
Der Machtkampf zwischen VW und zwei wichtigen Zulieferern ist vorbei. Der Autobauer und die Unternehmen der Prevent-Gruppe einigten sich auf eine Lösung des Streits, wie der Autobauer am Dienstag mitteilte. „Über die Inhalte der Einigung wurde Stillschweigen vereinbart“, heißt es in der Mitteilung. Die Lieferanten sollen demnach die Belieferung von Volkswagen „kurzfristig“ wieder aufnehmen. „Die betroffenen Standorte bereiten demgemäß schrittweise die Wiederaufnahme der Produktion vor“ so VW weiter.
Zwischen Volkswagen und den beiden wichtigen Teilezulieferern tobt seit Tagen ein Streit um die Kündigung von Aufträgen. Die Hintergründe sind unklar. Wegen eines Lieferstopps stehen bei dem Autobauer viele Bänder still: Der Konzern wartet auf Getriebeteile und Sitzbezüge von den Zulieferern ES Automobilguss und Car Trim, die zur Unternehmensgruppe Prevent gehören.
Die Verhandlung fand in drei Räumen statt: Einem gemeinsamen Raum, einem für die VW-Delegation und einem für die Prevent-Delegation. Der Part, über den Stillschweigen vereinbart worden sei, betreffe die finanziellen Modalitäten, die letztlich der Grund für den Lieferstopp waren, sagte ein Insider aus Verhandlungskreisen der WirtschaftsWoche. Dass der Lieferstopp aufgehoben worden ist, wertet die Quelle aber als „deutliches Signal“, dass Prevent nicht unzufrieden mit dem Verhandlungsergebnis sei.
Diese VW-Werke waren von dem Lieferstopp betroffen
Modell: Passat
Betroffene Mitarbeiter: rund 7.500
Quelle: Volkswagen
Modell: Golf (Tiguan- und Touran-Fertigung laufen weiter)
Betroffene Mitarbeiter: rund 10.000
Modell: Passat und Golf
Betroffene Mitarbeiter: rund 6.000
Modell: Teilbereiche der Getriebe- und Abgasanlagenfertigung
Betroffene Mitarbeiter: rund 1.500
Modell: Teilbereiche der Motorenfertigung
Betroffene Mitarbeiter: rund 1.400
Modell: Teilbereiche der Fahrwerkteile- und Kunststoffteile-Fertigung
Betroffene Mitarbeiter: rund 1.300
Die beiden Geschäftsführer der mit VW im Clinch liegenden Lieferanten CarTrim sowie ES Automobilgussseien machten sich den Kreisen zufolge direkt am Morgen wieder auf den Weg von Wolfsburg nach Sachsen, um die Belieferung von VW in ihren Betrieben sicherzustellen. Prevent und Volkswagen bereiten jetzt eine gemeinsame Pressemitteilung vor.
Wegen des Streits können laut VW insgesamt 27.700 Mitarbeiter in mehreren Werken nicht so arbeiten wie geplant. Allen voran steht im Stammwerk Wolfsburg die Produktion des wichtigsten VW-Modells Golf still. Der Autobauer sprach von „Flexibilisierungsmaßnahmen bis hin zu Kurzarbeit“. Die Zulieferer-Branche befürchtet bereits Auswirkungen auch auf andere Lieferanten. Die Bundesregierung hatte am Montag eine Lösung angemahnt.





Bei der Firma ES Automobilguss in Schönheide im Erzgebirge war für diesen Dienstag zudem eine Betriebsversammlung geplant, wie die dpa erfuhr. Daraus erhofften sich die Arbeitnehmervertreter Antworten auf die vielen Fragen zur Zukunft des Zulieferers.
Volkswagen hatte neben der Verhandlungslösung auch immer betont, notfalls auf gerichtlichem Wege eine Herausgabe der Teile zu verlangen. Das Landgericht Braunschweig hatte einstweilige Verfügungen erlassen, welche die Lieferanten zur Wiederaufnahme der Belieferung verpflichten. VW könnte aber frühestens Ende dieser Woche seine Ansprüche per Gerichtsvollzieher durchsetzen und die Teile holen lassen.