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Volvo Schwedischer Luxus in chinesischer Hand

Der schwedische Autohersteller Volvo erfährt unter deutscher Führung und mit einem chinesischen Eigentümer einen Aufschwung, der auch Audi, BMW und Mercedes gefährlich werden könnte.

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Hohe Verkaufszahlen und Gewinne lassen den schwedischen Autobauer besser da stehen denn je.

Volvo? Der eine Kollege erinnert sich ganz spontan an seine Mathe- und Biologielehrer, die „immer“ diese grobkantigen Autos aus Schweden fuhren. Mit einem gewissen Schaudern erzählt anschließend eine Kollegin von einem früheren Freund aus der Studienzeit, der seinen „spritfressenden Panzer“ jahrelang über die Autobahn scheuchte und bei Fernreisen im riesigen Gepäckabteil das Kombi gern sein Nachtlager aufschlug. Sozialdemokratische Studienräte und sandelentragende Studenten, schwarz gekleidete Architekten oder Steuerberater mit bunter Brille und Linksdrall: Viele Deutsche haben sehr klare Vorstellungen vom typischen Volvo-Fahrer.

Doch es ist Zeit, sich von solchen Klischees aus den 70er Jahren zu verabschieden: Volvo ist längst keine rein schwedische Marke mehr. Gewiss, die Firmenzentrale steht wie eh und je immer noch im südschwedischen Göteborg und versprüht mit seiner Betonfassade und seinem Mobiliar immer noch den Charme einer Zeit, da im Land ein gewisser Olaf Palme regierte. Aber die Geschäftssprache in der „Volvo City“ ist schon seit einigen Jahren Englisch, der CEO mittlerweile ein Deutscher.

Volvo hat es besser erwischt als andere Automarken

Und der Besitzer von Volvo Cars ist seit Herbst 2010 ein chinesischer Autokonzern, der zu 50,4 Prozent dem heute 47-jährigen Gründer Li Shufu gehört. Muss man sich also Sorgen machen, dass Volvo erst seinen Charakter verliert und dann seine Heimat? Das Schicksal von MG Rover ist abschreckend genug – der britische Autohersteller wurde 2006 in Teilstücken an die Shanghai Automotive Industry Corporation und die Nanjing Automobile Group verkauft, Rover in Roewe umbenannt - der Rover 75 wird seitdem in abgewandelter Form in China produziert.

Gemach, gemach. Volvo hat es eindeutig besser erwischt: 85 Jahre nach dem Start der Serienproduktion in Göteborg und eineinhalb Jahre nach der Trennung von Ford und dem Verkauf an Geely steht das Autounternehmen besser da denn je. Nachdem das Unternehmen in den letzten Jahren unter Ford-Regie Verluste zwischen 2,7 Milliarden und 662 Millionen Dollar schrieb, bewegt es sich seit 18 Monaten ausschließlich in der Gewinnzone. Die Verkaufszahlen steigen kontinuierlich und das Management hat keine Probleme, hochkarätige Kräfte für Führungsaufgaben zu gewinnen: Das Vertrauen in die Marke und die neuen Produkte wachsen in dem Maße, wie die Vorbehalte gegen den neuen Eigner aus Schweden schwinden.

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