Ein Unternehmer, der viel mit Primor zu tun hatte, sieht den ehemaligen Botschafter als „moralische Instanz“. Er verleihe namenlosen israelischen Geschäftsleuten Glaubwürdigkeit und Status. „Er war für mich Anlass zu glauben, dass der vermittelte Geschäftspartner in Ordnung ist.“
Von einem deutschen Weggefährten ist zu hören, dass Primor ein angenehmer Gesprächspartner sei, der abends auch schon mal Witze über jüdische Geistliche erzählt habe. „Ein breites Lachen sehen Sie bei ihm aber nie. Er schmunzelt nur.“
Allerdings waren die Themen, mit denen er sich befasste, manches Mal nicht sonderlich humorvoll, wie eine weitere Attacke auf ein deutsches Unternehmen zeigt. Diesmal stand die Deutsche Telekom im Mittelpunkt. Weitere Darsteller: ein israelischer Geschäftsmann und eben Primor.
Vor mehr als zehn Jahren war die Telekom noch an einem Kölner Dienstleister, der für den Fernsehsender RTL Telefonabstimmungen durchführt, beteiligt. Weiterer Großaktionär war besagter israelischer Geschäftsmann. Beide Parteien gerieten um das Jahr 2005 in Streit. Der Geschäftsmann wollte den Kölner Dienstleister an die Börse bringen, was die Telekom verhinderte. Der Israeli konfrontierte die Telekom daraufhin mit allerlei Vorwürfen: Korruption und Schäden durch den verpassten Börsengang. Dann warf er noch eine Beleidigung ins Feld. Ein Telekom-Mitarbeiter soll sinngemäß über ihn gesagt haben: Die Juden hätten ohnehin schon zu viel Macht in den Medien und sollten nicht auch noch in die Telekommunikationsbranche vordringen.
Primor war eng in die Attacke auf die Telekom eingebunden
Der israelische Geschäftsmann und seine Firmen wollten Geld sehen. Hochrangige Politiker erbaten Termine bei der Telekom. Zudem übte ein Investor Druck auf die Telekom aus. Aus Unterlagen, die der WirtschaftsWoche vorliegen, geht hervor, dass Primor eng in die Attacke auf die Telekom eingebunden war. Wichtigen Schriftverkehr erhielt er etwa in Kopie.
Welche Rolle Primor ganz genau gespielt hat, lässt sich nicht rekonstruieren. Primor sollte wohl seine Kontakte zu Vorständen der Telekom nutzen. Zudem sei man davon ausgegangen, dass allein die Nennung seines Namens geeignet war, Druck auf die Telekom auszuüben, sagt jemand, der an der Sache dran war. Schließlich zahlte die Telekom fast 40 Millionen Euro, um den Fall zu beerdigen, und gab ihre Anteile an der Gemeinschaftsfirma ab.
Primor sagt heute: Der Vorwurf der antisemitischen Ausfälle bei der Telekom habe ihm sehr missfallen. „Das war eine Art Erpressung.“ Dennoch stellte er laut Unterlagen, die der WirtschaftsWoche vorliegen, einer der Firmen des israelischen Geschäftsmanns ein Honorar für seinen Service im Zusammenhang mit der Deutschen Telekom sowie eine Beratungsdienstleistung im Rahmen eines anderen Geschäfts in Rechnung. Primor sagt hierzu: „Ich habe als Berater von Firmen nie Geld bekommen. Wenn ich Geld bekommen habe, dann als Spenden für mein Hochschulprojekt.“
In den zurückliegenden Jahren setzte Primor sein Insiderwissen und seine guten Kontakte dafür ein, Aufträge für Cybersecurity-Firmen aus Israel zu gewinnen. Regelmäßig spielte er den Türöffner für die kaum noch zu überschauende Zahl von Start-ups aus Israel, die den Dax-Konzernen bei der Abwehr von Cyberangriffen helfen wollen. Und wenn Primor anruft, schaufeln auch Vorstände ihren Terminkalender frei.