VW-Abgas-Skandal Will Volkswagen eine Entschädigung von Winterkorn?

Auf der Hauptversammlung am Mittwoch muss Volkswagen seinen Aktionären den Stand bei der Aufklärung des Abgasskandals erklären. Offen ist allerdings noch die Frage, ob Ex-Chef Martin Winterkorn persönlich haften muss.

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Ex-VW-Chef Winterkorn: Fordert Volkswagen von ihm mehrere Millionen Euro? Quelle: dpa

Volkswagen will offenbar Geld von seinem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Aufsichtsratskreise berichtet, habe das Kontrollgremium Verhandlungen mit Winterkorn aufgenommen. Es gehe um die Frage, ob und wieviel der frühere Konzernchef von dem durch den Abgasskandal verursachten Schaden tragen muss.

Volkswagen selbst dementiert, dass es solche Gespräche gegeben hat. Die Aussage des "Handelsblatts", dass "hinter den Kulissen bereits Verhandlungen" darüber liefen, wie viel Geld Winterkorn selbst zahlen müsse, entbehre "jeglicher Grundlage", teilte der Konzern am Montag mit. Außerdem behalte sich das Unternehmen rechtliche Schritte vor, so ein VW-Sprecher. Winterkorn selbst war nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Das Unternehmen hat den Schaden bereits der Manager-Haftpflichtversicherung angezeigt. Gesetzlich ist festgeschrieben, dass Vorstände bei einem Managerhaftpflichtschaden mindestens das 1,5-fache des fixen Jahresgehalts selbst tragen müssen. Winterkorns Fix-Gehalt lag in den vergangenen Jahren zwischen 1,4 und 1,7 Millionen Euro – den Großteil seiner Vergütung von bis zu 17,5 Millionen Euro haben variable Bestandteile ausgemacht.

Die noch nicht geklärte Frage ist, ob Winterkorn seine Pflichten verletzt hat, weil er frühzeitig über die Manipulation der Abgaswerte informiert war oder hätte informiert sein müssen. Eine Notiz mit ersten Hinweisen auf die Abgasprobleme in den USA war Winterkorn bereits im Mai 2014 zugegangen – ob er sie zur Kenntnis genommen hat, ist aber nicht klar.

Winterkorn war wenige Tage nach dem Bekanntwerden des Abgasskandals im September 2015 zurückgetreten und bestreitet bis heute jegliches Fehlverhalten. In der Bilanz für 2015 hat Volkswagen über 16 Milliarden Euro zurückgestellt. Eine endgültige Einigung mit den US-Behörden wird für die kommende Woche erwartet. Bei der Hauptversammlung am 22. Juni wird es aber noch keine Ergebnisse der internen Aufklärung geben. Zur Aufarbeitung der Affäre hat Volkswagen selbst Ermittler der US-Kanzlei Jones Day eingesetzt – Ergebnisse daraus werden aber frühestens zum Jahresende feststehen. Dennoch dürfte die Veranstaltung in Hannover turbulent werden – Aktionärsvertreter wollen den Konzern offenbar zu einer Sonderprüfung zwingen.

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