ZF und ElringKlinger mit Verlusten Autozulieferer erwarten keine schnelle Erholung

ZF Friedrichshafen ist wegen des Automarkteinbruchs in der Coronakrise im ersten Halbjahr in die roten Zahlen gerutscht – und ist nicht der einzige Autozulieferer mit Quartalsverlust. Quelle: dpa

Corona drückt Autozulieferer wie ZF und ElringKlinger in die roten Zahlen. Schnell dürften sie es nicht aus der Krise schaffen. Braucht es deshalb nun neue Hilfen der Bundesregierung für die Autoindustrie?

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Der drittgrößte deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen ist wegen des Automarkteinbruchs in der Coronakrise im ersten Halbjahr in die roten Zahlen gerutscht. Der Umsatz sackte um 27 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro ab, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Operativ belief sich der Verlust auf 177 Millionen Euro. Die operative Marge betrug damit minus 1,3 Prozent nach 3,5 Prozent im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich machte ZF einen Verlust von 911 Millionen Euro. Nach vorübergehenden Werksschließungen während des Shutdowns im Frühjahr werde die Produktion kontinuierlich überall hochgefahren, erklärte ZF-Chef Wolf-Henning Scheider. Durch Kostensenkungen und die vor allem in China einsetzende Erholung des Zuliefergeschäfts könne der Stiftungskonzern am Jahresende ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern erreichen.

Ähnlich wie die anderen großen Zulieferer Bosch und Continental erwartet ZF eine nur langsame Erholung der Autoindustrie. Die Lage der Weltwirtschaft bleibe angespannt, erklärte Scheider. „ZF erwartet keine Erholung des Marktes auf das Niveau von 2019 in den nächsten drei Jahren.“ Durch die Coronakrise beschleunige sich die schon länger laufende Transformation in der Autoindustrie. „Wir erwarten, dass die Elektrifizierung jetzt noch schneller kommt“, sagte Scheider.

Auch Zulieferer ElringKlinger ist durch den weltweiten Einbruch der Autoproduktion wieder in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich stand im zweiten Quartal ein Minus von 35,5 Millionen Euro, wie das Unternehmen aus Dettingen/Erms am Freitag mitteilte. Das zweite Quartal 2019 hatte ElringKlinger auch schon mit einem Verlust abgeschlossen, damals waren es aber nur 8,6 Millionen Euro.

Auch beim Umsatz musste das Unternehmen als Folge der Coronakrise kräftig Federn lassen. Die Erlöse gingen um fast 42 Prozent auf gut 252 Millionen Euro zurück. Vor allem in Europa und Nordamerika waren die Einbußen groß, in Asien dagegen liefen die Geschäfte im zweiten Quartal schon wieder deutlich besser. Auch habe ElringKlinger erneut besser abgeschnitten als der Markt insgesamt, hieß es.

Trotz eines Verlusts auch auf Halbjahressicht zeigte sich Vorstandschef Stefan Wolf insgesamt noch ganz zufrieden. „Trotz der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie sind unsere Halbjahreszahlen vergleichsweise robust“, sagte er. „Das liegt auch an den Maßnahmen im Konzern, mit denen wir schnell auf die globale Ausbreitung reagiert haben, und am guten ersten Quartal.“

Das Programm zur Effizienzsteigerung liege auf Kurs, auch wenn Erfolge derzeit nicht auf allen Ebenen sichtbar würden. Einen Jahresausblick zu geben, gestalte sich allerdings immer noch schwierig. Man gehe weiterhin davon aus, bei der Umsatzentwicklung auch am Jahresende über der allgemeinen Marktentwicklung zu liegen. Die operative Marge werde „erkennbar“ unter Vorjahresniveau liegen. 2019 hatte das Verhältnis von operativem Ergebnis zum Umsatz bei 3,7 Prozent und damit schon am unteren Ende der anvisierten Bandbreite gelegen.



Für Zulieferunternehmen wie ZF und ElringKlinger forderte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil in der WirtschaftsWoche zuletzt weitere Hilfen von der Bundesregierung. „Ich befürchte, dass wir bis zum Herbst noch viele schlechte Nachrichten aus der Automobilindustrie hören werden – und zwar ganz unabhängig davon, ob es eine zweite große Infektionswelle geben wird“, sagte der SPD-Politiker der Wirtschaftswoche. Weil betonte, er mache sich derzeit „weniger Sorgen um die großen Autokonzerne, sondern vielmehr um die zahlreichen kleinen und mittleren Zulieferbetriebe“. Er sei deshalb „der festen Überzeugung, dass wir weitere Hilfen für diese deutsche Schlüsselindustrie dringend benötigen“.

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