Wo sind all die geförderten E-Autos hin? Quelle: imago images

Wirtschaftsministerium Massenhafter Missbrauch: Wird die E-Auto-Förderung bald angepasst?

Die Folgen für Autokäufer wären enorm: Das Bundeswirtschaftsministerium will gegen den Missbrauch der Elektroauto-Förderung vorgehen – und denkt über eine Verlängerung der Mindesthaltedauer nach.

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Das Bundeswirtschaftsministerium will gegen den Missbrauch der Elektroauto-Förderung vorgehen. Zahlreiche E-Autos, die in Deutschland mit einer Kaufprämie von bis zu 9000 Euro gefördert werden, werden nach Ablauf der vorgeschriebenen Haltedauer von sechs Monaten ins Ausland exportiert. „Es ist nicht Sinn der Förderung, dass geförderte Autos nach Ablauf der Mindesthaltedauer regelmäßig ins europäische Ausland weiterverkauft werden und dies zu einem Geschäftsmodell für Händler und Käufer wird“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium der WirtschaftsWoche. „Dieses Problem hat das Bundeswirtschaftsministerium erkannt“, so das Ministerium. Aktuell arbeite das Ministerium an einer Anpassung der Förderung ab 2023: „Dabei werden wir auch die Thematik der Mindesthaltedauer in den Blick nehmen. Es wird auch eine Verlängerung der Mindesthaltedauer geprüft“.

Wie die WirtschaftsWoche aus Kreisen des Ministeriums erfuhr, soll die Mindesthaltedauer von sechs auf zwölf Monate verdoppelt werden. Wer sein gefördertes E-Auto bereits nach weniger als einem Jahr verkaufen wollte, müsste die Förderung zurückzahlen. Das Ministerium geht davon aus, dass der Wertverlust eines Gebrauchtwagens nach zwölf Monaten deutlich höher ist als nach sechs Monaten, so dass der Weiterverkauf ins Ausland unattraktiver werden könnte. Die neuen Regeln sollen ab 2023 gelten.

Lesen Sie die ausführliche Analyse hier: Subventionsabzocke: Wie die Kaufprämie für E-Autos nach hinten los geht

Der Missbrauch der Förderung hat im vergangenen Jahr große Ausmaße angenommen. „Rund 30.000 E-Autos dürften allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres als junge Gebrauchtwagen ins Ausland verkauft worden sein“, sagt Stefan Bratzel, Automobilwirtschaftsprofessor und Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.

Das Institut kann anhand der Zulassungszahlen des vergangenen Jahres erstmals zeigen, wie viele in Deutschland geförderte Autos offenbar ins Ausland exportiert wurden. 2021 könnten es jedes achte der neu zugelassenen E-Autos gewesen sein, so das Ergebnis einer CAM-Studie, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass „der deutsche Staat die Elektromobilität im Ausland fördert“. Konservativ geschätzt, so heißt es dort, „dürften allein im Jahr 2021 bis zu 240 Millionen Euro an staatliche Fördergelder für reine Elektrofahrzeuge nicht zweckgemäß verwendet“ worden sein.

Das CAM hat untersucht, wie viele neue E-Autos in Deutschland erstmals angemeldet wurden (Neuzulassungen) und wie viele E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sind (Fahrzeugbestand): „Ein erheblicher Teil der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen findet sich nicht im Fahrzeugbestand in Deutschland wieder.“ Während zwischen Januar und September 236.695 reine Elektrofahrzeuge neu zugelassen worden seien, habe sich die Elektroflotte in Deutschland nur um 207.435 Fahrzeuge erhöht. Fazit: „Entsprechend fehlen rund 29.260 Elektro-Pkw im Bestand.“

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Es gebe mehrere Ursachen für fehlende Fahrzeuge, etwa wenn sie nach einem Unfall oder einem Defekt verschrottet würden oder auch von Händlern nur kurz zugelassen würden, um sie danach als Gebrauchte günstiger loszuschlagen, sagt Studienautor Bratzel. Bei neuen E-Autos, die größtenteils stark nachgefragt seien, dürften solche Gründe jedoch die Ausnahme sein: „Für die weit überwiegende Zahl kommt als Erklärung nur der Export ins Ausland in Frage.“ Durchschnittlich gehen rund 12 Prozent der E-Autos ins Ausland. Bei manchen Marken ist der Anteil noch höher. Bei Tesla etwa tauchen 19 Prozent der Neuzulassungen später im deutschen Fahrzeugbestand nicht mehr auf. Bei BMW beträgt die Differenz 21 Prozent, bei Volkswagen 11 Prozent.

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