WLTP Die neue Abgasnorm könnte dem Diesel den Rest geben

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Wo das nächste WLTP-Drama droht

Es kann allerdings sein, dass das nächste Drama beginnt, sobald die neuen WLTP-Messdaten bekannt sind. Denn – das legen zumindest die Zahlen von cap hpi nah – im neuen Messverfahren könnten Diesel und Plug-in-Hybride besonders schlecht abschneiden. Cap hpi hat die Abgasmessungen von 600 Fahrzeugmodellen jeweils nach dem bisherigen NEFZ-Test und nach dem neuen WLTP-Test miteinander verglichen. Der CO2-Ausstoß im WLTP-Test ist im Durchschnitt deutlich höher.

Das ist wenig überraschend, denn der WLTP-Test liegt näher am realen Fahrverhalten als der frühere NEFZ-Test. Was bei der cap-hpi-Studie aber überrascht, sind die Werte für die einzelnen Antriebsarten: Die WLTP-Werte von Benzinern sind durchschnittlich um sieben Prozent höher, bei den Dieseln dagegen steigt der CO2-Wert um 13 Prozent. Gewöhnliche Hybride, die etwa von Toyota millionenfach verkauft werden und im Prinzip besonders sparsame Benziner sind, legen unter WLTP-Messung um acht Prozent zu. Die von deutschen Herstellern favorisierten, deutlich aufwändigeren Plug-in-Hybride dagegen zeigen einen Anstieg um satte 27 Prozent.

Decken sich diese Zahlen mit den Messungen der deutschen Hersteller? „Eine pauschale Aussage, dass die Verbrauchsangaben bei Modellen mit Dieselmotor stärker ansteigen als bei Benzinern lässt sich aus unserer Sicht nicht treffen“, heißt es dazu vorsichtig bei Daimler. BMW weicht der Frage nach einem höheren Anstieg aus und erklärt nur, dass „die Aussagekraft der Ergebnisse (von cap hpi) nur sehr schwer einschätzbar“ sei. Volkswagen äußerte sich nicht.

Diese Autos sind WLTP zum Opfer gefallen
BMW M3 Quelle: BMW
BMW M550i Quelle: BMW
BMW Siebener Quelle: BMW
BMW X5 Quelle: BMW
BMW X6 Quelle: BMW
BMW 430i xDrive Quelle: BMW
BMW 6er Gran Coupé Quelle: BMW

Der Diesel ist durch den Abgasskandal schwer unter Druck geraten. Die Verkäufe von Neuwagen sind von 50 auf etwa 30 Prozent Marktanteil eingebrochen, viele gebrauchte Diesel sind nicht oder nur mit großen Preisabschlägen verkäuflich. Dennoch halten deutsche Autobauer an der Technik fest. Ihr Hauptargument: Der Diesel sei dank eines etwas geringeren CO2-Ausstoßes klimafreundlicher als Benziner. Dieser Klimavorteil ist so klein, dass bei einer ökologischen Gesamtbetrachtung dem Benziner der Vorzug gegeben werden sollte, heißt es beim Umweltbundesamt. Trotzdem ist das Klimaargument der Strohhalm, an den sich deutsche Dieselfreunde derzeit klammern. Sollte der WLTP-Test die CO2-Werte der Diesel nach oben katapultieren, wäre womöglich dieses letzte Argument pro Diesel zunichte.

Der Vorstand eines deutschen Autobauers sieht schon das nächste Problem für den Selbstzünder heraufziehen. Es könnte sein, sagt er, dass die Manager großer Fahrzeugflotten sich vom Diesel abwenden: „Sie bekommen meist sehr strenge Vorgaben zum CO2-Ausstoß ihrer Flotte“, so der Automanager. „Wenn der Diesel wegen WLTP schlechter abschneidet, ist er tot.“ Denn: Die wichtigsten Abnehmer für große, teure Diesel seien Firmen mit ihren Fahrzeugflotten. Aus diesem Grund habe man in seinem Konzern vor dem „CO2-Thema“ eine „Riesenangst“.

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