Werner knallhart

Mobilitätswende: Was Städte von Bielefeld lernen können

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Mobilitätswende: Bielefeld geht vorne weg

Als Nächstes auf dem Plan stehen die (in Deutschland wahrscheinlich ab Frühsommer erlaubten) Elektro-Tretroller und für den Stadtrand: Sammeltaxis im Stil von CleverShuttle oder Moia oder BerlKönig. Aber eben made by Stadtwerke Bielefeld, also Mobiel, also FlowBie. Und alles buchbar aus einer App.

Das kenne ich so bislang aus keiner deutschen Millionenmetropole! Bielefeld geht vorne weg. Und das zeigt: Die Mobilitätswende ist in Deutschland kein hipper Großstadtspaß mehr, mit dem man bei seinen Freunden im Schwarzwald für große Augen sorgen kann („Guck mal, was ich hier auf meinem Smartphone habe.…“). Es machen nämlich immer mehr Städte mit.

Man spürt: Da tut sich was. Das eigene Auto wird immer öfter auch in mittleren Städten in Frage gestellt. Mit dem eigenen Auto zu fahren ist nicht mehr automatisch Komfort-Klasse 1. Es ist teuer, die Parkplatzsuche dauert lange und wer mit dem eigenen Auto von A nach B fährt, muss wieder von B abfahren, auch wenn er mittlerweile nach C weitergelaufen ist. Mit den Sharing-Angeboten ist diese Art von Unflexibilität und Zeitverschwendung für immer vorbei. Diese Erkenntnis schlägt einfach durch. Denn wer hier umsteuert, verändert Jahrzehnte lang geübte Alltagsroutinen zum Guten.

Und so kommt es, dass die Leute nicht mehr nur interessiert nachfragen, wenn man sagt: Ich habe kein eigenes Auto. Statt „wie machst du das bloß?“ heißt es mittlerweile: „Ja, ich weiß. Du hast ja recht.“

Wer hingegen erzählt, dass er ein eigenes Auto hat, schiebt mitunter schon direkt nach warum. Naja, wegen der Kinder halt. Und wegen des Arbeitsplatzes am Stadtrand. Und wegen der Ausflüge am Wochenende.

Man muss sich für ein eigenes Auto bitte nicht entschuldigen, aber es zeigt sich: Auto-Deutschland denkt neu. Autos ja. Unbedingt! Schick, topmodern, autonom, elektrisch – her damit! Aber nicht unbedingt in die eigene Garage. In der App reichen sie aus.

Ich freue mich, dass dies nicht nur Mercedes, BMW und Volkswagen verstanden haben, sondern offenbar auch immer mehr kommunale Nahverkehrsunternehmen. So macht die Abkehr von unseren autooptimierten, lauten, stressigen, vollgeparkten Innenstädten nach den Konzepten des 20. Jahrhunderts am Ende uns allen Spaß.

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