Automobilexperte: „Volkswagen ist sehr stark in China“
Die Kommunistische Partei verweist gern auf die Privilegien der Uiguren: Sie dürfen mehr Kinder bekommen als Han-Chinesen, für die die Ein-Kind-Ehe die Norm ist, und die Zulassungsbeschränkungen für Universitäten sind lockerer. Peking hat durchaus den Plan, die Region und ihre Bewohner mit wirtschaftlichen Erleichterungen zu fördern. Mit durchschnittlich 6.400 Yuan (800 Euro) im Jahr sind die Einkommen auf dem Land aber gerade einmal halb so hoch wie in Shanghai, doch immerhin 15 Prozent höher als im Vorjahr. Während die Chinesen die schicken, neuen Viertel der Stadt bewohnen, leben die Uiguren in der heruntergekommenen Altstadt.
VW und die Politiker in Urumqi verbreiten Optimismus. Noch werden die Mitarbeiter in anderen VW-Werken in China trainiert, bevor sie in Urumqi arbeiten. Das solle sich langfristig ändern. Zwei Straßen weiter ragt ein neuer Universitäts-Campus in den Steppenhimmel. Hier werden seit September rund 300 Schüler nach dem dualen System zum Mechatroniker und Elektromechaniker ausgebildet.
Doch Zweifel, dass vor allem Uiguren davon profitieren, sind angebracht. „30 Prozent der Schüler sind Uiguren“, sagt der Parteisekretär der Universität, Iskandar Kurban. Eine Gruppe uigurischer Studenten auf dem Campus lacht über die Zahl. „Vielleicht sechs oder sieben“, seien Uiguren, „der Rest sind Chinesen.“
Professor Halik, der Wanderer zwischen den Welten, sagt, dass dies sehr typisch für die Lage in Xinjiang sei. „Auf dem Papier gibt es keine Diskriminierung, im Alltag aber findet sie ständig statt.“ Nur wenige seiner uigurischen Studenten bekämen nach dem Studium einen festen Job, die chinesischen Kommilitonen schon. „Momentan“, so Haliks Resümee, „bestätigt Volkswagen mit seiner Personalpolitik die bestehenden Machtverhältnisse.“