
Der Abgas-Skandal bei Volkswagen kostet den früheren VW-Vorstandschef Martin Winterkorn wie erwartet auch sein Amt als Chef der Porsche-Holding PSE. Winterkorn beende den Vorstandsvorsitz bei dem VW-Großaktionär PSE zum 31. Oktober, teilte die Holding aus Stuttgart am Samstag per Finanz-Pflichtmitteilung mit. Winterkorns Amt an der PSE-Spitze übernimmt zum November der ehemalige VW-Konzernfinanzchef und neue VW-Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch. Dieser war im Zuge der Affäre Anfang Oktober VW-Aufsichtsratschef geworden.
Der 68 Jahre alte Winterkorn war Ende September als Folge der Affäre um manipulierte Abgaswerte als VW-Boss zurückgetreten, um die Verantwortung zu übernehmen. Winterkorn sagte wörtlich, er sei fassungslos, "dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren", bestritt jedoch eigenes Fehlverhalten.
Er war damals auch nicht von weiteren Chef-Funktionen abgerückt. Dazu zählten der Vorstandsvorsitz beim Volkswagen-Ankeraktionär Porsche SE sowie die Chefposten in den Aufsichtsräten der VW-Konzerntochter Audi und bei der jungen Nutzfahrzeugholding mit den Marken Scania und MAN. Auch bei der VW-Sportwagentochter Porsche AG ist Winterkorn noch Aufsichtsrat.
Auf dem Papier ist die Holding Porsche SE Muttergesellschaft des Volkswagen-Konzerns und hält gut die Hälfte der stimmberichtigten VW-Aktien, mit denen die Macht steht und fällt.





Der Druck auf Winterkorn, auch weitere Ämter abzugeben, war zuletzt gestiegen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Montag hatten sowohl das Land Niedersachsen als VW-Großaktionär als auch die Vertreter auf der mächtigen Arbeitnehmerseite auf eine endgültige Trennung gedrängt. VW hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Dem Autokonzern drohen Milliardenkosten wegen Klagen und Strafzahlungen. VW will die betroffenen 2,4 Millionen Dieselfahrzeuge in Deutschland von Januar an zurück in die Werkstätten rufen.
Erstmals Jobs gefährdet
Der Image-Schaden für den Autobauer ist groß und Spätfolgen des Skandals noch gar nicht abzuschätzen. So gehen Experten von einem Absatzrückgang bei VW-Neuwagen im kommenden Jahr aus. Zudem drohen hohe Strafen und Schadenersatzforderungen. VW hatte bereits angekündigt, Investitionen zu kürzen. Der neue VW-Chef Matthias Müller will alles auf den Prüfstand stellen.
Nun müssen Leiharbeiter um ihre Jobs bangen. Mit Blick auf eine mögliche Reduzierung der Leiharbeit sagte ein Sprecher der Arbeitnehmervertretung der Deutschen Presse-Agentur am Samstag: „Als Betriebsrat werden wir alle Möglichkeiten unterstützen, um die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen mit Leiharbeitsverträgen zu sichern. Wir wissen, dass der Vorstand andere Szenarien diskutiert.“
Bei dem Wolfsburger Weltkonzern arbeiten nach dpa-Informationen im Mutterunternehmen der Volkswagen AG hierzulande gut 7000 Leiharbeiter. Ein Konzernsprecher schloss einen Einbruch bei den Verkäufen und damit einhergehende Folgen für Produktion und Jobs nicht aus. „Sollte sich ein vorübergehender Beschäftigungsrückgang ergeben, wird Kurzarbeit wie in der Vergangenheit eine sinnvolle Möglichkeit sein.“ Zurzeit sei die Entwicklung der Absatz- und Beschäftigungssituation nicht absehbar. Der Vorstand unternehme auch in der aktuellen Krise alles, um die Jobs zu sichern. VW hat weltweit rund 600.000 Beschäftigte.
Bereits Anfang Oktober hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bei einem Besuch im Wolfsburger Stammwerk angekündigt, dass im Zuge des Abgas-Skandals eine Ausweitung der Kurzarbeiterregel auch auf Leiharbeiter geprüft werde. Die Union lehnte den Vorstoß ab.