VW-Erbe Stefan Piëch Einer der Wichtigsten in der „vierten Generation“

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Der etwas andere Familienzweig

„Wir sind anders, und wir verstehen unsere Aufgabe als Vertreter der Familien anders“, gab Hans Michel vor einigen Jahren die Richtung vor. „Unsere Grundeinstellung ist: Der Vorstand macht Vorschläge. Wenn sie plausibel sind, werden wir ihnen folgen. Wir greifen nicht ins operative Geschäft ein.“ Das klang ganz anders als der harsche Führungsanspruch, den sein Bruder Ferdinand zeit seiner aktiven Laufbahn stets propagierte.

Der Aufmarsch der neuen Generation dürfte den VW-Konzern demnach grundlegend verändern. Neulingen wie Stefan fehlt zwar die technische Genialität des Alten. Dafür sind sie sozial kompetenter und arbeiten auch über die Grenzen der beiden Volkswagen-Familienzweige Porsche und Piëch hinweg konstruktiv zusammen. Das unterscheidet sie von ihrer Vätergeneration, die in den vergangenen Jahren allzu oft nicht wusste, wohin mit ihren Egos. Aus einem autokratisch geführten Konzern, so hofft ein VW-Manager, könne die vierte Generation ein zeitgemäßeres, verantwortungsbewussteres Unternehmen machen.

Mehr Kooperation, mehr gesellschaftliche Verantwortung, das würde schon passen zu Stefan Piëch. Gefragt etwa, was ihn denn antreibt, mit seinem Münchner Medienunternehmen seinen ganz eigenen Weg zu gehen, sagt er: „Ich möchte etwas Positives für Kinder tun.“ Dazu betreibt der Unternehmer die Kindersender RiC und Fix & Foxi unter anderem in Deutschland, den USA, Afrika und auf den Malediven, liefert Programme für Super RTL, Nickelodeon und KiKa, verkauft DVDs. Als nächstes Großprojekt will er den Comicfiguren Fix & Foxi in einem Kinofilm neues Leben einhauchen.

Mit den geringen Mitteln eines kleinen Privatsenders will Piëch dem Nachwuchs ein Programm bieten, wie es sonst allenfalls die aus dem Gebührentopf ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Sender können. „Kinder bekommen heute ein so großes Medienangebot wie nie zuvor“, sagt der vierfache Vater. „Gerade deshalb steigt bei vielen Eltern der Wunsch nach Qualität. Wir sind praktisch das Holzspielzeug im Mediengeschäft.“

Tatsächlich zeigt sein Wirken einen gewissen pädagogischen Impetus. So beim Start des eigenen Senders. 2012 hob Piëch RiC in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus der Taufe, einen frei empfangbaren Kanal, den Your Family aus dem eigenen Archiv bestückt und der sich über Werbung finanziert. Piëch fürchtete, seine drei- bis dreizehnjährigen Zuschauer säßen beim Zuschauen zu dicht vor dem Bildschirm. Also ließ er seine Sendungen in einer Art Guckkasten ausstrahlen, zu Beginn öffnete sich wie beim Theater ein roter Vorhang.

Das Experiment zog er ein paar Jahre durch. Doch inzwischen hat RiC die leicht exzentrische Idee wieder aufgegeben: „Der Theaterrahmen kam nicht so gut an, weil er doch den Bildschirm zu sehr verkleinerte“, sagt Piëch heute. Überlebt hat nur der Vorhang, der noch immer zwischen den Sendungen auf- und zuweht.

Die Opfer des Ferdinand Piëch
Porsche-Miteigner und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Quelle: dapd
Audi Quelle: dpa
Franz-Josef Kortüm Quelle: obs
Herbert Demel Quelle: dpa
Franz-Josef Paefgen Quelle: AP
José Ignacio López Quelle: REUTERS
Bernd Pischetsrieder Quelle: dpa

Beibehalten hat RiC dagegen eine andere Spezialität: So schaltet RiC zwischen 19.00 und 19.30 Uhr das Bild für die Übertragung eines Hörspiels ab. Und auch wenn der Sender werbefinanziert ist, darf bei Piëch nicht alles auf den Bildschirm. „Wir wollen keine Werbung, die dick und doof macht“, sagt er. Burgerbrater und Anbieter von Ballerspielen müssen deshalb draußen bleiben.

„Mit diesem eigenwilligen Ansatz schneidet er sich von vielen möglichen Kunden ab“, sagt der Chef einer Mediaagentur. Piëch sieht seine Kanäle dennoch gut positioniert. „Der Sender ist profitabel, und die Werbepartner sind so zufrieden, dass einige für die kommenden Jahre im Voraus Werbezeiten gebucht haben“, sagt er.

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