VW-Aufsichtsratssitzung In Europa will VW nicht manipuliert haben

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Leugnung der Straftat

Bei der „Abgasthematik“ geht es nach VW-Sicht also nicht um etwas Illegales und es geht – folgt man der Logik neuer Schriftsätze, die VW bei Gericht eingereicht hat – auch nicht um Schadstoffe und Gesundheit. Stickoxid-Emissionen seien, sagt VW, nicht eindeutig gesundheitsschädlich. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann wäre die Abgasthematik noch nicht einmal eine Abgasthematik. Sie wäre überhaupt kein Thema. Rechtlich alles koscher, gesundheitlich alles unbedenklich.

Der Weg ist frei für den größten Vergleich der Autogeschichte: US-Richter Breyer hat seine finale Zustimmung zum Milliarden-Vergleich mit den US-Klägern gegeben. Ausgestanden ist der Skandal aber damit noch lange nicht.
von Sebastian Schaal

Dumm nur, dass die EU-Kommission, die Bundesregierung, das Kraftfahrbundesamt, das Umweltbundesamt und Organisationen wie VDA, ADAC oder TÜV das ganz anders sehen. Und selbst der Konzern sah es ja anders – oder warum rief er aus eigenem Antrieb Millionen Autos zurück? Wo der Aufsichtsrat gerade so schön über den Investitionen brütet: Warum nicht gleich mal diese Milliarden-Verschwendung stoppen?

VW hat fast zwei Jahre lang in den USA die Tricksereien geleugnet und die Behörden belogen. Das war der erste Fehler, denn das machte die Behörden erst so richtig wütend und die Quittung dafür war saftig. Dann hat VW explizit den Betrug als Straftat eingeräumt, ohne vorab zu klären, wer eigentlich im Konzern was zu verantworten hatte. Fehler Nummer zwei. Denn das ersparte den US-Behörden gründliche Ermittlungen. Die Straftat war eingeräumt, sie mussten nur noch eine Rechnung schreiben.

Nachdem die Amerikaner bei der Strafe schön zulangt haben, hat VW hochgerechnet: Eine ähnliche Strafe und ähnlicher Schadenersatz pro Auto auch in Europa, wo 15 Mal so viele Autos betroffen sind, wäre das Ende von VW. Was nicht sein kann, darf nicht sein – also begeht der Konzern den nächsten Fehler, leugnet Straftaten und Folgen für Gesundheit und Umwelt in Europa.

Wenn VW so klamm ist, dass dem Management nur diese Augen-zu-und-durch-Nummer einfällt, dann hat der Aufsichtsrat in der Tat viel zu diskutieren. Dann reichen vielleicht auch zwei Sitzungstage nicht.



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