Wandel kostet Milliarden SUV und China sollen Audi wieder nach vorne bringen

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In China und Nordamerika ist bald jeder zweite verkaufte Neuwagen ein SUV

Für das laufende Jahr rechnen die Ingolstädter mit Auslieferungen „mindestens auf Vorjahresniveau“. Ein genaues Wachstum will keiner der Manager beziffern. 2018 stehen 20 Markteinführungen an, die erfahrungsgemäß etwas Absatz kosten. Denn die Auslaufmodelle werden weniger nachgefragt, Kunden warten lieber auf das neue Modell.

„Dieses Jahr haben wir ein komplexes Auslauf- und Anlaufszenario zu managen, ab 2019 entfalten die neuen Modelle ihr volles Momentum“, erwartet Stadler. Dazu kommt die „kräftezehrende“ Umstellung auf den WLTP-Prüfzyklus, die sich 2018 in „einigen europäischen Märkten auf unsere Auslieferungen auswirken“ kann.

Beim Wachstum setzt Audi auf Altbekanntes, das bislang Erfolg versprochen hat: China und SUV. Der kompakte Q2 wird für Europa um eine Sport-Version und in China um eine Lang-Version ergänzt, der erfolgreiche Q3 durch ein neues Modell ersetzt. Bald wird Audi zudem den Q8 vorstellen, ein SUV-Coupé auf Basis des Q7. Auf den wichtigen Märkten China und Nordamerika werden SUV bald jeden zweiten verkauften Neuwagen ausmachen – Audi will in diesen Märkten ebenfalls auf einen SUV-Anteil von 50 Prozent kommen. Dazu kündigte Stadler für die kommenden vier Jahre zehn neue SUV-Varianten für den chinesischen Markt an, die zunehmend lokal gefertigt werden sollen. Sieben Modelle laufen in den Gemeinschaftsfabriken mit dem Partner FAW vom Band.

Das sind die neuen Elektroautos des Genfer Autosalons
VW I.D. Vizzion Quelle: Volkswagen
Audi e-tron Quelle: Audi
Porsche Mission E Cross Turismo Quelle: Porsche
Jaguar I-Pace Quelle: Jaguar Land Rover
Hyundai Kona EV Quelle: Hyundai
Renault Zoë R90 Quelle: Renault
Nissan Leaf Quelle: Nissan

Vier dieser Modelle sollen einen Elektroantrieb haben. Den Anfang macht noch in diesem Jahr der e-tron, der für Europa im Brüsseler Werk gebaut und ab 80.000 Euro im Prospekt stehen wird. Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern will Audi mit seinen E-Autos ab dem ersten Tag Geld verdienen. „Profitabel machen wir E-Mobilität dank einzigartiger Synergien“, sagt Stadler. Das soll zum einen durch den Modularen Elektrobaukasten, den Volkswagen für das Kompaktsegment entwickelt, erzielt werden. Zum anderen durch Audis Premium-Architektur, auf der Elektroautos der Mittel- Ober- und Luxusklasse realisiert werden. "Durch die Kooperation mit Porsche reduzieren wird den Entwicklungsaufwand in dreistelliger Millionenhöhe."

Das so gesparte Geld will Audi investieren, etwa in die Entwicklung neuer Mobilitätsdienste und Geschäftsmodelle. So wird der e-tron das erste Serienmodell, bei dem auch nach dem Kauf noch flexibel Extras in den Bereichen Licht, Infotainment oder Assistenzsysteme hinzugebucht werden können. Zudem soll der Miet-Service „Audi on demand“ neue Kunden erschließen. „Das „neue Premium“ definieren unsere Kunden auch darüber, wie nahtlos wir ihr Mobilitätserlebnis mit der digitalen Welt vernetzen“, sagt Stadler. „Weltweit sehen wir ein Premium-Marktvolumen für diese Dienstleistung von rund sechs Milliarden Euro. Daran werden wir unseren Anteil haben.“

Mit dieser Limousine will Audi die Trendwende schaffen
Audi A6 2018 Quelle: Audi
Audi A6 2018 Quelle: Audi
Audi A6 2018 Quelle: Audi
Audi A6 2018 Quelle: Audi
Audi A6 2018 Quelle: Audi
Audi A6 2018 Quelle: Audi
Audi A6 2018 Quelle: Audi

Doch diese Zukunft der Mobilität wird teuer – der Wandel schlägt auf vielen Ebenen des Unternehmens durch. Bis 2022 will Audi mehr als 40 Milliarden Euro investieren, insgesamt zehn Milliarden Euro sollen im laufenden Betrieb eingespart werden. „Wir fahren unser Maßnahmenprogramm zügig und konsequent, werden effizienter und investieren freigespielte Ressourcen in neues, profitables Wachstum“, sagt Finanzvorstand Alexander Seitz. „So konnten wir bei unverändertem Budget bereits vier zusätzliche und neue Modelle auf den Weg bringen.“ Ein Beispiel für die Einsparungen: Beim Kompaktwagen A3 haben die Kunden etwa ein Drittel der möglichen Motor-Getriebe-Kombinationen nur selten bestellt. Beim Nachfolger werden solche Varianten gleich gestrichen und müssen nicht aufwändig an das Modell angepasst werden.

„Am Ende dieses Programms im Jahr 2022 haben wir den umfassendsten Unternehmensumbau in der jüngeren Geschichte von Audi bewältigt“, sagt Stadler. „Wir werden im nächsten Jahrzehnt ein agileres Unternehmen sein, deutlich reicher an neuen Kompetenzen und Partnerschaften.“

Einen Diesel wird Audi dann immer noch im Angebot haben – der den aktuellen Abgasvorschriften entspricht. Für Stadler ist es „sonnenklar“, dass Audi am Verbrenner auch im kommenden Jahrzehnt festhalten wird. „Wir können nicht erwarten, dass morgen die Hälfte unserer Kunden elektrisch fährt“, so der Audi-Chef. „Seien Sie versichert, dass wir aus den Ereignissen gelernt haben und uns jetzt umso mehr auf integres Handeln und eine nachhaltige Zukunft fokussieren.“

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