An erfahrenem Personal fehlt es Byton nicht. Die Chinesen haben sich vor allem bei BMW bedient: CEO ist Carsten Breitfeld, einst Chefentwickler des BMW i8. Marketing-Chef Henrik Wenders hat auch die Vermarktung der BMW-i-Modelle ersonnen. Das Design der Byton-Modelle stammt aus der Feder von Benoit Jacob, der – Sie ahnen es – auch den i3 und i8 entworfen hat. Und FMC-Präsident Daniel Kirchert war zuvor für den China-Vertrieb von BMW und der Nissan-Tochter Infiniti zuständig.
Über die Kündigungswelle vor anderthalb Jahren war BMW natürlich „not amused“. Groß in Erscheinung getreten ist die Future Mobility Corporation seitdem nicht. Die Schlagzeilen bestimmten chinesische Elektro-Start-ups wie Faraday Future und Nio. Besonders um Faraday Future, im Januar noch mit der Präsentation eines superschnellen Elektro-SUV vorgeprescht, halten sich hartnäckig Gerüchte über Geldprobleme. Wichtige Manager, wie etwa der frühere Ferrari-Nordamerika-Chef Marco Mattiacci, haben das Unternehmen nach nur wenigen Monaten wieder verlassen.
Anstatt auf die schnelle Aufmerksamkeit zu drängen, haben Unternehmen wie Byton dazugelernt. Statt Sprüche klopfen wollen sie mit Produktsubstanz überzeugen. „Man hat vor uns in den vergangenen eineinhalb Jahren nichts gehört, weil wir keine leeren Ankündigungen machen wollten wie viele andere“, so Carsten Breitfeld, „vergangene Woche haben wir mit Byton den Namen unserer Marke verkündet und den Grundstein für unser Werk in Nanjing gelegt.“ Neben dem Standort in China gebe es noch ein Designcenter in München und ein Entwicklungsbüro im Silicon Valley. Das erste Fahrzeug soll im Januar auf der CES in Las Vegas präsentiert werden.
Deutsche Zulieferer in der ersten Reihe
Der Name Byton ist angelehnt an „Bytes on wheels“ – die Software wird hier zum Markenversprechen. Ein Ansatz, den Bernhart für angebracht hält. „Die Differenzierung über Technologie wird zunehmend schwieriger“, sagt der Unternehmensberater. „Künftig wird sich der Markterfolgt eines Automodells viel mehr über die Marke und die User Experience entscheiden.“
Und hier kann es einfacher sein, mit einem weißen Blatt Papier zu starten anstatt das benzingetränkte Erbe der eigenen Unternehmensgeschichte mit sich herumzutragen – siehe Tesla.
Dass die deutsche Autobranche aus dem Fehler gelernt hat, das aufmüpfige Elektro-Start-up aus Kalifornien nicht ernst zu nehmen, wurde auch auf der IAA ersichtlich. Bei der Pressekonferenz saßen Vertreter der wichtigsten Zulieferer in der ersten Reihe. Auch Klaus Bräunig, Geschäftsführer des deutschen Branchenverbands VDA, hatte sich unter das Publikum gemischt. Dieses Mal hören sie alle aufmerksam zu.