Volkswagen VW verdient deutlich mehr, aber die Autokrise hinterlässt erste Spuren

Volkswagen: VW verdient deutlich mehr, aber die Autokrise hinterlässt erste Spuren Quelle: REUTERS

Die Zahlen bei Volkswagen muten erst einmal gut an: Der Gewinn legt stark zu, die Kosten für die Dieselkrise sinken. Allerdings sollen die Auslieferungen dieses Jahr stagnieren. VW zeigt sich verhalten optimistisch.

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Volkswagen spürt erste Auswirkungen der Autokrise. Der ansonsten stabile Wolfsburger Konzern steigerte den Betriebsgewinn in den ersten neun Monaten zwar deutlich um fast ein Viertel auf 13,5 Milliarden Euro und steckte dabei auch noch weitere Kosten für den Dieselskandal weg. Bei der Prognose für die Fahrzeugauslieferungen dämpft das Management angesichts der weltweiten Konjunkturschwäche allerdings die Erwartungen: Statt eines leichten Anstiegs sollen die Auslieferungen nun auf dem Niveau des Vorjahres verharren.

„Der Volkswagen-Konzern behauptet sich gut in einem herausfordernden Marktumfeld“, erklärte Finanzvorstand Frank Witter dennoch. „Die Entwicklung in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres stimmt uns zuversichtlich, dass wir unsere Jahresziele 2019 erreichen werden.“

Im Vergleich mit anderen Unternehmen aus der Autobranche, die ihren Ausblick wegen der mauen Autokonjunktur deutlich eingedampft haben und Sparprogramme verschärfen, strotzt Volkswagen finanziell weiter vor Kraft. Die Nettoliquidität im Autogeschäft lag Ende September bei 19,8 Milliarden Euro, obwohl sie durch neue Bilanzierungsregeln belastet wurde. Ende Dezember lag die Liquidität bei 19,4 Milliarden. Der Netto-Cashflow - eine wichtige Kennziffer für Analysten – überstieg mit 8,6 Milliarden Euro den Vorjahreswert um 5,1 Milliarden.

Der Konzern profitiert davon, dass die Kosten bei steigenden Stückzahlen sinken, da immer mehr Fahrzeuge wegen der modularen Bauweise gleiche Teile verwenden. Zugleich mobilisiert Volkswagen Kraftreserven, weil die einzelnen Marken ihre Produktivität steigern. Volkswagen konzentriert sich zudem stärker auf sein Kerngeschäft mit Autos und bereitet die Trennung von Randbereichen vor. Dadurch will man in der Lage sein, die Investitionen abzusichern und zugleich die Lasten des Dieselskandals zu stemmen. Bis 2023 wollen die Wolfsburger rund 30 Milliarden Euro allein in die Elektromobilität stecken. Rund 14 Milliarden kommen für die Digitalisierung, die Entwicklung neuer Mobilitätsdienste und das autonome Fahren obendrauf. Auf mehr als 30 Milliarden Euro türmen sich inzwischen die Kosten für die Wiedergutmachung der Dieselmanipulation, die vor vier Jahren in den USA aufgeflogen war.

Finanziert werden soll der Umstieg ins Elektrozeitalter aus dem Geschäft mit herkömmlichen Verbrennern - vor allem durch SUV. Bis 2025 soll jedes zweite Fahrzeug von VW ein solcher Stadtgeländewagen sein, an denen VW mehr verdient als an herkömmlichen Pkw. Auch der jüngst in achter Generation präsentierte neue Kompaktwagen Golf soll den Wechsel in die Elektromobilität absichern.

Ertragsstützen waren in den vergangenen Monaten erneut der Sportwagenhersteller Porsche und die beiden Lkw-Hersteller MAN und Scania, deren Holding Traton SE seit kurzem an der Börse notiert ist. Die Hauptmarke VW steigerte ihren Betriebsgewinn im Quartal sogar um rund 40 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Das lag neben der gestiegenen Nachfrage nach Stadtgeländewagen auch daran, dass der Gewinn durch das Chaos bei der Umstellung auf den neuen Abgasmessverfahren WLTP vor einem Jahr geschrumpft war. Bei der Tochter Audi sank der Gewinn in den ersten neun Monaten um eine halbe Milliarde Euro.

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