VW-Haustarif Warnstreik bei Volkswagen trotz aufgestockten Angebots

IGM Streiks Quelle: dpa

Die Tarifverhandlungen für die 120.000 VW-Beschäftigen ziehen sich hin. Ein verbessertes Angebot des Managements wies die Gewerkschaft als zu gering zurück. Das hat jetzt Folgen.

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Nach dem ergebnislosen Ende der dritten Verhandlungsrunde für den Haustarif der 120.000 VW-Beschäftigten haben die Gewerkschaften einen Warnstreik angekündigt. Er ist an den sechs westdeutschen Volkswagen-Standorten geplant. Zuvor hatte das Management ein verbessertes Angebot vorgelegt, das eine zweistufige Tariferhöhung um 3,5 und 2 Prozent bei einer Gesamtlaufzeit von 30 Monaten vorsieht.

„In der heutigen Sitzung haben wir der IG Metall unsere Lösungsvorschläge für eine Tarifeinigung unterbreitet“, sagte der Verhandlungsführer und Personalchef der Marke Volkswagen, Martin Rosik. Der Konzern brauche einen Tarifabschluss mit Augenmaß.

Die Gewerkschaft lehnte das Angebot als zu gering ab. „So geht das nicht, die Beschäftigten haben dafür kein Verständnis“, kritisierte Thorsten Gröger, Verhandlungsführer für das Haustarifgebiet der Volkswagen AG. „Die Antwort wird genau wie in der Fläche nicht lange auf sich warten lassen: Übermorgen wird es auch bei Volkswagen Warnstreiks geben.“ IG-Metall-Sprecher Sascha Howind betonte: „Bei dem heute vorgelegten Arbeitgeber-Angebot handelt es sich nur um kosmetische Verbesserungen, das ist entschieden zu wenig.“

Die Gewerkschaft hatte 6 Prozent mehr Geld gefordert, zudem eine Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung sowie eine Garantie für den Erhalt von Ausbildungsplätzen. Den Angaben zufolge sieht das jüngste Angebot dagegen drei Nullmonate vor, eine Erhöhung um 3,5 Prozent ab Mai 2018 sowie um weitere 2 Prozent ab Mai 2019 - bei einer Laufzeit von insgesamt 30 Monaten. Rosik: „Wir haben der IG Metall erneut angeboten, gemeinsam und konstruktiv eine Lösung zu erarbeiten.“ Voraussetzung für zukunftsfeste Jobs seien jedoch Wettbewerbsfähigkeit und Kostendisziplin.

Begonnen hatte die dritte Runde am Morgen mit Kundgebungen von mehr als 4000 Mitarbeitern aller VW-Standorte vor dem Verhandlungsort in Hannover. Sie hatten sich nach Gewerkschaftsangaben eingefunden, um den Forderungen nach mehr Lohn Nachdruck zu verleihen.

Die Arbeitgeberseite hatte auch Vorschläge für eine höhere Arbeitszeitflexibilität gemacht. So sollte die Arbeitszeit im Einvernehmen mit den Beschäftigten und gegen entsprechende Vergütung auf bis zu 40 Stunden pro Woche ausgeweitet werden können. Zudem sollen Silvester und Heiligabend künftig wie in der Metallindustrie auch bei Volkswagen je zur Hälfte arbeitsfrei sei. Für die anderen Mitarbeiter sollte es je einen halben Tag Zeitausgleich geben.

Zudem hat VW der IG Metall vorgeschlagen, die betriebliche Altersvorsorge spürbar zu verbessern. Die Gewerkschaft sprach bei diesem Punkt jedoch von einer „Annäherung im mikroskopischen Bereich“ und kritisierte, dass es bei der Ausbildung kein Entgegenkommen gebe. Rosik betonte die Bedeutung einer fundierten Berufsausbildung. Angesichts der sich unter anderem durch Digitalisierung und Elektromobilität ergebenden Veränderungen sollte möglichst jährlich geprüft werden, ob die Qualität und Ausrichtung der Ausbildung optimal auf die Erfordernisse ausgerichtet seien.

Der VW-Haustarif ist Deutschlands größter Firmentarif und läuft Ende Januar aus. Er gilt in den sechs westdeutschen VW-Werken Emden, Hannover, Wolfsburg, Salzgitter, Braunschweig und Kassel sowie bei der Finanztochter aus Braunschweig.

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