Zulieferer bewerten Autohersteller Porsche ist Zulieferers Liebling

Wachsender Kostendruck und immer höhere Forderungen belasten das Verhältnis zwischen Autoherstellern und Zulieferern. Eine Studie, die der WirtschaftsWoche vorliegt, zeigt, wie sehr sich die Stimmung verschlechtert hat.

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Produktion eines Porsche. Quelle: dpa

Der Fall Prevent hat nicht nur die Automobilbranche in Aufregung versetzt. Zur Erinnerung: Ein Hersteller von Sitzbezügen sowie ein Produzent von Getriebeteilen – beide unter dem Dach der Prevent-Gruppe - haben die Lieferung an Volkswagen eingestellt und damit einen Produktionsstopp provoziert. Erstmals bekam die Öffentlichkeit  dadurch einen Einblick in das angespannte Verhältnis zwischen Autohersteller und Zulieferer. Was sich zwischen Auftraggeber und -nehmer abspielt, bleibt ansonsten im Verborgenen. Aus gutem Grund, denn viele der Praktiken liegen jenseits dessen, was man als Umgangsformen des „ehrbaren Kaufmanns“ bezeichnen würde. Umso aufschlussreicher ist die Umfrage der Münchener Unternehmensberatung goetzpartners, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt.

Mehr als 100 mittelständische Betriebe wurden gebeten, die Beziehung zu ihren Auftraggebern zu bewerten. Wo herrschen Fairness und Respekt? Wem geht es ausschließlich um den Preis? „Das Ranking hat sich deutlich verändert“, sagt Wolfram Römhild, Autor der Studie und Leiter des Bereichs Industrie & Automotive bei der Münchener Beratung goetzpartners, „die Zufriedenheit ist insgesamt deutlich gesunken“. Selbst der Experte zeigt sich überrascht, „wie stark die deutschen Premiumhersteller in der Bewertung abgesackt sind.“

Die Betriebe vergaben Schulnoten an ihre jeweiligen Auftraggebern (1 = sehr gut, 6 = ungenügend). Porsche schneidet mit einer 2,2 am besten ab, gefolgt vom schwedischen Premiumhersteller Volvo und Mercedes. Bei Mercedes kritisieren die Zulieferer vor allem die Zusammenarbeit in der Konzeptphase und der Serienfertigung. Am schlechtesten schneiden in der Umfrage VW und Opel ab. „Das verwundert in Anbetracht der angespannten Lage bei VW wenig“, sagt Römhild. Opel habe offenkundig einzig auf die Profitabilität geachtet - dafür mussten die Zulieferer bluten.

Zufriedenheit der Zulieferer mit den Autoherstellern

Im Vergleich zu 2013 verlieren vor allem die deutschen Premiumhersteller BMW, Mercedes und Audi deutlich an Ansehen. Denn Porsche wurde nur unwesentlich besser als 2013 bewertet, dafür aber BMW, Mercedes und Audi deutlich schlechter. „Die neue Abgasnormen setzen die Hersteller unter enormen Druck. Das bekommen die Zulieferer immer mehr zu spüren“, erklärt Römhild. Größter Aufsteiger war Volvo. Dort habe man stark am Projektmanagement und der Kommunikation gefeilt.

Kein Geld für neue Ideen

Die Gründe für die Unzufriedenheit sind zahlreich. Die Hersteller brauchen zu lange bis Entscheidungen über Änderungen vorliegen, Forderungen und Gegenleistung stehen in einem schlechten Verhältnis, die Ansprechpartner beim Kunden bringen oft nicht die nötige fachliche Qualifikation für den Austausch mit dem Zulieferer mit - und der Kostendruck ist immens.

60 Prozent der Hersteller honorieren Innovationen durch Neuaufträge. Klingt fair, doch oft ist der Neuauftrag meist Druckmittel, um die Kosten beim aktuellen Projekt weiter zu senken. „Man muss eher von einem Lockmittel, denn einer Belohnung sprechen“, sagt Römhild.

Nur zwölf Prozent der Hersteller belohnen Zulieferer-Innovationen mit besseren Margen. „Insgesamt geht die Bereitschaft der Hersteller für Innovationen zu bezahlen deutlich zurück“, beobachtet Römhild.

Gefragt danach, welcher Kunde Innovationen am meisten Wertschätzung entgegen bringt, entscheiden sich die meisten für die britische Jaguar-LandRover-Gruppe. Auch Porsche macht einen Sprung nach oben. Audi und BMW/Mini folgen in geringem Abstand.

Römhild sieht den Schlüssel zu mehr Miteinander in agileren Projektteams und besserer Kommunikation. „Damit wäre schon viel gewonnen.“

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