VW-Führungskarussell Sechs Prinzen bei Volkswagen

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Stehaufmännchen: Jochem Heizmann

VW-China-Vorstand Jochem Heizmann Quelle: dpa

Seine neue Aufgabe erfordert Fingerspitzengefühl und Brachialqualitäten zugleich. Jochem Heizmann, 60, ist der erste China-Vorstand in der Geschichte von Volkswagen.

Er muss sensibel mit der chinesischen Führung taktieren, die VW mit der Schaffung eines eigenen Vorstandsressorts umgarnen will. Beim Bau von neuen Werken in China und der Qualität der dort gefertigten Autos dagegen muss er seine chinesischen Truppen kompromisslos antreiben. Haudegeneigenschaften werden Heizmann im VW-Konzern allgemein zugetraut, feinfühlige Sinne eher nicht.

Neue Chance

Als VW-Produktionsvorstand soll er so abrupt auf die Kostenbremse gestiegen sein, dass er binnen Monaten die Belegschaft und die IG Metall gegen sich aufbrachte. So was geht bei VW nie lange gut – die mächtigen Gewerkschafter betrieben 2010 die Ablösung des ruppigen Pfälzers.

Doch Heizmann musste den Konzernvorstand nicht verlassen, sondern bekam eine neue Chance als Verantwortlicher für die Zusammenarbeit der eitlen Töchter Scania und MAN. Hier hätte er Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick beweisen können, tat es aber nicht. Die widerspenstigen Lkw-Bauer bewegten sich kaum aufeinander zu. VW-Chef Winterkorn zog deshalb die Reißleine und ersetzte Heizmann im Zuge des Revirements durch den 66-jährigen Scania-Chef Leif Östling.

Wer Heizmann deswegen am Ende seiner VW-Laufbahn sah, hatte sich getäuscht. Der promovierte Wirtschaftsingenieur bekommt noch mehr Macht und soll das künftig kriegsentscheidende China-Geschäft verantworten. Dass er dabei den möglichen Winterkorn-Nachfolger Neumann ausstach, zeigt sein ganzes Kaliber.

Als langjähriger Weggefährte von Winterkorn hat er bei dem VW-Chef offenbar mehr als einen Stein im Brett. Selbst als möglicher Audi-Chef war der frühere Produktionsvorstand der Ingolstädter zwischenzeitlich gehandelt worden.

Dass Heizmann eines Tages Winterkorn an der VW-Spitze beerben könnte, ist möglich, wenn er in China reüssiert. Allerdings wird sich die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat mit ihm wohl kaum anfreunden können. Und wenn der Chefwechsel ansteht, ist Heizmann Mitte 60. Auch dazu haben die Arbeitnehmer eine klare Position. Betriebsratschef Bernd Osterloh erklärte schon 2010, den richtigen Winterkorn-Nachfolger zu finden sei nicht leicht, schließlich sei die „Mehrheit der Führungsmannschaft schon um die 60“.

Fazit: Heizmann wäre ein möglicher Übergangskandidat, bis einer jüngerer Kollege fit für den obersten VW-Posten ist.

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