VW Winterkorn ist Rentenkönig

Die Boni für den VW-Vorstand haben schon ein Hauen und Stechen ausgelöst. Doch zum Gesamtbild gehört auch: Neben den Gehältern für die aktive Zeit der Top-Manager fließen zusätzlich Millionensummen für die Rente.

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Das verdient der VW-Vorstand
VW Quelle: dpa
Matthias Müller - 4,17 Millionen Euro Quelle: AP
Herbert Diess - 7,12 Millionen EuroDer Königstransfer hat sich seinen Wechsel von München nach Wolfsburg gut bezahlen lassen. In seinem ersten halben Jahr in Diensten von VW hat der ehemalige BMW-Spitzenmanager Diess mehr verdient als Konzernchef Müller. Zu seinem Fixgehalt von rund 5,7 Millionen kommt ein Versorgungsaufwand von 312.000 Euro und ein Bonus von 1,13 Millionen Euro. In der Vergütung enthalten ist allerdings eine Wechselprämie von 5 Millionen Euro. Quelle: dpa
Francisco Garcia Sanz - 4,36 Millionen EuroDer alte Hase im VW-Vorstand verdient deutlich weniger als im Vorjahr. Der Einkaufchef kassierte im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Fixgehalt von 1,29 Millionen Euro, hinzu kamen Prämien in Höhe von rund 2,26 Millionen Euro und ein Versorgungsaufwand von 816.000 Euro. Quelle: REUTERS
Jochem Heizmann - 3,45 Millionen EuroDas China-Geschäft zeigt sich vom Dieselskandal absolut unbeeindruckt. Auch an China-Vorstand Jochem Heizmann ist der Skandal spurlos vorbeigegangen. 1,2 Millionen kassiert Heizmann als Fixgehalt, hinzu kommen Bonuszahlungen von etwa 2,25 Millionen Euro. Quelle: dpa
Andreas Renschler - 14,91 Millionen EuroMit seinem Wechsel von Daimler zu VW überflügelt Lkw-Vorstand Andreas Renschler sogar seinen ehemaligen Boss Dieter Zetsche beim Einkommen. Durch eine Wechselprämie von 11,5 Millionen Euro schießt sein Fixgehalt auf 12,8 Millionen Euro - und das ohne den Januar. Hinzu kommt ein Bonus von 2,06 Millionen Euro. Damit ist Renschler der Spitzenverdiener im VW-Vorstand. Quelle: AP
Rupert Stadler - 4,1 Millionen Euro Quelle: dpa

Die Vorstände im VW-Konzern bekommen neben ihren Millionen-Gehältern auch stattliche Zusatzleistungen für den Ruhestand - wie Top-Manager anderer Unternehmen auch. Während die jährlichen Zahlungen aus der aktiven Zeit der Vorstände oft in der öffentlichen Kritik stehen, stehen die Pensionsleistungen der Top-Manager dagegen kaum im Fokus. Doch auch die haben es in sich: Der VW-Konzern hat für ausgeschiedene Mitglieder des Vorstandes mit Stand 2015 fast eine Viertelmilliarde Euro zurückgestellt (243 Mio. Euro), wie die jüngste Bilanz ausweist.

Allein die Pension für den wegen des Diesel-Skandals zurückgetretenen Konzernboss Martin Winterkorn hatte Ende 2015 einen Barwert von 28,6 Millionen Euro. Für Horst Neumann, den Ende November ausgeschiedenen Personalvorstand, weist die Bilanz einen Pensionsbarwert von 23,7 Millionen Euro aus. Dicht dahinter liegt der Winterkorn-Nachfolger Matthias Müller mit einer 22,6 Millionen Euro schweren Pension.

Das Gehaltsgebaren für den Vorstand des Autobauers steht seit Jahren immer wieder in der Kritik. Nachdem Winterkorn für 2011 rund 17,5 Millionen Euro kassiert hatte, zurrte der VW-Aufsichtsrat Anfang 2013 eine Neuregelung der umstrittenen Bonuszahlungen fest. Sie senkte auch Winterkorns Vergütung. Für 2012 bekam er „nur“ 14,5 Millionen Euro. 2013 waren es gut 15 Millionen Euro und 2014 fast 16 Millionen Euro. Für 2015, in dem Winterkorn Ende September in der Diesel-Affäre zurücktrat, nennt der Geschäftsbericht 7,3 Millionen Euro Vergütung.

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Zuletzt hatte Winterkorn zusätzlich noch hunderttausende an Euro erhalten für seine parallele Arbeit beim VW-Hauptaktionär Porsche SE. Mit ihren hohen Pensionsleistungen für Vorstände sind die Wolfsburger allerdings nicht alleine: Der noch aktive Daimler-Boss Dieter Zetsche kommt auf 38 Millionen Euro Barwert für seine Versorgungsleistungen. Der „Spiegel“ berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, dass Volkswagen seinen Vorständen so viel Pensionen wie kein anderes Dax-Unternehmen garantiere. Allerdings sind die Wolfsburger auch Deutschlands größter Konzern. Laut dem Hamburger Magazin befinden sich unter den zehn Managern mit den höchsten Pensionszusagen in der deutschen Börsen-Oberliga Dax gleich sechs Vertreter des VW-Konzerns.

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Zuletzt hatte das Ringen um einen freiwilligen Boni-Verzicht bei den VW-Vorständen für eine hitzige Debatte im Aufsichtsrat gesorgt. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), der das Land als den zweitgrößten VW-Eigner im Aufsichtsrat vertritt, kritisierte im „Spiegel“ eine fehlende Bereitschaft für größeren Verzicht: „Der Vorstand hätte freiwillig ein deutlicheres Signal geben können.“

Übrigens gewährte Volkswagen seinen Vorständen laut Bilanz in den vergangenen Jahren auch „unverzinsliche Vorschüsse“ in Millionenhöhe. Sie wurden mit den erfolgsabhängigen Prämien im Folgejahr verrechnet. Das hat aber einen einfachen Grund: Es handelt sich dabei nicht etwa um Kredite zum Nulltarif - etwa für größere Konsumausgaben - sondern es ist schlicht mit VW-internen Wechseln in die Top-Etage erklärbar. Dabei werden mitunter bereits gewährte Vergütungen aus den alten Arbeitsverhältnissen - womöglich bei einer Konzerntochter - einfach stehen gelassen und mit den Zahlungen im nächsten Jahr verrechnet.



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