VW-Krise im Überblick Die neuen Entwicklungen im Abgas-Skandal

Für Volkswagen kommt es weiter knüppeldick: Das Kraftfahrtbundesamt ordnet den Rückruf von 2,4 Millionen Fahrzeugen in Deutschland an. europaweit müssen 8,5 Millionen in die Werkstatt. Konzern-Chef Müller stimmt seine Top-Manager auf Krisenzeiten ein. Das sollten Sie jetzt wissen.

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Ein VW-Golf Quelle: dpa

Was hat es mit dem Rückruf auf sich?

Im Skandal um manipulierte Diesel-Abgaswerte hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) den Rückruf von allen betroffenen 2,4 Millionen Volkswagen-Fahrzeugen in Deutschland angeordnet. Das KBA  hält die Software in diesen VW-Diesel-Fahrzeugen für illegal. Die Behörde vertrete die Auffassung, dass es sich um eine „unzulässige Abschalteinrichtung handelt“, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Wie in den USA ist die Software zudem nicht nur verbaut, sondern auch aktiv.

Europaweit wird der Volkswagen-Konzern nach eigenen Angaben übrigens insgesamt rund 8,5 Millionen Fahrzeuge zurückrufen.

Kann das KBA den Rückruf "anordnen"?

Das klingt nicht nur so. Theoretisch hätte das KBA Volkswagen den Rückruf wie angeboten freiwillig durchführen lassen können. Dagegen spricht aber wohl zum einem die schiere Größe von 2,4 Millionen betroffenen Fahrzeugen, die, wie Dobrindt sagte, "die Kontrolle und die Überwachung des Rückrufs notwendig macht". Zum anderen zeigt die Behörde dem Autokonzern so sehr deutlich, dass er nun unter genauer Beobachtung steht.

Was bei der Rückruf-Aktion auf VW-Besitzer zukommen könnte

War nicht vorher von 2,8 Millionen betroffenen Fahrzeugen die Rede?

Ja. Insgesamt wurden in Deutschland in den vergangenen Jahren 2,8 Millionen Fahrzeuge mit der fraglichen Software an Bord zugelassen. Davon sind aber offenbar längst nicht mehr alle unterwegs.

Wie geht es jetzt für mich als Autofahrer weiter?

Sie können mit Ihrem Volkswagen-Fahrzeug erstmal wie gewohnt weiterfahren. Die Sicherheit ist nicht beeinträchtigt, betonen alle Stellen. Auch Nachteile durch die Abgasmanipulationen, etwa höhere Steuern, soll es nicht geben. 2016 sollten dann aber wirklich alle 2,4 Millionen Fahrzeuge in die Werkstatt.  Die betroffenen Autofahrer bekommen „in den nächsten Wochen und Monaten“ Post von VW. In dem Schreiben  wird dann das weitere Vorgehen erklärt.

Zwar, so informiert der ADAC, wird der Kunde durch das Anschreiben "nicht verpflichtet, eine Werkstatt aufzusuchen. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass es bei 'unbehandelten Kfz' langfristig zu Nachteilen bei der Kfz-Steuer, der Umweltplakette oder schlimmstenfalls bei der Zulassung des Kfz kommt. Hierzu müsste jedoch das Ausmaß der Manipulation näher bekannt sein sowie die Wirkung der Servicemaßnahmen."

Gibt es einen Zeitplan für den Rückruf?

Einen sehr groben. Der Rückruf soll Anfang 2016 starten. Dafür muss VW bis Ende November die technischen Lösungen für die Fahrzeuge dem KBA vorführen. Wann der Rückruf und die technischen Änderungen abgeschlossen sind, ist aber noch offen.  Nicht überall ist es nämlich mit einem einfachen software-Update getan. Bei Fahrzeugen mit 1,6-Liter-Motor müssen die Techniker wohl auch an die Hardware, also den Motor, ran. VW hat angegeben, dass ein Bauteil dafür erst ab September 2016 verfügbar sein werde.

Ist die VW-Rückruf-Aktion wirklich so etwas Besonderes?

Der Umfang ist für Deutschland ein trauriger Rekord: 2014 hat das KBA insgesamt 1,5 Millionen Fahrzeuge verschiedener Hersteller zurückgerufen, im Jahr davor nur 770.000.

Weltweit sind Mammutrückrufaktionen kein Einzelfall. Kleine Auswahl aus diesem Jahr: Erst im September musste Fiat Chrysler in Nordamerika gut 1,7 Millionen Fahrzeuge wegen technischer Mängel - Fehler am Lenkrad und Probleme mit Airbags - in die Werkstätten rufen. Im Juli rief Chrysler 1,4 Millionen Wagen wegen einer Sicherheitslücke zurück, die zwei Hacker aufgedeckt hatten.  Im Mai musste der japanische Airbag-Hersteller Takata Gefahren bei insgesamt 19,2 Millionen Autos zugeben und läutete damit die bis dahin größte Rückrufaktion der US-Autoindustrie ein.

Die größten Rückrufe der letzten Jahre

Ist mein Auto überhaupt betroffen?

Nach Angaben von Volkswagen sind weltweit etwa fünf Millionen Autos der Kernmarke VW-Pkw, 2,1 Millionen Audis, 1,2 Millionen Skodas, 700.000 Seats sowie 1,8 Millionen leichte Nutzfahrzeuge betroffen.  Die einzelnen Marken haben inzwischen Websites eingerichtet, über die der Kunde mittels der Fahrgestellnummer überprüfen kann, ob sein Auto betroffen ist:

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