VW und das Personal-Karussell Wer wird was in Wolfsburg?

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Was aus Piëch, Müller und Renschler wird

Matthias Müller, 62, Porsche-Chef, käme wohl als Chef an seine alte Wirkungsstätte Audi zurück, würde Stadler als Finanzchef nach Wolfsburg wechseln. Er ist in Ingolstadt aufgewachsen und hat seine berufliche Laufbahn als Werkzeugbauer bei Audi begonnen. Müller und Winterkorn verbinden viele gemeinsame Jahre im VW-Konzern. Winterkorn machte ihn zum Chefkoordinator für Audi, Seat und Lamborghini und nahm ihn 2007 nach Wolfsburg mit, als er selbst VW-Chef wurde.

2010 wurde Müller Porsche-Chef und integrierte die Sportwagenschmiede geräuschlos in den VW-Konzern. Müller genießt im Konzern hohes Ansehen, gilt als durchsetzungsstarker und erfahrener Stratege, der Porsche endgültig zu einem Goldesel des Konzerns machte. Zeitweise war er sogar als Winterkorn-Nachfolger im Gespräch, bevor in Wolfsburg die Frühjahrsunruhen ausbrachen.

Andreas Renschler, 57, Chef der VW-Nutzfahrzeugsparte, gilt als ambitioniert, ihm fehlt aber das nötige Netzwerk in Wolfsburg. Der ehemalige Daimler-Lkw-Chef führt erst seit Februar 2015 von Braunschweig aus das Lkw-Geschäft. Er muss aus MAN und Scania eine schlagkräftige Lkw-Allianz formen. Offen ist, wie und ob die VW-Transporter überhaupt in die neue Trucks & Bus-Holding passen. Viel Arbeit also für Renschler. Erreicht er seine Ziele bis 2017 ist er ein weiterer Anwärter auf den Chefsessel.

Ulrich Hackenberg, 65, Entwicklungschef bei Audi, ist der Vater der Plattform-Strategie des Volkswagen-Konzerns. Der polyglotte Westfale hat seit Sommer 2013 den Premiumhersteller, der seinen „Vorsprung durch Technik“ (Eigenwerbung) zu verlieren drohte, mächtig aufgemischt. Mit Elan entwickelte er in kürzester Zeit eine Elektroautostrategie und ging eine Kooperation mit koreanischen Batterieherstellern ein. Inzwischen gilt er in Ingolstadt als fast noch mächtiger als Audi-Chef Stadler. Sein Vertrag könnte noch einmal um fünf Jahre verlängert werden, aber für die Winterkorn-Nachfolge ist er dann zu alt.

Christian Klingler, 47, VW-Vertriebsvorstand, fühlt sich offenbar zu Höherem geboren, eckt bei den Vorstandskollegen jedoch oft an. Einige Vertriebsmanager hat er aus dem Unternehmen gedrängt, nun könnte er selbst seinen Job verlieren. Denn die einzelnen Verkaufsregionen von VW sollen künftig stärker selbst über ihre Modellpolitik entscheiden dürfen. Damit steht Klinglers Zentralressort auf der Kippe. Ihm lastet auch der Ruf an, seinen Posten der Nähe zur Familie Piëch zu verdanken.

Winfried Vahland, 58, Chef der tschechischen VW-Tochter Škoda, wird ebenfalls als Kandidat für die Winterkorn-Nachfolge gehandelt – allerdings mit geringeren Chancen. Vahland hat sich seine Sporen Ende der Neunzigerjahre in China verdient, wo er den Grundstein für den bisherigen Erfolg der Wolfsburger im größten Markt der Welt legte. Vahland ist kein Mann der großen Bühne, vertritt seine Marke innerhalb des Konzerns aber selbstbewusst. Für manchen einen Hauch zu selbstbewusst, wie es im Konzern heißt. Beobachter räumen ihm bei der Winterkorn-Nachfolge daher nur mittelmäßige Chancen ein.

Ferdinand Piëch, 78, Ex-Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG, mischt seit April über seinen Posten als Vorstand der Porsche-Holding und Großaktionär bei VW weiter kräftig mit. Wie groß sein Einfluss auf die Porsches und Piëchs heute noch ist, wird sich zeigen, wenn ein Nachfolger des künftigen Chefkontrolleurs Pötsch gefunden werden muss. Der ist mit seinen 64 Jahren nur eine Übergangslösung.

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