VW US-Richter kündigt Entscheidung zu Vergleich mit Autohändlern an

US-Richter Charles Breyer will in den nächsten Tagen abschließend über den Milliarden-Vergleich von Volkswagen mit US-Autohändlern entscheiden. Die meisten Autohändler wollen den Vergleich annehmen.

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Neuwagen Quelle: dpa

US-Richter Charles Breyer will in den nächsten Tagen abschließend über den Milliarden-Vergleich von Volkswagen mit US-Autohändlern entscheiden. Bei einer Statuskonferenz seines Gerichts ließ sich Breyer noch einmal den Stand der Dinge von den Anwälten der Streitparteien erläutern und kündigte dann an, in Kürze bekanntzugeben, ob er der Einigung abschließend zustimmt.

Volkswagen versucht Comeback in den USA
Ein Gitarrist spielt Blues, an einer Leinwand strahlt ein Bild von der Skyline Detroits und auf der Bühne steht ein extra für die USA gebauter Geländewagen. „We want to reignite America's Love for Volkswagen“, sagt Markenchef Herbert Diess - VW will Amerikas „Liebe“ für VW wieder entfachen. Diese hat nach dem „Dieselgate“ schweren Schaden genommen. Kurz vor Beginn der Automesse in Detroit will der Autobauer eine Botschaft vermitteln: VW hat verstanden. Quelle: AP
Nach einem Einbruch im US-Geschäft wähnt sich die Marke auf dem Weg der Besserung. Die Verkäufe auf dem wichtigen US-Markt haben angezogen - trotz des Verkaufsstopps für Dieselfahrzeuge, der nach den Manipulationen verhängt wurde. „We are here to stay“, sagt Amerika-Chef Hinrich Woebcken - Volkswagen will bleiben. Und VW will mehr. Europas größter Autobauer, der in den USA vor allem im Vergleich mit den hier starken asiatischen Autobauern nur ein kleines Licht ist, will in den Staaten ein Comeback einläuten. Innerhalb der nächsten zehn Jahre wolle VW ein „wichtiger und profitabler Volumenhersteller“ in den USA werden, kündigt Diess an. Das ist zwar ein großes Ziel, aber der Zeitraum ist auch sehr lang. Nicht ausgeschlossen, dass der 58 Jahre alte Diess dann gar nicht mehr Markenchef in Wolfsburg ist. Quelle: AP
Die USA waren für VW auch vor Dieselgate ein schwieriges Pflaster. Seit 2007 weist VW bereits keine Gewinnkennzahlen mehr für die USA aus. Schon damals waren die Zahlen rot. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh nannte das US-Geschäft einmal eine „Katastrophenveranstaltung“. Branchenexperten halten es aber zumindest für möglich, dass VW den Abgasskandal in den USA abschütteln kann: „Die Leute haben ein kurzes Gedächtnis“, sagt Sandy Schwartz vom Marktforschungsunternehmen Cox Automotive mit Blick auf die Dieselkrise. VW habe das Potenzial, in den kommenden Jahren zurückzukommen. Quelle: dpa
Erreichen will VW dies mit für die USA maßgeschneiderten Modellen wie mit einer Variante des Tiguan, der für den US-Markt ein wenig länger ist als für Europa. Vor allem mit einer Offensive im SUV-Segment soll die Wende in den USA erreicht werden. Dazu passt auch die neue Rollenverteilung: statt eines Wolfsburger Zentralismus wie früher sollen nun die einzelnen Regionen mehr Verantwortung bekommen. Quelle: dpa
Die Zukunft des Diesel in den USA dagegen ist offen. VW habe nicht vor, den Diesel in den USA wieder einzuführen, sagt Diess - fügt aber hinzu: nichts sei ausgeschlossen. Quelle: dpa
Die Dieselkrise seit dem Herbst 2015 hat tiefe Spuren hinterlassen bei VW und den Autobauer in eine tiefe Krise gestürzt. Und „Dieselgate“ ist noch lange nicht ausgestanden. Noch vor der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident am 20. Januar könnte Volkswagen Medienberichten zufolge einen Milliardenvergleich mit dem US-Justizministerium erreichen - und zwar noch in dieser Woche. Dabei geht es um strafrechtliche Ermittlungen. Die damit verbundene Strafzahlung dürfte dem „Wall Street Journal“ zufolge bei mehreren Milliarden Dollar liegen. Zivilrechtlich hat sich VW mit Klägern und Behörden bereits im Grundsatz geeinigt, VW muss mehr als 17 Milliarden Dollar zahlen. Quelle: dpa
Die Verhandlungen mit der US-Justiz sind auch der Grund dafür, dass einer fehlte in Detroit: VW-Konzernchef Matthias Müller sparte sich die Reise in die US-Metropole. Offizielle Begründung: Es gibt kein eigenes Veranstaltungsformat des Volkswagen-Konzerns, deshalb kommt auch der Konzernvorstand nicht. Quelle: dpa

Volkswagen hatte sich bereits im Oktober mit den 652 Vertragshändlern in den USA auf eine Entschädigung in Höhe von bis zu 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) geeinigt. Im Schnitt sollen die Autoverkäufer etwa 1,85 Millionen Dollar erhalten. Laut VW-Anwalt Robert Giuffra ist die Zustimmung bei den Autohäusern groß. Es gebe nur eine sehr geringe Zahl von Händlern, die den Kompromiss ablehne.

Das Verhältnis zum Vertrieb ist für VW sehr wichtig, da in den USA der gesamte Verkauf von Neuwagen über Vertragshändler läuft. Zudem spielen die „Dealership“ genannten Autohäuser auch bei den Rückkäufen und Umrüstungen der Hunderttausenden vom Dieselskandal betroffenen Wagen eine wichtige Rolle, die der Konzern Kunden zusichern musste.

VW hat sich mit Dieselbesitzern, US-Umweltbehörden und Bundesstaaten auf zivilrechtliche Vergleiche über bis zu 17,5 Milliarden Dollar geeinigt. In Kanada wendet der Konzern weitere 1,6 Milliarden Dollar für Rückkäufe und Entschädigungen auf. Vergangene Woche stimmte VW zudem einem 4,3 Milliarden Dollar schweren Vergleich mit dem US-Justizministerium zu. Damit liegen die „Dieselgate“-Rechtskosten umgerechnet bereits bei knapp 22 Milliarden Euro.

Außerhalb Nordamerikas sträubt sich der Konzern bislang mit Verweis auf die unterschiedliche Rechtslage gegen Entschädigungen. Anwälte wollen aber auch vor Gerichten in Deutschland und Europa Wiedergutmachung für Kunden erstreiten.

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