Zukunft von Opel Was PSA-Chef Tavares mit Opel vorhat

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Eine Zuversicht, die nicht mehr jeder Opel-Mitarbeiter teilt

PSA hat bei der Sanierung vorgelegt. In der Logik der Franzosen müssen die deutschen Werke folgen. Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug positioniert sich schon einmal dagegen, er sieht gar keinen Grund für weitere Zugeständnisse seitens der Opel-Belegschaft. Er pocht auf gültige Tarifverträge der IG Metall, die PSA übernommen hat und in denen die Belegschaft bereits bis zum Jahr 2020 fast 270 Millionen Euro Einspar-Zusagen abgegeben habe. „Der einzige, der nicht geliefert hat, ist das Unternehmen. Das Management muss jetzt endlich einen Plan vorlegen.“

Doch das dürfte noch dauern, äußern will sich Tavares dazu nicht. Axel Schmidt sieht das Problem der teuren Opel-Produktion aber nicht ausschließlich in den Werken selbst. „Opel hat nicht nur ein Kosten-, sondern auch ein Mengenproblem“, sagt der Branchenexperte. „Opel-Werke wie in Eisenach oder Saragossa sind zwar nicht per se zu teuer, können aber aufgrund der niedrigen Auslastung im internen Kostenvergleich nicht mit den PSA Werken mithalten.“

Im vergangenen Jahr hat Opel rund 1,1 Millionen Fahrzeuge verkauft. Dafür sind die Werke überdimensioniert. Die freien Kapazitäten mit Fahrzeugen von Peugeot oder Citroen zu nutzen, ist auch keine echte Alternative, denn dann würde die Auslastung der französischen Werke sinken. Die Auslastung kann also vorerst nur mit höheren Stückzahlen verbessert werden. Doch wer soll plötzlich mehr Opel-Modelle kaufen?

Die Antwort scheint simpel: In jene Länder zu exportieren, in denen Opel unter der Herrschaft von General Motors nicht verkaufen durfte. Vorschnellen Wachstumsfantasien schiebt Tavares einen Riegel vor. „Es ist nicht so einfach, in den Export zu gehen“, sagt der PSA-Chef. Die Fahrzeuge müssen technisch angepasst werden, zum Teil wegen der Regularien, zum Teil wegen der Kundenwünsche. Das kostet – und muss mit einem möglichen Verkaufspreis nüchtern gegengerechnet werden.

„In dem kommenden Monaten werden unsere Regional-Manager einen Fünf-Jahres-Plan für Opel vorlegen, wie viele Autos sie wo verkaufen wollen“, sagt Tavares. „Ich kenne meine Leute, das werden ambitionierte Pläne sein. Michael [Lohscheller, Anm. d. Red.] und ich werden dann abwägen.“ Diesen Weg hält auch Accenture-Experte Schmidt für richtig. „Kurzfristig lassen sich die Verkäufe nur durch Preisnachlässe ankurbeln, was wiederum schlecht für die Ertragslage ist. Opel fehlt der Markt, indem die anderen Marken extrem stark gewachsen sind: China.“

Ob es gleich China wird, will Tavares nicht kommentieren, sondern verweist auf die Gespräche in den kommenden Monaten. Fakt ist: Opel muss wachsen. Trotz Anflügen von Skepsis, die zwischen den Worten mitschwingt, und wiederkehrenden Gerüchten, dass er von Opel genervt sei, gibt sich Tavares offiziell weiter optimistisch. „Ich bin sehr happy mit Opel, weil da gute Leute sind“, sagt er. „Wenn wir unseren PACE-Plan umsetzen, bin ich zuversichtlich, dass wir den Turnaround schaffen.“

Eine Zuversicht, die vermutlich nicht mehr jeder Opel-Mitarbeiter teilt.

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