VW: Matthias Müller wird von Herbert Diess abgelöst – was verändert sich noch?

Der Vorstand der Volkswagen AG, wie er hier noch im März 2017 für die Kameras posierte, ist inzwischen ein anderer. Die Ablösung von Matthias Müller an der Vorstandsspitze durch VW-Markenchef Herbert Diess bleibt nicht der einzige Wechsel. Der Umbruch ist größer als angenommen. Die Übersicht.

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Matthias Müller wird als Vorstandsvorsitzender von Herbert Diess abgelöst. Der Wechsel wurde dem Vernehmen nach auf Betreiben der Kapitalseite im Aufsichtsrat angeschoben: Die weitgehend abgeschlossene Aufarbeitung der Dieselkrise solle nach außen durch ein neues Gesicht präsentiert werden, um dem Neuanfang mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.

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Diess bleibt wohl auch zugleich Markenvorstand von Volkswagen. Er führt damit eine Doppelfunktion aus, wie sie zuletzt Martin Winterkorn über Jahre innehatte. Und noch mehr: Als Markenchef leitet er auch die neu gegründete Markengruppe „Volumen“ (mit VW, Skoda, Seat und die leichten Nutzfahrzeuge sowie die Mobilitätsdienste) und ist in der neuen Aufgabenteilung auch für die Konzernforschung und -entwicklung verantwortlich. Ob Diess dauerhaft diese Mehrfach-Funktion ausführt, ist aber noch unklar. Er gilt als Anhänger einer dezentralen und agilen Führung – eine Machtkonzentration auf eine Person widerspricht dem teilweise.

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Neben Müller muss auch Karlheinz Blessing, Vorstand Personal und Organisation, gehen. Blessing hat sich zum einen mit dem mächtigen Betriebsrat überworfen, als er die Vergütungen für deren Führungsmitglieder gekürzt hat. Zum anderen ist seine Position wohl Teil eines Kuhhandels, der die Berufung von Diess an die Konzernspitze erst ermöglicht...

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Anstelle von Blessing darf Betriebsratschef Osterloh seinen bisherigen Generalsekretär und engen Vertrauten Gunnar Kilian in den Vorstand entsenden. Der 43-jährige Ex-Journalist wechselt damit vom Betriebsrat ins Personalressort und übernimmt damit die Verantwortung für die weltweit 650.000 Mitarbeiter.

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Auch Francisco Javier Garcia Sanz geht – offiziell aber auf eigenen Wunsch. Der Spanier war bislang Vorstand für Beschaffung. Sein Ressort auf Konzernebene hatte im Zuge der Stärkung der Marken bereits an Bedeutung verloren. Zudem ist Garcia Sanz ein Vertreter der alten Führungsriege von Martin Winterkorn. Matthias Müller hatte die Führungsriege zuletzt als zu alt und zu männlich kritisiert.

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Viel weiblicher wird der Vorstand durch seinen Nachfolger aber nicht. Porsche-Chef Oliver Blume rückt in den Konzernvorstand auf. Er war 2015 auf Matthias Müller gefolgt, als dieser von den Familien Porsche und Piëch nach Wolfsburg geholt wurde. Blume war zuvor Produktionsvorstand in Zuffenhausen und hat sich auch als Vorsitzender des Vorstands einen sehr guten Ruf erarbeitet. Er war deshalb bereits „ständiger Gast“ im VW-Konzernvorstand, hatte aber kein Stimmrecht. Er übernimmt aber nicht das Ressort Beschaffung von Garcia Sanz, sondern wird Chef der Markengruppe Super-Premium (Porsche, Bentley, Bugatti – Lamborghini bleibt vorerst Audi in der Premiumgruppe zugeschlagen) und übernimmt auf Konzernebene die Verantwortung für die Produktion.

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Finanzvorstand Frank Witter genießt in Wolfsburg einen hervorragenden Ruf und gilt als wichtiger Faktor für den aktuellen Erfolg des Konzerns. Doch zugleich gilt er als Vertrauter von Matthias Müller – und soll laut einem Bericht des „Handelsblatts“ alles andere als erfreut über dessen Ablösung gewesen sein. Es bestehe die Gefahr, dass er oder andere Top-Manager von sich aus VW verlassen könnten, soll Witter demnach gesagt haben. Dennoch: Falls Witter nicht von sich aus geht, gilt er als gesetzt. Aktuell bleibt er zumindest an Bord.

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Jochem Heizmann hat als Vorstand für das China-Geschäft der Wolfsburger viele Erfolge vorzuweisen. Gerüchten zufolge dürfte er aber bald aus Altersgründen ausscheiden. Derzeit bleibt er aber weiter Mitglied des Vorstands.

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Nutzfahrzeug-Vorstand Andreas Renschler ist gesetzt in der Führungsmannschaft von Herbert Diess. Er dürfte sogar künftig noch mehr Macht und Freiheiten erhalten. Mit dem geplanten Börsengang von Volkswagen Truck & Bus entzieht er sich ein Stück weit der Wolfsburger Herrschaft. Die neue Zentrale wird wohl in München sein und die Familien Porsche und Piëch sowie das Emirat Katar verzichten auf einen Posten im Aufsichtsrat.

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Audi-Chef Rupert Stadler sitzt ebenfalls seit Jahren im Konzernvorstand. Obwohl er in der Aufarbeitung der Abgasaffäre bei Audi mehrmals in die Kritik geraten ist, stehen die Familien wohl hinter ihm. Im Zuge des Umbruchs im Konzernvorstand erhält Stadler sogar zusätzliche Aufgaben. Neben der Leitung der Markengruppe Premium ist er konzernweit für den Vertrieb verantwortlich. Damit hat Volkswagen bei Diess, Blume und Stadler Mehrfach-Funktionen geschaffen, die sonst den Vorstand weiter aufgebläht hätten.

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Hiltrud Werner ist weiterhin die einzige Frau im VW-Vorstand. Als Leiterin des Ressorts Integrität und Recht kommt ihr bei der Aufarbeitung der Dieselkrise eine wichtige Rolle zu. Zudem soll sie verhindern, dass Ähnliches wieder geschehen kann. Sie gilt im Umgang als sehr direkt und nicht einfach, will aber viel verändern.

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