Timing“, erklärt Kevin Fisher, bei Vinfast zuständig für den Konstruktionsbereich. „Wir werden hinsichtlich Konstruktion und Qualität die Maßstäbe erreichen, die wir uns selbst gesetzt haben, um gewährleisten zu können, dass wir internationale Standards in den Bereichen Sicherheit, Verlässlichkeit, Eleganz und Styling erreichen.“