VW-Management unter Beschuss Betriebsrat fordert Zukunftspakt

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Großes Misstrauen gegen VW-Management

Einen Pakt für sichere Jobs gab es zuletzt vor zehn Jahren, als VW die Viertagewoche zu Grabe trug und Zugeständnisse mit Mehrarbeit ohne vollen Lohnausgleich errang. „Auch in der damaligen schwierigen Zeit ist es uns über verbindliche Vereinbarungen gelungen, die Zukunft für Unternehmen und Beschäftigte positiv zu gestalten. Dies ist auch heute unser Angebot an den Markenvorstand von Volkswagen“, heißt es in dem Brief. „Wir wollen ein Ende der Spekulationen über die Zukunft von Menschen und Standorten von Volkswagen!“

Die Mitbestimmung im VW-Konzern ist ungewöhnlich stark. Auch wegen historischer Wurzeln haben der Betriebsrat um die IG Metall und der Minderheitseigner Niedersachsen starke Positionen - die Nazis bauten das VW-Stammwerk mit enteignetem Gewerkschaftsvermögen. Abstriche bei der Mitbestimmung träfen das Grundverständnis von VW, in dem Beschäftigung und Wirtschaftlichkeit Ziele gleichen Ranges sind.

„Weder die gewachsenen Mitspracherechte der Menschen bei Volkswagen noch die Schutzregelungen des VW-Gesetzes für Standorte und Beschäftigung noch die Beteiligung des Landes Niedersachsen haben den Diesel-Skandal ausgelöst oder mitverschuldet“, heißt es in dem Brief.

Was bei der Rückruf-Aktion auf VW-Besitzer zukommen könnte

Osterlohs Team hegt offenbar großes Misstrauen. So spricht es dem Markenvorstand die sprichwörtliche „Handschlag-Qualität“ ab: „Ständige wechselnde Zielvorgaben, das Fehlen einer verlässlichen, langfristigen Strategie für die Marke Volkswagen oder pauschale, nicht zu Ende gedachte Sparvorgaben sind hierfür nur einige Beispiele.“ Nötig sei deswegen ein „klarer Richtungswechsel“.

„Der Grundsatz, dass Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung gleichrangige Unternehmensziele sind, muss seine Gültigkeit behalten.“ Dies gelte „selbstverständlich“ auch für die Leiharbeit. Dabei ließ VW zuletzt - nach Jahren der Übernahmepraxis - gut tausend Verträge auslaufen. Der Brief fordert: „Ziel darf es nicht sein, möglichst viele Leiharbeitnehmer schnellstmöglich abzumelden.“



Osterlohs Leute spielen mit dem „Zukunftspakt“ auf Angriff. Sie fordern mit den festen Zusagen für Jobs, Produkte und Stückzahlen auch ein strategisches Gesamtkonzept ein. „Dies gilt beispielsweise für unsere Motoren- und Getriebestandorte, die durch den Einzug von Elektromobilität betroffen sein werden, für unsere fahrzeugbauenden Werke und auch für die indirekten Bereiche.“

Mit Letzterem sind in der Branche Jobs fern der Produktion gemeint, also etwa in der Verwaltung. Dort will das VW-Management mehr als 3000 Stellen abbauen, worin der Betriebsrat eine blinde Sparwut nach der „Rasenmäher-Methode“ sieht. Die aktuelle Beschäftigungssicherung für die 120.000 Mitarbeiter im VW-Haustarif schließt Stellenstreichungen nicht aus. Diese könnten über weniger Neueinstellungen oder Zuweisen neuer Aufgaben laufen.

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