
Im Machtkampf bei Volkswagen ist VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche auf Distanz zu Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch gegangen. „Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist“, ließ Wolfgang Porsche als Vertreter der Porsche-Familie über einen Sprecher am Sonntag in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur mitteilen. Piëch war zuvor völlig überraschend von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn abgerückt.
Die Familien Piëch und Porsche halten die Mehrheit an VW. Wolfgang Porsche ist der Sprecher des Porsche-Zweigs. Zuvor hatten bereits der VW-Betriebsrat und das Land Niedersachsen als VW-Anteilseigner Winterkorn den Rücken gestärkt.
Wolfgang Porsche als zentrale Figur des Porsche-Flügels
Damit steht Piëch mit seinen Äußerungen zunehmend isoliert da. Bisher gab es aus dem VW-Aufsichtsrat keine öffentliche Unterstützung der Position Piëchs.





Piëch hatte dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ gesagt: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“ Dies kam einer Demontage Winterkorns (67) gleich. Piëch hatte außerdem gesagt: „Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen.“ Die Kandidaten dafür seien bereits im Unternehmen.
Winterkorns Vertrag läuft Ende nächsten Jahres aus. Konzerninsider hatten zuletzt übereinstimmend berichtet, dass Winterkorn Piëch im Kontrollgremium ablösen dürfte. Nur der Zeitpunkt schien unklar. So ließ es auch Winterkorn zuletzt offen, ob für ihn eine Vertragsverlängerung infrage komme.
Winterkorn selbst will laut Medienberichten kämpfen. Er wolle sich von Piëch nicht vom Hof jagen lassen, erfuhr die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ aus dem Unternehmen. Die „Bild am Sonntag“ zitierte einen „Vertrauten“ Winterkorns mit den Worten: „Piëch will ihn killen, aber Winterkorn kämpft.“
Was VW 2014 in den USA verkauft hat
29.182 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
Quelle: CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen
9.995 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
3.411 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
33.675 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
160.873 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
96.649 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
1.103 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
25.121 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
6.961 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
Wolfgang Porsche (71) ist auch Aufsichtsratschef der Porsche Holding SE. Er gilt als zentrale Figur des Porsche-Flügels. Die Porsches sitzen in Person von Wolfgang Porsche und Ferdinand Oliver Porsche im VW-Aufsichtsrat.
Jahrelanges Vertrauensverhältnis zwischen Piëch und Winterkorn
Der einflussreiche VW-Betriebsratschef und Aufsichtsrat Bernd Osterloh hatte Winterkorn den Rücken gestärkt: „Wir haben eine klare Haltung, an der sich nichts geändert hat: Wir haben mit Dr. Winterkorn den erfolgreichsten Automobilmanager an Bord.“ Der Betriebsrat mache eine Personaldebatte nicht mit.
Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) sagte: „Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich.“ Weil sitzt ebenfalls im VW-Aufsichtsrat.
Die Aussagen Piëchs kommen einem Erdbeben bei Volkswagen gleich. Piëch stand einst selbst als Vorstandschef an der VW-Konzernspitze - wie heute Winterkorn. Jahrzehntelang hatten die beiden ein enges Vertrauensverhältnis.
Produktionskapazitäten deutscher Autobauer in Nordamerika 2000-2025
BMW Mexiko: 1.594 Einheiten
BMW USA: 83.672 Einheiten
Daimler Mexiko: 0 Einheiten
Daimler USA: 83.720 Einheiten
Volkswagen Kanada: 0 Einheiten
Volkswagen Mexiko: 423.807 Einheiten
Volkswagen USA: 0 Einheiten
Quelle: IHS Global
BMW Mexiko: 0 Einheiten
BMW USA: 124.816 Einheiten
Daimler Mexiko: 0 Einheiten
Daimler USA: 105.474 Einheiten
Volkswagen Kanada: 0 Einheiten
Volkswagen Mexiko: 299.862 Einheiten
Volkswagen USA: 0 Einheiten
Quelle: IHS Global
BMW Mexiko: 0 Einheiten
BMW USA: 154.276 Einheiten
Daimler Mexiko: 0 Einheiten
Daimler USA: 134.447 Einheiten
Volkswagen Kanada: 15.342 Einheiten
Volkswagen Mexiko: 436.128 Einheiten
Volkswagen USA: 0 Einheiten
Quelle: IHS Global
BMW Mexiko: 0 Einheiten
BMW USA: 371.475 Einheiten
Daimler Mexiko: 0 Einheiten
Daimler USA: 302.129 Einheiten
Volkswagen Kanada: 0 Einheiten
Volkswagen Mexiko: 460.237 Einheiten
Volkswagen USA: 117.152 Einheiten
Quelle: IHS Global
BMW Mexiko: 94.707 Einheiten
BMW USA: 383.288 Einheiten
Daimler Mexiko: 171.535 Einheiten
Daimler USA: 307.077 Einheiten
Volkswagen Kanada: 0 Einheiten
Volkswagen Mexiko: 738.607 Einheiten
Volkswagen USA: 241.631 Einheiten
Quelle: IHS Global
BMW Mexiko: 155.308 Einheiten
BMW USA: 260.330 Einheiten
Daimler Mexiko: 140.403 Einheiten
Daimler USA: 281.273 Einheiten
Volkswagen Kanada: 0 Einheiten
Volkswagen Mexiko: 796.325 Einheiten
Volkswagen USA: 257.960 Einheiten
Quelle: IHS Global
Der „Spiegel“ führte für die Verstimmung zwischen Winterkorn und Piëch auch die großen strategischen Probleme an, vor denen Volkswagen allem Erfolg zum Trotz seit Jahren steht. Die Gewinnkraft der Kernmarke VW-Pkw hinkt der Konkurrenz beständig hinterher. Daher greift seit vergangenen Sommer ein milliardenschwerer Sparplan.
Im Juli gibt Winterkorn das Amt als VW-Markenchef, das er in Personalunion mit dem Konzernvorstand führt, an den früheren BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess ab. In den USA fehlen zudem die richtigen Modelle, so dass VW seit Jahren in einem wachsenden Markt - dem nach China zweitgrößten der Welt - Anteile verliert.