VW Inside Wie das neue VW-Logo entstanden ist – und wie es aussieht

VW: Wie das neue Volkswagen-Logo entstand – und wie es aussieht Quelle: Bloomberg

Unter strenger Geheimhaltung hat VW in den vergangenen Monaten einen neuen Markenauftritt erarbeitet. Mitte September will der Autohersteller seine runderneuerte Marke zum ersten Mal öffentlich präsentieren. WirtschaftsWoche zeigt schon jetzt exklusiv, wie die bekannteste Automarke Deutschlands künftig aussehen wird – und wie sie sich anhört.

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Der Abgasskandal war kein Jahr alt, da dämmerte den Markenverantwortlichen von VW, dass die Traditionsmarke einen echten Neuanfang brauchen würde. Denn durch den Skandal stand das blau-weiße Logo samt der wenig bescheidenen Aussage „Das Auto“ plötzlich für sehr unschöne Dinge – für Lügen und Betrügen.

Der großspurige Claim lud die Medien förmlich zur Verballhornung ein: Fast zeitgleich titelten 2015 drei deutsche Magazine „Das Drama“ (Focus), „Die Lüge“ (WirtschaftsWoche), „Der Selbstmord“ (Der Spiegel).


Cover der WirtschaftsWoche 40/2015 vom 25.09.2015

Der Jahrhundert-Skandal brachte das Volkswagen-Management auch darüber ins Grübeln, ob der Verbrennungsmotor auf längere Sicht noch der Stein des Weisen sein würde. Im vergangenen Jahr fiel dann eine wegweisende Entscheidung: Für eine schnellere Abkehr von Benzinern und Dieseln und eine entschlossenen Hinwendung zum E-Auto, die den Konzern Dutzende Milliarden Euro kosten.

Das erste Großserien-Elektroauto von VW heißt, wie die WirtschaftsWoche vor einigen Monaten exklusiv enthüllte, „ID.3“. Es soll so wichtig werden für Volkswagen wie der Käfer oder der Golf. Der ID.3, der Mitte September auf der Automesse IAA in Frankfurt erstmals öffentlich gezeigt wird, soll auch zum Startschuss werden für „New Volkswagen“ – nach Vorstellung von VW-Chef Herbert Diess ein moderner, elektrifizierter, digitaler und vor allem verantwortungsbewusster Autobauer.


ID.3

Den neuen E-Antrieb präsentiert „New Volkswagen“ bei der IAA dann im neuen Gewand, mit nie gesehenen Design-Elementen am ID.3 und mit überarbeitetem Marken-Logo. So will VW zeigen: Wir haben gelernt aus dem Skandal, nun wird alles anders.

Das bisherige VW-Markenzeichen ist durch den Skandal unter die Räder gekommen, hätte sich aber auch aus optischen Gründen wohl bald überlebt. Die Kombination von Blau und Silber, die aufwändige, dreidimensionale Gestaltung, der bullige Gesamteindruck – das sind nicht mehr die Logos, die im Internetzeitalter en vogue sind. Auch, weil sie auf Bildschirmen nicht gut funktionieren. Für Apps, Smartphone-Screens und Computerbildschirme in den Autos braucht es einfache Logos, wie etwa den Apple-Apfel.

Bei Ihrer Suche nach einem einfachen, modernen Logo landeten der VW-Marketing-Chef Jochen Sengpiehl und der VW-Chefdesigner Klaus Bischoff erstaunlicherweise in der Vergangenheit: Beim VW-Logo aus den 60er-Jahren, das schlanker war als das heutige, maximal einfach und zweidimensional.


VW in den 60er-Jahren

Dieses Logo war der neue Ausgangspunkt der Marken-Designer. Den Sprung in die Vergangenheit fand auch das VW-Topmanagement prima: zurück in die Zeit von Käfer und VW-Bus, als VW eine Ikone war, eine sympathische Hippie-Marke, auch ein Wirtschaftswunder-Symbol. Die Marke hatte damals das, was sich durch den Dieselskandal zu verflüchtigen drohte: gesellschaftliche Akzeptanz.

Aber das neue Markenzeichen sollte nicht nur ein Rückgriff sein, sondern auch neu. Deshalb passiert in dem Logo etwas, das es in der über 80-jährigen Markengeschichte noch nie gab: Das „W“ schwebt über dem unteren Rand. Monatelang dachten sie bei VW, das sei die Lösung. Fleißig reichten die Designer und Markenleute intern schon das vermeintlich neue Logo herum. Aber auf den letzten Metern fiel ihnen etwas auf: Das Ziel, die Marke besonders sympathisch und nahbar erscheinen zu lassen, wurde von den spitzen, gefährlich wirkenden Vampirzähnen des schwebenden „W“ konterkariert. Es kam der Zahnarzt und schliff die Zähne ab – das „W“ wurde unten rund. Und so ist es nun (fast genau) das hier gezeigte Logo, das Millionen Kunden und Milliarden Menschen weltweit sehen werden. Noch ist das neue Logo streng geheim, deshalb haben wir es mit unseren Informationen nachgezeichnet. Es kommt dem Original aber schon sehr nah.


Ausgangspunkt für die Neugestaltung des neuen VW-Logos

Die finale Version des neuen VW-Logos steht fest

Mit der Vorstellung des neuen Logos geht die Arbeit für VW aber erst so richtig los. In 171 Ländern müssen bei rund 10.000 Autohändlern Logos und Schilder ausgetauscht werden. Das Ganze dürfte, so schätzt VW, bis Mitte 2020 dauern.

Der ID.3 darf das Logo erstmals tragen. Das Auto – dessen Namen VW in der Werbung im bestem Denglisch ausspricht, also „ID (englisch) Drei (deutsch)“ – verfolgt beim Design eine Leitlinie, die sich Chefdesigner Klaus Bischoff ausgedacht hat: „Licht ist das neue Chrom.“ Wo bislang das Logo oder Zierleisten in Chrom glänzten, sollen künftig LEDs leuchten.

Allerdings hat die EU dem Designer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Weil ein leuchtendes Logo eine Art Leuchtreklame sei, ist es in Europa nicht erlaubt, bekam VW in Brüssel zu hören. Das VW-Logo am ID.3 wird zwar leuchten, aber in China, nicht in Europa. Ziemlich absurd findet Bischoff das, ändern kann er es vorerst nicht.


Logo des VW ID3

Was die EU aber nicht verhindern kann: Die Marke bekommt eine neue Stimme, in der Werbung und auch im Auto – etwa als Computer- oder Navi-Stimme: Die, und das ist kein Scherz, deutsche Synchronstimme von Hollywood-Star Scarlett Johansson. Es ist die Stimme der deutschen Schauspielerin Luise Helm.

Weil VW so eine Art Alexa in die Autos integriert, könnte Scarlett Johansson zur ständigen Begleiterin der Fahrer werden. Wie man sich das vorstellen darf? Ungefähr so wie im dem Hollywood-Streifen „Her“, in dem sich ein Mann in ein Computer-Betriebssystem verliebt. Der Computer spricht, wie der neue VW ID.3, mit der Stimme von Scarlett Johansson.


Cockpit VW ID Buggy

Ob sich auch die ID.3-Besitzer in ihren rollenden Computer verlieben werden, muss sich zeigen. Sollte das Luise Helm mit ihrer verführerischen Stimme gelingen, könnte VW nach dem 60er-Jahre-Logo auch noch einen alten Slogan hervorkramen: „Aus Liebe zum Automobil“. Der Slogan wurde 2007 eingemottet – zugunsten von „Volkswagen – Das Auto“.

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