Groß war die Aufregung, als im Frühjahr der Verband der chinesischen Autohersteller die Wachstumsprognose für das laufende Jahr von acht auf fünf Prozent absenkte. Die Kurse der Aktien deutscher Autobauer rauschten um drei, manche sogar um fünf Prozent in die Tiefe. Skoda-Chef Winfried Vahland, 55, verkündete an diesem Tag jedoch in Prag seine rosige Bilanz für 2011 und rieb sich beim Blick auf die Aktienkurse die Augen.
„Völlig umsonst diese Aufregung, es geht hier um Fahrzeugklassen, die die Deutschen gar nicht im Angebot haben“, urteilte er und wunderte sich, warum die entsetzten Börsianer nicht mal jemand fragten, der sich damit auskenne.
Gemeint hat Vahland unter anderem sich selbst. Der Mittfünfziger ist nicht nur ein selbstbewusster Kenner des chinesischen Marktes, er hat dort auch schon als Manager brilliert. Bevor er den Chefsessel bei der tschechischen VW-Tochter Skoda übernahm, steuerte er die VW-Geschäfte im Reich der Mitte.
Hemdsärmelig setzte er auf der Basis des alten Golf das China-Modell Lavida auf, das zu einem Verkaufsschlager wurde. Er zog Fabriken hoch, senkte die Kosten und beschleunigte den Absatz – China wurde sein Gesellenstück.
Dafür gab es ein Dankeschön von ganz oben: „Winfried Vahland“, lobte VW-Chef Winterkorn, „hat großen Anteil daran, dass China der zweite Heimatmarkt von Volkswagen geworden ist.“ Nach fünf Jahren im fernen Osten nahm Vahland die nächste Stufe auf der Karriereleiter. Er bekam als Skoda-Chef die Verantwortung, eine Konzernmarke neu zu positionieren.
Zurück zur Einstiegsmarke
Winterkorn waren die Autos aus Tschechien zu nah an die VW-Modelle herangefahren, zu gut und zu wenig rentabel. Vahland soll Skoda wieder zu dem machen, was es war: eine Einstiegsmarke. Die soll billigen Angreifern aus dem Osten wie der Renault-Tochter Dacia und aus Fernost wie dem Koreaner Hyundai Paroli bieten, statt die VW-Modelle Polo, Golf und Passat zu kannibalisieren.
Vahland exekutiert dieses Konzept aus Wolfsburg offenbar mit Erfolg. Wenn es ihm auch noch gelingt, in den nächsten Jahren „China neben Europa zur zweiten Heimat von Skoda zu machen“ (Vahland) und Skoda als echte Weltmarke aufzubauen, gehört er wohl zu den heißesten Anwärtern auf den VW-Chef-Sessel.
Fazit: Macht Vahland Skoda zur profitablen Weltmarke, steht ihm vieles offen.